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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

A6.1 Berufsvorbereitungsjahr, Berufsgrundbildungsjahr, Berufsfachschulen

Berufliche Schulen des hier untersuchten Schulsegments hatten seit Mitte der Neunzigerjahre einen nahezu kontinuierlichen Anstieg der Schülerzahlen zu verzeichnen. So stieg die Schülerzahl von 2000/2001 bis 2006/2007 um rund 30 %. Am stärksten gestaltete sich dabei der Anstieg in den Berufsfachschulen (BFS) (+36 %). Mittlerweile sinken die Schülerzahlen in allen dieser 3 schulischen Berufsbildungsangebote, im Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) schon seit 2004/2005, im Berufsvorbereitungsjahr (BVJ) seit 2005/2006. Der stärkste Rückgang der Schülerzahlen zeigte sich an BFS; von 2006/2007 auf 2007/2008 ist die Schülerzahl in BFS um rund 36.000 bzw. 6,3 % gesunken Schaubild A6.1-1.

Schaubild A6.1-1: Entwicklung der Schüler/-innen in Berufsgrundbildungsjahr, Berufsvorbereitungsjahr und Berufs fachschulen insgesamt – Schuljahre 1993/94 bis 2007/08

Schaubild A6.1-1
Quelle: Statistisches Bundesamt, eigene Berechnungen

Berufsvorbereitungsjahr 2007/2008194

Das BVJ ist ein einjähriger Ausbildungsgang, der zumeist in Vollzeitform195 angeboten wird und die Jugendlichen auf die Anforderungen einer beruflichen Ausbildung vorbereiten soll. Eine deutliche Mehrheit der Teilnehmer verfügt über keinen Hauptschulabschluss, was ihre Chancen auf dem Ausbildungsstellenmarkt stark einschränkt. Der Hauptschulabschluss kann jedoch während des Berufsvorbereitungsjahrs nachgeholt werden. Auch Berufsvorbereitungsmaßnahmen mit innovativen Elementen (Dualisierung berufsvorbereitender Lehrgänge an den Lernorten Schule bzw. außerbetriebliche Ausbildungsstätte und Betrieb) gehören statistisch seit dem Schuljahr 1999/2000 zum Berufsvorbereitungsjahr. 196

Im Schuljahr 2007/2008 befanden sich rund 62.100 Jugendliche und junge Erwachsene im BFJ Tabelle A6.1-1. Knapp zwei Drittel (37.900 = 61,1 %) der Teilnehmer am BVJ waren männlich, mehr als zwei Drittel der Jugendlichen (68 %) waren beim Einstieg in das BVJ 16 oder 17 Jahre alt, rund 5.100 – das ergibt einen Anteil von 8,3 % – waren bereits 19 Jahre oder älter, unter den Älteren mehr als die Hälfte in den neuen Ländern. 10.900 (= 17,5 %) waren Ausländer. Mehr als zwei Drittel (68 %) der Schülerinnen und Schüler hatten noch keinen allgemeinen Schulabschluss erworben.

Von den Absolventen des Schuljahres 2006/2007 erwarben 16.300 Jugendliche im BVJ einen Hauptschulabschluss, einige wenige (knapp 200) einen mittleren Bildungsabschluss. Immerhin sind das rund 70 % aller Schülerinnen und Schüler des Vorjahres, die vor dem BVJ noch über keinen allgemeinen Schulabschluss verfügten. Damit erreichte diese schulische Bildungsmaßnahme vor allem bei denjenigen ein Ziel, die vorher noch keinen Abschluss hatten. Von 1992 bis 2002 hatte die Zahl der Schüler im BVJ kontinuierlich zugenommen. Bis 2004 blieb sie weitgehend auf dem erreichten Stand. Seit 2005 ist die Schülerzahl rückläufig, aktuell (2007/2008) mit sogar knapp 10.000 Schülerinnen und Schülern gegenüber dem vorigen Schuljahr, ein Rückgang von 13,7 %. Mit Ausnahme des Saarlands und von Niedersachsen und Bremen sind in allen Ländern die Schülerzahlen gegenüber dem vorigen Schuljahr zurückgegangen. Den stärksten Rückgang der Schülerzahlen verzeichnete Baden-Württemberg, wo sich die Schülerzahl im BVJ nahezu halbierte (von 12.300 auf 6.800, ein Minus von 44,9 %). Ansonsten wurden vor allem in den neuen Ländern deutliche Rückgänge ermittelt: in Sachsen-Anhalt (-19,3 %), Mecklenburg-Vorpommern (-14,3 %), Sachsen (-13,2 %) und Thüringen (-12,6 %). Die Länder bieten das BVJ in unterschiedlichem Ausmaß an. Die meisten Schüler kommen 2007/2008 aus Niedersachsen (7.100), Baden-Württemberg (6.800) Sachsen (6.200) und Bayern (6.200). Im Saarland (600), Bremen (1.000) und Schleswig-Holstein (1.800) sind die niedrigsten Teilnehmerzahlen zu vermelden. In Brandenburg wird das BVJ nicht angeboten.

