B1.1 Betriebliche Weiterbildungsbeteiligung und Weiterbildungsquote
Das Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) hat auf Basis des IAB-Betriebspanels das betriebliche Weiterbildungsgeschehen untersucht. In diesem Panel werden Betriebe berücksichtigt, soweit sie mindestens einen sozialversicherungspflichtig Beschäftigten haben. Nachfolgend werden die Ergebnisse zum Indikator Weiterbildungsbeteiligung und dem Indikator Weiterbildungsquote dargestellt. Weitere Indikatoren, ergänzende Informationen und methodische Erläuterungen sind einer Expertise des IAB zu entnehmen vgl. Kapitel A5.9.2 235.
Welche Betriebe bilden ihre Beschäftigten weiter, wie viele Betriebe nutzen diese Möglichkeit der Personalentwicklung? Die Darstellung der Weiterbildungsbeteiligung anhand von 2 Indikatoren vermittelt einen Eindruck über die Verbreitung der betrieblichen Weiterbildung in Deutschland. Das IAB-Betriebspanel stützt sich bei der Erfassung der Weiterbildung auf die direkte Befragung von Betrieben. Es berücksichtigt dabei Weiterbildungsaktivitäten, die ganz oder teilweise von den Betrieben finanziert bzw. durch Freistellung von Beschäftigten unterstützt wurden.
E Weiterbildungsbeteiligung
Der Indikator Weiterbildungsbeteiligung bezieht die Anzahl der Betriebe, die im 1. Halbjahr eines Jahres weiterbildungsaktiv waren, auf die Anzahl aller Betriebe in Deutschland.
Weiterbildungsquote
Der Indikator Weiterbildungsquote wird als Quotient der Summe aller an Weiterbildungsmaßnahmen partizipierenden Mitarbeiter/-innen im 1. Halbjahr (Zähler) und der Summe aller Mitarbeiter/-innen zum Stichtag der Befragung (Nenner) ermittelt.
Weiterbildungsbeteiligung
Hinsichtlich der allgemeinen Verbreitung betrieblicher Weiterbildung Übersicht B1.1-1 ist festzustellen, dass die Weiterbildungsaktivität in Deutschland in den letzten Jahren leicht, aber stetig zugenommen hat. Gegenüber dem Wert von 2001 fand eine Erhöhung um gut 10 Prozentpunkte statt. Dieses Wachstum ist sowohl in den alten als auch in den neuen Ländern zu beobachten, wobei die Quote in den neuen Ländern stets leicht über den Werten der alten Länder lag, zuletzt rund 4 Prozentpunkte. Im Jahr 2007 waren es demnach insgesamt rund 45 % der Betriebe in Deutschland, die als weiterbildungsaktiv gelten können.
Bei der Differenzierung nach Betriebsgröße werden 2 Phänomene deutlich: Zunächst ist festzustellen, dass die Weiterbildungsaktivität positiv mit der Betriebsgröße korreliert. Während in kleineren Betrieben nur etwa 37 % der Betriebe Weiterbildung anbieten oder unterstützen, steigert sich dies bis zu den Großbetrieben, die nahezu alle weiterbildungsaktiv sind (95 %). Dies ist insofern nicht überraschend, als es naheliegt, dass größere Betriebe eher als kleinere in jedem Jahr mindestens einen Beschäftigten bei einer Weiterbildung unterstützen, da sie z. B. mehr Einstellungen und daher mehr Einarbeitungen haben. Der Vergleich zwischen alten und neuen Ländern ergibt weiterhin, dass die Beteiligung bei den kleinen Betrieben mit unter 10 Beschäftigten, aber auch bei der nächsten Betriebsgrößenklasse in den neuen Ländern etwas höher als in den alten Ländern ausfällt. Eine Betrachtung der Entwicklung seit 2001 zeigt schließlich, dass die oben angesprochene Zunahme der Weiterbildungsaktivität auf eine Zunahme der Aktivität bei den mittleren Betrieben, vor allem aber auch bei den kleinen Betrieben zurückzuführen ist.236
Übersicht B1.1-1: Weiterbildungsaktivität nach Betriebsgröße, alte und neue Länder (in %)
Quelle: IAB-Betriebspanel 2001–2007
Weiterbildungsquote
Häufig wird darauf hingewiesen, dass kleinere Betriebe zwar seltener weiterbilden, wenn sie aber Weiterbildungsmaßnahmen durchführen, werden relativ mehr Mitarbeiter/-innen beteiligt. Um diese These zu überprüfen, wird nachfolgend die Weiterbildungsquote, also der Anteil der in Weiterbildung einbezogenen Beschäftigten, aller Betriebe verglichen.
Aus Übersicht B1.1-2 geht hervor, dass im Jahr 2007 gut 22 % der Beschäftigten in Weiterbildungsmaßnahmen einbezogen waren. Die Unterscheidung zwischen qualifizierten Beschäftigten und Beschäftigten in einfachen Tätigkeiten bestätigt ein auch in anderen Zusammenhängen immer wiederkehrendes Muster: „Wer hat, dem wird gegeben.“ So machen die Daten des IAB-Betriebspanels deutlich, dass es vor allem die qualifizierten Beschäftigten sind, die von den betrieblichen Bildungsbemühungen profitieren.
Dasselbe qualifikationsspezifische Muster zeigt sich bei einer Differenzierung nach alten und neuen Ländern. Insgesamt erweist sich dabei aber auch, dass die Weiterbildungsquote in den neuen Ländern höher ausfällt, wobei der Unterschied knapp 6 Prozentpunkte beträgt.
Die Betrachtung der Weiterbildungsquote nach unterschiedlichen Betriebsgrößenklassen verdeutlicht, dass die Betriebsgröße keinen signifikanten Einfluss hat Tabelle B1.1-1. Vergleicht man diesen Befund mit dem Ergebnis zur Weiterbildungsbeteiligung der Betriebe, kann man festhalten, dass kleinere Betriebe zwar seltener weiterbilden, wenn sie sich aber für Weiterbildung entscheiden, den großen Betrieben hinsichtlich der Reichweite der Maßnahme in der Belegschaft in nichts nachstehen und deren Quote sogar übertreffen.
(Jens Stegmaier, Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung, Nürnberg)
Übersicht B1.1-2: Weiterbildungsquote nach Qualifikationen, alte und neue Länder (in %)
Quelle: IAB-Betriebspanel 2001–2007