B4 Fernlernen
Seit 25 Jahren werden Daten zum Fernunterricht bei den Fernlehrinstituten erhoben (Fernunterrichtsstatistik); weiteres Datenmaterial liegt bei der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) vor. Somit ist der Fernunterricht vorbildlich im Weiterbildungsbereich, jedenfalls was Datenbasis und Indikatoren zu den Teilnehmenden, Anbietern und Informationen zu Lernangeboten angeht.
Das Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) hat im Jahr 2008 wieder die Daten gesammelt und aufbereitet. Insgesamt gesehen wächst dieser Weiterbildungsbereich seit Jahren kontinuierlich hinsichtlich Teilnehmenden, Anbietern und Lernangeboten. Beispielsweise ist im Zeitraum von 2003 bis 2007 die Zahl der Teilnehmenden am Fernunterricht um 34,9 % gestiegen, die Zunahme der Anbieter von Fernlehrgängen liegt im Zeitfenster von 2000 bis 2008 bei 59,0 %.
E Fernunterrichtsstatistik
Die Anbieterbefragung zu den Teilnehmenden in 2007 hat das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung (DIE) erstmalig im Rahmen der Verbundstatistik durchgeführt. Zuvor hatte jeweils das Statistische Bundesamt (StBA) die jähr lichen Daten erhoben. Im Jahr 2007 wurden 331 Fernlehr institute nach ihren Teilnehmern und Teilnehmerinnen in den Themenbereichen befragt. Geantwortet haben 129 Institute, das entspricht einer Rücklaufquote von 39,0 %. Fehlende Angaben zu der Gesamtzahl der Teilnehmenden wurden in Kooperation von DIE und ZFU geschätzt und hochgerechnet. Da alle großen Institute an der Befragung teilnahmen, sind etwa 86 % der Teilnehmenden am Fernunterricht in der Auswertung erfasst. Die Gesamtzahl der Teilnehmenden ist nicht stichtagsbezogen, sondern über das Jahr summiert (Jahreszeitraum 01.01–31.12.2007).
Die Daten zu den Fernlehrinstituten und den Fernlernangeboten sind vorwiegend von der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) bereitgestellt worden. Der jährliche Stichtag dieser Daten ist der 01.08, die zuletzt erfassten Daten sind vom 01.08.2008.
Nach der hier verwendeten Definition wird zwischen Fernunterricht, Fernstudium und Fernlernen unterschieden.
Fernunterricht: Nach der Definition des Fernunterrichtsschutzgesetzes (FernUSG) ist Fernunterricht die auf vertraglicher Grundlage erfolgende, entgeltliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, bei der der Lehrende und der Lernende ausschließlich oder überwiegend räumlich getrennt sind und der Lehrende oder sein Beauftragter den Lernerfolg überwachen (§ 1 Abs. 1 FernUSG). Lehrgänge, die unter diese Definition fallen, müssen in der Regel bei der Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) zugelassen werden (§§12, 13, 19 FernUSG).
Fernstudium: Fernstudium unterscheidet sich vom Fernunterricht in der Weise, dass die schulischen Anforderungsvoraussetzungen der Teilnehmenden in der Regel höher sind, meistens Fachhochschul-/Hochschulreife, und die Kurse von den Hochschulen durchgeführt werden. Die Fernstudienangebote unterliegen den gesetzlichen Bestimmungen der Studien- und Prüfungsordnungen der Hochschulen.
Fernlernen: Hierunter fallen die zuvor genannten Lernformen Fernunterricht und Fernstudium, aber auch offene Lernangebote wie Teilbereiche des Blended Learning.
Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Fernunterricht
Im Jahr 2007 haben 129 Unternehmen die Erhebungsunterlagen zurückgesandt und meldeten 218.850 Teilnehmende. Für die 202 Institute, vorwiegend kleinere Institute, die sich an der Erhebung nicht beteiligt haben, schätzte die Zentralstelle für Fernunterricht erfahrungsgestützt eine Teilnahmeanzahl von rd. 36.000, sodass insgesamt hochgerechnet auf das gesamte Jahr von rd. 255.000 Teilnehmenden am Fernunterricht auszugehen ist.
