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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

A6.2 Die Entwicklung dualer Studiengänge zwischen 2004 und 2010

Als dualer Studiengang wird ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen bezeichnet. Von den klassischen Studiengängen unterscheidet sich ein duales Studium durch einen höheren Praxisbezug, der je nach Studiengang und Hochschule variiert. Im Rahmen eines Kooperationsvertrages zwischen der Hochschule oder Akademie und dem Unternehmen werden die Lerninhalte eng aufeinander abgestimmt. Zwischen dem / der Studierenden und Betrieb besteht eine vertragliche Bindung in Form eines Ausbildungs-, Arbeits- oder Praktikantenvertrages.

Die kontinuierliche Zunahme der in AusbildungPlus bundesweit erfassten dualen Studiengänge wurde im vergangenen Jahr noch einmal gesteigert. Zum 30. April 2010 wurden in der Datenbank 776 Angebote registriert; das sind gegenüber dem Vorjahr rund 9 % mehr (AusbildungPlus in Zahlen, Trends & Analysen 2010). Genauso wie das Angebot ist auch die Nachfrage nach dualen Studiengängen in den letzten Jahren stetig gestiegen. In Tabelle A6.2-1 wird die Entwicklung des Angebots und der Nachfrage nach ausbildungs- und praxisintegrierenden dualen Studiengängen von 2004 bis 2010 dargestellt.

Tabelle A6.2-1: Duale Studiengänge von 2004 bis 2010

Tabelle A6.2-1

E Duale Studiengänge

Duale Studiengänge sind durch eine Kombination der Lernorte Betrieb und Hochschule bzw. Akademie gekennzeichnet. Unterschiede gibt es bei Art und Umfang der Praxisphasen. Dementsprechend erfolgt in der Literatur eine Einteilung in ausbildungsintegrierende, praxisintegrierende und berufsintegrierende (Bund-Länder-Kommission für Bildungsplanung und Forschungsförderung 2003) oder zusätzlich in berufsbegleitende duale Studiengänge (Mucke 2003).

Ausbildungs- und praxisintegrierende duale Studiengänge sind Angebote für die berufliche Erstausbildung und richten sich an Abiturienten bzw. Interessenten mit Fachhochschulreife. Berufsintegrierende und berufsbegleitende duale Studiengänge sind auf die berufliche Weiterbildung ausgerichtet und sprechen Studieninteressierte an, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit ein Studium absolvieren möchten.

Die 4 Typen von dualen Studiengängen lassen sich wie folgt klassifizieren:

  • Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden eine berufliche Erstausbildung mit einem Studium an einer Hochschule oder Akademie. Voraussetzung hierfür ist ein Ausbildungsvertrag mit einem Unternehmen.
  • Praxisintegrierende duale Studiengänge kombinieren ein Studium mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit, oder im Verlauf des Studiums sind unterschiedlich lange Praxisphasen integriert. Für die Immatrikulation wird ein Praktikanten- oder Arbeitsvertrag mit einem Unternehmen benötigt.
  • Berufsintegrierende duale Studiengänge verbinden ein Studium mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit. Für die Zulassung zu diesem Studientyp ist ein Arbeitsvertrag notwendig.
  • Berufsbegleitende duale Studiengänge kombinieren ein Studium mit einer beruflichen Vollzeittätigkeit. Im Unterschied zu Fernstudiengängen leisten die Betriebe einen dem Studium förderlichen Beitrag (z. B. Freistellungen von der Arbeit oder Bereitstellungen von Arbeitsmöglichkeiten) (Mucke 2003).

Die Entwicklung der dualen Studienangebote begann in den 70er-Jahren. In dem sogenannten Stuttgarter Modell wurde 1972 erstmals die Idee, akademische Bildung und eine praxisnahe Ausbildung in einem Studiengang zusammenzufassen, dargestellt. Mit der Gründung der Berufsakademie Baden-Württemberg im Jahr 1974 auf Basis des Stuttgarter Modells wurde ein weiterer Grundstein für die positive Entwicklung dieses Bildungsganges gelegt.

Ebenfalls gestiegen ist die Anzahl der beteiligten Unternehmen und die der teilnehmenden Studierenden. Derzeit sind nach Auswertung der Datenbank von AusbildungPlus über 50.732 Studierende in einem dualen Studiengang eingeschrieben. Die Anzahl der Ausbildungsangebote von Betrieben ist auf rund 28.336 angewachsen. Betrachtet man das Jahr 2004, so lässt sich festhalten, dass das Angebot (Tabelle A6.2-1, Spalte 2) seitdem um rund 51 % zugelegt hat. Diese Zunahme wirkt sich auch auf die Kooperationen und die Anzahl der Studierenden aus. Ab 2004 haben die Betriebe ihr Angebot um über 55 % ausgeweitet; die Zahl der Studierenden hat um rund 24 % zugenommen.

E AusbildungPlus

Die Datenbank AusbildungPlus ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung. Sie bietet seit dem Jahr 2001 einen Überblick über bundesweite Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation und über ausbildungs- und praxisintegrierende duale Studiengänge (http://www.ausbildungplus.de).

