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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

B2.1.1 Geschäftsklima und Anbieterstrukturen im Fokus des wbmonitor

Die wbmonitor Umfrage zeigt, dass das wahrgenommene Geschäftsklima in der Weiterbildung stark vom Hauptfinanzier282 des Anbieters abhängig ist Schaubild B2.1.1-1. Besonders deutlich wird dies bei überwiegend durch Betriebe sowie von Arbeitsagenturen finanzierten Anbietern. Während sich das Weiterbildungsklima im Vergleich zum Vorjahr insgesamt stabilisiert und in Teilen sogar deutlich verbessert hat, brechen die vorwiegend durch Arbeitsagenturen finanzierten Weiterbildungsanbieter in ihrer Einschätzung stark ein und erreichen mit -23 erstmals negative Werte. Für das kommende Jahr wird ein weiterer wirtschaftlicher Rückgang erwartet (-32) Tabelle B2.1.1-1.

E wbmonitor Klimawert

Der wbmonitor Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Unterrichtsstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.

Hintergrund der den Abwärtstrend des Vorjahres fortsetzenden Einschätzung des Weiterbildungsklimas durch die überwiegend durch Arbeitsagenturen finanzierten Anbieter dürften die im zweiten Jahr in Folge rückläufigen Förderungen durch die Bundesagentur für Arbeit sein (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011). Im Bereich der beruflichen Weiterbildung (Rechtskreis SGB II / III) verringerte sich der Bestand stetig von 210.000 Förderfällen im Mai 2009 auf 165.000 im Mai 2011. Der Zugang zu diesen Maßnahmen hatte sich 2011 im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um 40 % verringert, die übliche leichte Frühjahrsbelebung war ausgeblieben (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2011, eigene Berechnungen). Folgen für die Anbieter sind rückläufige Teilnehmerzahlen und damit einhergehend finanzielle Einbußen.

Völlig anders wird das Weiterbildungsklima durch jene Anbieter wahrgenommen, die sich vorwiegend durch Betriebe finanzieren. Während die Stimmung im Jahr 2009 erheblich unter den Folgen der Finanzund Wirtschaftskrise litt und mit +29 einen Tiefpunkt erreichte, knüpfen sie 2011 mit einem Klimawert von +66 an die Zeiten vor der Krise an und erwarten eine noch bessere Entwicklung für die Zukunft (+71). Diese Entwicklung folgt dem Trend des ifo-Geschäftsklima- Indexes für das Dienstleistungsgewerbe (vgl. ifo Institut 2012) auf einem deutlich höheren Niveau sowie der Entwicklung des Bruttoinlandsproduktes (vgl. Statistisches Bundesamt 2012).

Auch Anbieter, die sich überwiegend durch Teilnehmende finanzieren sowie durch Kommune, Land, Bund und / oder EU, folgen diesem positiven Trend. Beide Gruppen zeigen einen leichten Anstieg beim Klimawert, bewegen sich aber auf deutlich niedrigeren Niveaus. Anbieter mit Kommune, Land, Bund und / oder EU als Hauptfinanzier erreichen beim Weiterbildungsklima einen Wert von +8 (2010: +5), diejenigen, die sich überwiegend durch Teilnehmende finanzieren, sogar einen Wert von +36 (2010: +31). Während die überwiegend durch Kommunen, Länder, Bund und / oder EU finanzierten Anbieter für 2012 eine Stagnation ihrer wirtschaftlichen Situation erwarten, versprechen sich die überwiegend teilnehmerfinanzierten eine weitere Verbesserung.

Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor Klimawerte von 2007 bis 2011
Schaubild B2.1.1-1 (barrierefrei)


Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung der wbmonitor Klimawerte von 2007 bis 2011

Themen in der Weiterbildung

Im Folgenden werden Besonderheiten des Themenspektrums der Weiterbildungsanbieter in Bezug auf Anbietertypen und Finanziers vorgestellt.283

E wbmonitor – Themen in der Weiterbildung

Die Anbieter aktualisieren jährlich ihre Angaben zum Themenangebot. In der allgemeinen Weiterbildung werden die folgenden 7 Themenbereiche / -felder (neben einer offenen Kategorie für sonstige Angebote) abgefragt: Grundbildung, Schulabschlüsse (für Erwachsene); IT-Grundwissen; Sprachen, interkulturelle Kompetenz; Gesellschaft, politische Bildung, Religion, Umwelt; Kunst und kulturelle Bildung, Gestalten; Gesundheit, Wellness; Familie, Gender, Generationen. Für die berufliche Weiterbildung stehen 6 Bereiche zur Verfügung (sowie eine offene Kategorie für sonstige Angebote): Führungs- / Managementtraining, Selbstmanagement, Soft Skills; berufsbezogene Fremdsprachen; berufsbezogenes IT-Wissen (auch CNC und Programmierung); kaufmännische Weiterbildung; technische Weiterbildung (inkl. gewerblicher und naturwissenschaftlicher); soziale, medizinische, pflegerische, pädagogische Weiterbildung.

Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2011
Tabelle B2.1.1-1 (barrierefrei)


Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2011

Private, kommerzielle Anbieter weisen unter allen Anbietertypen die geringste durchschnittliche Anzahl an Themenbereichen auf, denen sie ihre Veranstaltungen zuordnen. In der allgemeinen Weiterbildung sind es 2,1 und in der beruflichen 3,1 Themenbereiche.284

Eine Konzentration auf bestimmte Themenfelder gibt es für diesen Anbietertyp jedoch nicht. Es vereint sie nur ein unterdurchschnittliches Angebot der 3 allgemeinen Weiterbildungsthemen Gesellschaft, Kultur und Familie (jeweils 12 % bis 19 % der Anbieter) sowie andererseits die knapp überdurchschnittliche Präsenz von Managementtrainings (69 % der Anbieter).

Volkshochschulen sind dagegen der Inbegriff für thematische Vielfalt in der deutschen Weiterbildungslandschaft, und sie heben sich damit von allen anderen Anbietertypen ab. Mit rd. 7,2 Themen sind sie in fast allen Feldern der allgemeinen Weiterbildung aktiv, und mit rd. 4,9 von 7 Themen ist ihr Engagement in der beruflichen Weiterbildung thematisch breiter als bei allen anderen Typen.

Die anderen Anbietertypen (private, gemeinnützige Anbieter; betriebliche Bildungseinrichtungen; berufliche Schulen; Fach- / Hochschulen, Akademien; wirtschaftsnahe Einrichtungen; Einrichtungen der Kirchen, Parteien, Gewerkschaften etc.) ordnen ihre Veranstaltungen durchschnittlich 2,9 allgemeinen und 3,4 beruflichen Themenfeldern zu.

Interessante Unterschiede zeigen sich, wenn man die einzelnen Anbieter nach jenen Themenbereichen gruppiert, denen sie ihre Veranstaltungen zuordnen. Anbieter von Managementtrainings finanzieren sich stärker über Betriebe und seltener über Arbeitsagenturen (durchschnittliche Finanzierungsanteile 25 % bzw. 16 %). Höhere Finanzierungsanteile der Arbeitsagenturen verzeichnen dagegen die Anbieter von technischen (27 %), kaufmännischen (23 %) sowie von IT-Weiterbildungen (Grundlagen und berufsbezogene Ausrichtung je 23 %) und von berufsbezogenen Fremdsprachen (22 %) bzw. Grundbildung (25 %). Anbieter von kultureller und Gesundheitsbildung erreichen die höchsten durchschnittlichen Finanzierungsanteile von Teilnehmenden / Selbstzahlern (41 % bzw. 38 %).

Gruppiert man die einzelnen Anbieter nach ihren Hauptfinanziers (von denen sie mindestens 50 % ihrer Einnahmen erhalten), weisen insbesondere überwiegend durch Arbeitsagenturen finanzierte Anbieter mit durchschnittlich 4,5 besetzten Themenfeldern in der beruflichen Weiterbildung eine hohe Diversität auf, die in Zusammenhang mit dem Aufwand für das Anerkennungs- und Zulassungsverfahren Weiterbildung (AZWV) stehen könnte (vgl. BIBB-Datenreport 2011, Kapitel B2.1.2). Überdurchschnittlich durch Betriebe finanzierte Anbieter zeichnen sich dagegen durch eine Konzentration ihres Angebotes auf durchschnittlich 1,6 Themen in der allgemeinen und 3,0 Themen in der beruflichen Weiterbildung aus.

(Meike Weiland, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Fußnoten

282 Mindestens 50 % der Einnahmen in der Weiterbildung stammen aus dieser Finanzierungsquelle.

283 Die Kategorien „auch im Angebot“ und „ein Angebotsschwerpunkt“ wurden zusammengefasst und den Angaben zu „nicht im Angebot“ gegenübergestellt.

284 BIBB / DIE wbmonitor Umfrage 2011. Basis der hochgerechneten Werte je nach Thema zwischen n = 215 und n = 1.046 Anbietern.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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