Im Vergleich zum Vorjahr ergibt das eine Zunahme der Teilnehmenden von 8,3 %. In dem Zeitraum von 2003 bis 2007 ergab sich insgesamt eine Zunahme von Teilnehmenden von 65.874 (+34,9 %). Die Entwicklung der Gesamtzahl der Teilnehmenden im Zeitraum 2003 bis 2007 zeigt Schaubild B4-1. Die Themenbereiche Technik (+17,7 %), Freizeit, Gesundheit und Haushaltsführung (+7,6 %) und Pädagogik, Psychologie (+5,0 %) legen gegenüber dem Vorjahr zu, andere Themenbereiche wie Sprachen (-16,8 %) und EDV-Lehrgänge (-9,8 %) verlieren an Anteilen. Die Verteilung der Teilnehmenden nach Themenbereichen im Jahr 2007 zeigt Schaubild B4-2.
Wie im Vorjahr befinden sich 35,3 % der Teilnehmenden in Lehrgängen, die auf einen anerkannten Abschluss (öffentlich-rechtliche oder staatliche Prüfung) vorbereiten. In den Jahren zuvor betrugen diese Anteile: 2006 (35,3 %), 2005 (36,0 %), 2004 (33,3 %) und 2003 (34,4 %).
Der Anteil von Frauen ist mit 53 % gegenüber den Jahren zuvor erneut gestiegen: 2006 (52 %), 2005 (51 %), 2004 (49 %) und 2003 (48 %).
Betrachtet man die Altersstruktur der Teilnehmenden, so ergeben sich gegenüber dem Vorjahr nur geringe Veränderungen Schaubild B4-3. Die maximalen Zu- bzw. Abnahmen in den Altersgruppen liegen zwischen +1,0 % (35- bis 40-Jährige) und -1,4 % (20- bis 25-Jährige). Die Gruppen der Jüngsten – bis unter 20 Jahren – und die der Ältesten – 50 und mehr Jahre – sind statistische Randgruppen mit Anteilen von 4,2 % und 5,0 % an der Gesamtheit. Seit 2004 zeigt die Verteilung weitgehend stabile Anteile der unterschiedlichen Altersgruppen, und die maximalen Veränderungen liegen bei unter ±2,0 %.
Schaubild B4-1: Teilnehmende am Fernunterricht – Gesamtzahlen 2003–2007 (absolut)
Quelle: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Statistisches Bundesamt, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Schaubild B4-2: Fernunterrichtsteilnahme nach Themenbereichen 2007 (in %)
Quelle: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Schaubild B4-3: Fernunterrichtsteilnahme nach Altersgruppen 2007 ( in %)
Quelle: Deutsches Institut für Erwachsenenbildung, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Fernlehrgänge – Angebot
Im Vergleich zum Vorjahr hat die Anzahl der Fernlehrgänge zugenommen: 2007 wurden 2.029 Fernlehrgänge angeboten; im Jahre 2008 wurden insgesamt 2.087 zugelassene Fernlehrgänge am Markt angeboten. Das Angebot erhöhte sich damit um 58 Lehrgänge (+2,9 %). Von den 2.087 Fernlehrangeboten beziehen sich 1.424 (68,2 %) auf den berufsbildenden Bereich und 663 (31,8 %) auf den allgemeinbildenden Bereich. Die Entwicklung der Anzahl der Fernlehrangebote von 2000 bis 2008 ist Schaubild B4-4 zu entnehmen.
Die Dauer der Lehrgänge ist sehr unterschiedlich: 65,6 % der Lehrgänge haben eine Dauer von bis zu 12 Monaten, 26,1 % der Lehrgänge haben eine Lehrgangsdauer von 12 bis 24 Monaten, und 8,3 % der Lehrgänge überschreiten 24 Monate Lehrgangsdauer. Insgesamt haben etwa zwei Drittel der angebotenen Lehrgänge eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten.
Bei der Mehrzahl der Lehrgänge sind neben dem schriftlichen Lehrmaterial (Lehrbriefe, Fachbücher, Arbeits- und Anleitungshefte u. a.) netzgestützte Elemente integriert. Dabei ist die Spannbreite der netzgestützten Fernlehrgänge sehr groß: Sie reicht von Lehrgängen, bei denen nur die Kommunikation zwischen den Lernenden sowie zwischen Lernenden und Betreuenden netzgestützt ist, bis zu Fernlehrgängen, bei denen die Teilnehmenden während des Lernprozesses ständig untereinander online sind.