Anbieter

Zu den Anbietern von dualen Studiengängen zählen Fachhochschulen, Universitäten, Berufsakademien, die duale Hochschule Baden-Württemberg (ehemals Berufsakademie) und die Wirtschafts- und Verwaltungsakademien (VWA). Letztere sind privatrechtliche Bildungseinrichtungen, die eine duale Abiturientenausbildung anbieten. Hierbei wird eine kaufmännische Berufsausbildung mit einem betriebswirtschaftlichen Studium verbunden. Die Absolventen dieser Ausbildung erwerben aber nicht immer einen akademischen oder gleichgestellten Abschluss, da die Wirtschafts- und Verwaltungshochschulen keine staatlich anerkannten Hochschulen sind. Erst durch Kooperationen mit staatlich anerkannten Hochschulen oder Akademien können sie einen akademischen Abschluss verleihen. In Tabelle A6.2-1 wurden im Jahr 2010 nur solche Angebote der VWAs erfasst, die die staatlich anerkannten Abschlüsse anbieten. Dadurch erklärt sich auch der starke Rückgang im Angebot der VWAs, den Tabelle A6.2-2 zeigt.

Hauptanbieter von dualen Studiengängen sind laut AusbildungPlus die Fachhochschulen, die Berufsakademien sowie die Duale Hochschule Baden-Württemberg. Die höchste Wachstumsrate hatten dabei von 2004 bis 2009 mit rund 81 % die Berufsakademien Tabelle A6.2-2. Duale Studiengänge an Berufsakademien, die die Abschlussbezeichnung „Bachelor“ führen und akkreditiert sind, sind hochschulrechtlich nach dem KMK-Beschluss vom 15. Oktober 2004 den Bachelorabschlüssen der Hochschulen gleichgestellt. Im vergangenen Jahr wurde die Duale Hochschule Baden-Württemberg gegründet. Sie ist aus den Berufsakademien des Landes entstanden. In der Folge ist das Angebot der Berufsakademien 2010 zurückgegangen. Dagegen haben die Angebote der Fachhochschulen in den vergangenen Jahren um rund 42 % zugenommen, während bei den Universitäten ein Rückgang zu verzeichnen ist.

Tabelle A6.2-2: Anbieter von dualen Studiengängen von 2004 bis 2010

Tabelle A6.2-2

Schaubild A6.2-1: Anteil der Abschlüsse (in %)

Schaubild A6.2-1

Abschlüsse

Insgesamt gesehen haben sich die neuen Studienabschlüsse Bachelor und Master auch bei den dualen Studiengängen durchgesetzt. Über 90 % der bei AusbildungPlus erfassten dualen Studiengänge sind auf die neuen Abschlüsse umgestellt. Überwiegend werden die Abschlüsse Bachelor of Arts, Bachelor of Engineering und Bachelor of Science sowie das herkömmliche Diplom verliehen Schaubild A6.2-1.

Tabelle A6.2-3: Fachrichtungen von dualen Studiengängen von 2004 bis 2010

Tabelle A6.2-3

Tabelle A6.2-4: Regionale Verteilung dualer Studiengänge von 2004 bis 2010

Tabelle A6.2-4

Fachrichtungen

Die meisten dualen Studiengänge in der Datenbank von AusbildungPlus sind den Fachbereichen Wirtschaftswissenschaften, Informatik und Maschinenbau / Verfahrenstechnik zugeordnet Tabelle A6.2-3. Über 40 % des Gesamtangebots der Jahre 2004 bis 2010 entfallen dabei auf die Wirtschaftswissenschaften. Das Schwerpunktfach ist hierbei die Betriebswirtschaftslehre. Dies schlägt sich auch in einer großen Anzahl von Studierenden und beteiligten Betrieben nieder. Die Mehrzahl der Studierenden kombiniert ein Betriebswirtschaftsstudium mit einer kaufmännischen Ausbildung (z. B. Industriekaufmann / -frau).

Die Fächer Informatik und Maschinenbau / Verfahrenstechnik verzeichnen jeweils über 14 % des Gesamtangebots. Diese Studiengänge werden hauptsächlich mit einer technischen Ausbildung wie beispielsweise zum / zur Industriemechaniker / -in kombiniert. Grundsätzlich ist aber auch eine Kombination mit einer kaufmännischen Ausbildung möglich.

In den letzten 2 Jahren waren die meisten Zuwächse bei den sogenannten MINT-Fächern (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften, Technik) festzustellen. Im vergangenen Jahr entfielen von 64 neu hinzugekommenen Studiengängen alleine 48 auf diese Fächer.

Bei Betrachtung der regionalen Verteilung des Angebots von dualen Studiengängen lässt sich festhalten, dass es in Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Sachsen die meisten Angebote gab Tabelle A6.2-4.

Insgesamt ist ersichtlich: Immer mehr Betriebe bieten ihre Kooperation an, und auch die Studierenden schreiben sich vermehrt für duale Studiengänge ein. Dies bestätigt den Trend, dass duale Studiengänge an Attraktivität gewinnen.

(Andrea Stertz)

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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