Seit vielen Jahren ermittelt das BIBB die Kosten und den Nutzen der dualen Berufsausbildung für Betriebe. Bisher wurden 4 Erhebungen für die Jahre 1980, 1991, 2000 und 2007 durchgeführt. Die nächste Befragung ist für das Referenzjahr 2012 geplant.
In der Erhebung für das Jahr 2007 wurden in rund 3.000 Ausbildungsbetrieben aller Branchen und Betriebsgrößenklassen die Ausbildungskosten und -erträge sowie Informationen zum Übernahmeverhalten der Betriebe und (möglicherweise) eingesparten Personalgewinnungskosten bei der Einstellung von Fachkräften vom externen Arbeitsmarkt abgefragt. 198 Pro Auszubildendem fallen im Jahr 2007 in den Betrieben in Deutschland im Durchschnitt Bruttokosten in Höhe von 15.288 € an. Durch die produktiven Leistungen der Auszubildenden entstehen Erträge von 11.692 €, die 76 % der Bruttokosten decken. Nach Abzug der Erträge von den Bruttokosten ergeben sich Nettokosten von 3.596 €, die ein ausbildender Betrieb im Durchschnitt pro Jahr und pro Auszubildendem aufbringt Tabelle A9.3-1. Bei Übernahme eines Auszubildenden können Betriebe zusätzlich von der Ausbildung profitieren (z. B. durch das Einsparen von Personalgewinnungskosten, die bei der Einstellung von Fachkräften über den externen Arbeitsmarkt anfallen). Werden darüber hinaus noch weitere Nutzenaspekte wie Imagegewinn oder die Verringerung des Risikos von Fehleinstellungen berücksichtigt, ist davon auszugehen, dass der Gesamtnutzen die während der Ausbildung anfallenden Kosten für einen Großteil der Betriebe mehr als aufwiegt. In dem aktuellen Forschungsprojekt „Ausbildungskosten und ihr Einfluss auf Erwerbsverläufe und Betriebserfolg“199 wird insbesondere die Nutzenperspektive für Betriebe und Individuen in den Blickpunkt gestellt. Hierzu werden die Daten der Kosten-Nutzen-Erhebung weiter ausgewertet und mit Betriebs- und Individualdaten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung verknüpft.
Das Statistische Bundesamt nutzt die Daten der BIBB-Erhebung von 2007 bei der Erstellung des Budgets für Bildung, Forschung und Wissenschaft200 für die Schätzung der Ausgaben der betrieblichen Ausbildung im dualen System. Es verwendet jedoch nicht die Brutto- oder Nettokosten, sondern die sogenannten Bildungsprozesskosten.201 Hierzu zählen die Personalkosten der Ausbilder, die Anlage- und Sachkosten und die sonstigen Kosten. Die Personalkosten der Auszubildenden werden nicht berücksichtigt, da sie als Kompensation für die geleistete produktive Arbeit der Auszubildenden verstanden werden und daher nicht unmittelbar bildungsrelevant sind. Die budgetrelevanten Ausgaben betragen somit 5.797 € je Auszubildendem Tabelle A9.3-1. Zur Ermittlung der Gesamtausgaben wird dieser Wert mit der Zahl der Auszubildenden in den Betrieben multipliziert. Es ergibt sich ein Betrag von rund 8,5 Mrd. €, der 2007 für die betriebliche Ausbildung aufgewandt wurde. Da das Budget jährlich berechnet wird, die Kosten-Nutzen-Erhebungen jedoch in größeren Zeitabständen durchgeführt werden, werden für die Zwischenjahre die Ergebnisse auf der Basis der vorliegenden BIBB-Daten und ergänzender Informationen fortgeschrieben: Hierfür werden die Bildungsprozesskosten je Auszubildendem bzw. je Auszubildender mit der Veränderung des Preisindex des Bruttoinlandsprodukts zwischen dem Erhebungsjahr 2007 und dem jeweiligen Berichtsjahr des Budgets sowie der Zahl der Auszubildenden im jeweiligen Jahr geschätzt.
Zu den Ausgaben für die betriebliche Ausbildung werden noch die Ausgaben für die überbetriebliche und außerbetriebliche duale Ausbildung und ausbildungsrelevante Zuschüsse der Bundesagentur für Arbeit (rund 2,3 Mrd. €) addiert. Insgesamt werden im Bildungsbudget Ausgaben für die duale Ausbildung in Höhe von 10,8 Mrd. € ausgewiesen Tabelle A9.3-2. Dies entspricht 0,4 % des BIP. Die öffentlichen Haushalte tragen 3 Mrd. € zur Finanzierung bei, die restlichen 7,8 Mrd. € entfallen auf den privaten Bereich. Im Vergleich zu den Jahren 2000 und 2005 haben sich diese Ausgaben verringert.
(Gudrun Schönfeld, Felix Wenzelmann)