Von den 2.087 Lehrgängen bereiten 1.350 Angebote (64,7 %) auf eine Prüfung vor, 737 Angebote (35,3 %) bieten keinen Prüfungsabschluss an. Die Art der jeweiligen Prüfungsabschlüsse ist dem Schaubild B4-5 zu entnehmen.
Schaubild B4-4: Fernlehrangebote – Gesamtzahl und Anteile der Allgemein- und Berufsbildung, 2000–2008 (absolut)
Quelle: Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Schaubild B4-5: Art der Abschlüsse bei Fernlehrangeboten 2008 (in %)
Quelle: Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Fernlehrinstitute – Anbieter
Die Anzahl der Fernlehrinstitute hat weiter zugenommen: 2007 waren es 335, 2008 hat sich die Anzahl um 10 auf insgesamt 345 erhöht (+3,0 %). Insgesamt hat sich von 2000 bis 2008 die Anzahl der Institute um 128 (+59,0 %) erhöht Schaubild B4-6.
Die Marktsituation258 ist folgendermaßen gekennzeichnet:
- 7 Anbieter bzw. 5,4 % haben jeweils mehr als 5.000 Teilnehmende, insgesamt betreuen diese 7 Anbieter rd. 79,0 % aller Teilnehmenden am Fernunterricht.
- 9 Anbieter bzw. 7,0 % haben jeweils 1.000 bis 5.000 Teilnehmende, zusammen sind hier 11,7 % der Teilnehmenden eingeschrieben.
- Die restlichen 87,6 % der Institute betreuen nur noch 9,3 % der Teilnehmer und Teilnehmerinnen am Fernunterricht.
Schaubild B4-6: Fernlehrinstitute – Gesamtzahl, 2000–2008 (absolut)
Quelle: Staatliche Zentralstelle für Fernunterricht, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung
Teilnehmende am Fernstudium
Im WS 2007/2008 waren insgesamt 60.133 Fernstudierende259 und Studienanfänger/-innen bei den Fernuniversitäten und Fernfachhochschulen eingeschrieben. Darunter waren 55.801 Deutsche (92,8 %) und 4.332 Ausländer (7,2 %). Eine Unterteilung der Studierenden nach dem Anteil des Geschlechts ergibt folgendes Bild: 60,3 % Männer und 39,7 % Frauen. (Fernstudium)
Eine Differenzierung nach Fernstudienart ergibt: Bei den Fernuniversitäten waren 40.378 Studierende (67,1 %) eingeschrieben, und die Fernfachhochschulen betreuten 19.755 (32,9 %) Fernstudierende.
Entwicklungstendenzen im Fernlernen
In 2007 wurde vom BIBB eine Anbieterbefragung zu aktuellen Entwicklungstendenzen im Fernlernen bei 438 Fernlehrinstituten durchgeführt.260 Dabei standen Entwicklungstrends, die Mediennutzung, Aspekte zur Qualitätssicherung und -entwicklung sowie der Einsatz netzgestützter Technologien im Vordergrund. Die wesentlichen Entwicklungstrends, die aus dieser Umfrage abgeleitet werden können, sind nachfolgend kurz zusammengefasst: (Fernlernen)
- Traditionelle Printmedien werden zunehmend durch netzgestützte elektronische Medien und Kommunikationsinstrumente ergänzt bzw. ersetzt, da sie oft einen Mehrwert gegenüber „traditionellen“ Angeboten bieten.
- Die Herausforderung bei der zukünftigen Konzipierung von Angeboten liegt einerseits bei der didaktischen Aufbereitung der Lerninhalte, beispielsweise der Verzahnung mit den klassischen Lernformen, sowie bei der Integration von „sinnvollen“ Web-2.0-Technologien.
- Die Modularisierung beim Fernlernen wird noch weiter zunehmen, d. h., die Dauer der Lehrgänge wird sich verkürzen.
- Der Konzentrationsprozess auf dem Markt sowie der Konkurrenzdruck unter den Anbietern werden weiter zunehmen.
(Erwin Maier)