E Berufsvorbereitungsjahr (BVJ)

Das BVJ ist ein besonderer einjähriger bzw. zweijähriger Bildungsgang. Hier werden Jugendliche ohne Ausbildungsvertrag auf eine berufliche Ausbildung vorbereitet. Der Unterricht erfolgt in Vollzeit- oder Teilzeitform (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).

Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) 2007/2008

46.000 Schülerinnen und Schüler besuchten im Schuljahr 2007/2008 ein BGJ Tabelle A6.1-1. Gegenüber dem Vorjahr (48.000) bedeutet das einen Rückgang um 4,0 %. Sieben von zehn Schülern (70 %) waren männlich. Nur jeder zehnte Jugendliche hatte noch keinen allgemeinen Schulabschluss erworben. 7 von 10 Teilnehmern besaßen einen Hauptschulabschluss, 20 % einen höheren allgemeinen Bildungsabschluss. Jeder Neunte war Ausländer. Die höchsten Schülerzahlen wiesen die Berufsfelder Metalltechnik (10.500), Ernährung und Hauswirtschaft (7.000), Holztechnik (6.800) und Bautechnik (4.200) auf. Insgesamt 28.400 BGJ-Absolventen des Schuljahres 2006/2007 hatten eine Abschlussprüfung bestanden. Darunter befanden sich 3.900 Jugendliche, die noch einen Hauptschulabschluss nachholen konnten, und 3.800 Schülerinnen und Schüler, die auf diesem Weg einen mittleren Bildungsabschluss erwarben.

In den neuen Ländern kommt dem schulischen Berufsgrundbildungsjahr – mit Ausnahme von Sachsen mit 2.900 und Sachsen-Anhalt mit knapp 1.700 Schülerinnen und Schülern in diesem Schuljahr – eine verhältnismäßig geringe Bedeutung zu. Im Schuljahr 2007/2008 stammten 10,0 % der Schüler des BGJ aus den neuen Ländern. Dort wird es 2007/2008 auch nur in Sachsen, Sachsen-Anhalt und in Berlin (hier in unbedeutendem Umfang) angeboten. In den alten Ländern ist das BGJ am stärksten in Nordrhein- Westfalen (20.400) und Niedersachsen (11.200 Schülerinnen und Schüler) vertreten. Bezogen auf das gesamte Bundesgebiet stammen mehr als zwei Drittel aller BGJ-Teilnehmer aus diesen Ländern. In einigen Länder wie z. B. Baden-Württemberg ist die Zahl besonders niedrig. In Baden-Württemberg wird die berufliche Grundbildung häufiger in der BFS erworben, wobei dadurch auch ein Einstieg in höhere Ausbildungsjahre erleichtert werden soll.

Einen deutlich überdurchschnittlichen Rückgang der Schülerzahlen gegenüber dem vorigen Schuljahr gab es in Sachsen (-29,7 %), Hessen (-23,6 %) und Sachsen-Anhalt (-14,4 %). Einen – dazu noch deutlichen – Anstieg verzeichnete nur Nordrhein-Westfalen (+11,2 %).

E Schulisches Berufsgrundbildungsjahr (BGJ) 2007/2008

Schüler und Schülerinnen im schulischen BGJ erhalten eine berufsfeldbezogene Grundbildung (in den Berufsfeldern Metalltechnik, Elektrotechnik, Wirtschaft und Verwaltung). Der Unterricht wird in Vollzeitform durchgeführt. Ist der Besuch erfolgreich, kann er auf die Berufsausbildung im dualen System durch eine Verkürzung der Ausbildungszeit angerechnet werden.

Berufsfachschulen (BFS) 2007/2008

Die Zahl der Schülerinnen und Schüler in BFS 197 ist im Schuljahr 2007/2008 nach einem längeren Zeitraum kontinuierlicher Anstiege erstmals wieder rückläufig. Sie betrug 530.300 und lag damit um 6,3 % unter dem Vorjahresergebnis. Rund 36.000 Schüler weniger als im vorigen Schuljahr wurden in den BFS gezählt Tabelle A6.1-2.

59 % der Berufsfachschüler – wie im vorigen Schuljahr – waren junge Frauen. In den neuen Ländern besuchten anteilsmäßig mehr Frauen die BFS. Der Frauenanteil bewegte sich dort – mit Ausnahme von Berlin und Brandenburg – zwischen 60 % und 75 % und damit auf höherem Niveau als in den alten Ländern (Anteile zwischen 50 % und 60 %). Dort wurde nur in Bayern (77 % Frauenanteil) und Niedersachsen (64 %) ein deutlich höherer Wert ermittelt.

In den neuen Ländern ist die Zahl der Berufsfachschüler um 7,0 % gegenüber dem Vorjahr zurückgegangen. Sie erreichte im Schuljahr 2007/2008 rund 116.200 Schülerinnen und Schüler gegenüber 125.000 im Schuljahr 2006/2007. In den alten Ländern sank die Zahl der Berufsfachschüler gegenüber dem vorigen Schuljahr um rund 27.000 Schülerinnen und Schüler auf 441.200, ein Rückgang um 6,2 %.

Von den Anfängerinnen und Anfängern dieses Ausbildungsgangs besaßen mehr als die Hälfte (54,1 %) einen mittleren Bildungsabschluss, 4,6 % eine Studienberechtigung. 37,9 % verfügten über einen Hauptschulabschluss.

Knapp jeder zehnte Jugendliche an BFS (9,8 %) hatte nicht die deutsche Staatsangehörigkeit.

Im Schuljahr 2007/2008 besuchten rund 271.800 Berufsfachschüler (51,3 %) die BFS mit dem Ziel, einen beruflichen Abschluss zu erwerben. Der Anteil war gegenüber dem Vorjahr (50,1 %) leicht angestiegen. Differenziert man nach den mit dem Schulbesuch angestrebten Abschlüssen, so entfielen 43,9 % (Vorjahr 42,4 %) auf einen Abschluss außerhalb und 7,4 % (Vorjahr 7,2 %) auf einen Berufsabschluss innerhalb des Berufsbildungsgesetzes bzw. der Handwerksordnung. Das Verhältnis zwischen berufsqualifizierenden Abschlüssen innerhalb und außerhalb BBiG/HwO hat sich somit kaum verändert vgl. Kapitel A6.2.

20,7 % der Berufsfachschüler erhielten eine berufliche Grundbildung, die zugleich zum Realschulabschluss führte, 19,5 % eine Grundbildung, die den Realschulabschluss bereits voraussetzt. Der Anteil der Schüler, die eine berufliche Grundbildung erhielten, die sowohl in Hinblick auf die Eingangsvoraussetzung als auch auf den Abschluss unterhalb des Realschulabschlusses blieb, belief sich auf 8,6 %.

BFS in den neuen Ländern vermitteln in der Regel einen beruflichen Abschluss. Der Anteil der Schüler, die mit dem Schulbesuch auch einen Berufsabschluss anstreben, betrug im Schuljahr 2007/2008 91 % (in den alten Ländern 40 %). Die restlichen 9 % der Schüler befanden sich zumeist in Schulen, die eine berufliche Grundbildung vermitteln und auf den Realschulabschluss ausgerichtet sind. Wie im Westen handelt es sich dabei mehrheitlich um Ausbildungsgänge, die nach Ländergesetzen und nicht nach dem Berufsbildungsgesetz (BBiG) oder der Handwerksordnung (HwO) geregelt sind. Der Anteil der Berufsausbildung nach BBiG und HwO betrug rund 20,7 % aller vollqualifizierenden Ausbildungsgänge an BFS in den neuen Ländern, ein Rückgang um einen Prozentpunkt gegenüber dem Vorjahr. In den alten Ländern betrug der Anteil der Schülerinnen und Schüler mit einer Berufsausbildung nach BBiG und HwO an allen vollqualifizierenden Ausbildungsgängen 10,5 % und stieg gegenüber dem Vorjahr um 0,9 Prozentpunkte an.

(Klaus Schöngen)

E Berufsfachschulen (Schulaufsicht liegt bei den Kultusministerien)

BFS sind Schulen mit voller Wochenstundenzahl und mindestens einjähriger Schulbesuchsdauer, die in der Regel freiwillig nach Erfüllung der Vollzeitschulpflicht zur Berufsvorbereitung oder auch zur vollen Berufsausbildung ohne vorherige praktische Berufsausbildung besucht werden können. In den einzelnen Bundesländern gibt es vielfältige Formen von BFS mit unterschiedlichem Qualifikationsniveau. An einigen Schulen wird auch Teilzeitunterricht angeboten (Statistisches Bundesamt, Fachserie 11, Reihe 2).

Fußnoten

194 Das Schuljahr 2007/08 begann am 1. August 2007 und endete am 31. Juli 2008.
195 In Berlin, Bremen, Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Rheinland-Pfalz, Sachsen und Thüringen auch in Teilzeitform.
196 Vgl. Berufsbildungsbericht 2001, Kapitel 2.4.1.
197 Ohne Berufsgrundbildungsjahr, jedoch einschließlich der Berufsfachschulzweige an den freien Waldorfschulen.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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