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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

B2.2.1 Berufliche Weiterbildung an Volkshochschulen

In vielen Bundesländern sind die Volkshochschulen per Landesgesetz diejenigen Weiterbildungseinrichtungen, die eine Grundversorgung der erwachsenen Bevölkerung mit Weiterbildung sicherstellen bzw. wesentlich dazu beitragen sollen. In mehreren Landesweiterbildungsgesetzen werden die Volkshochschulen (VHS) explizit als kommunaler Träger der Grundversorgung mit Weiterbildung genannt (z. B. Nordrhein-Westfalen, Niedersachsen, Mecklenburg- Vorpommern, Thüringen), in anderen werden sie neben anderen Trägern erwähnt (z. B. Rheinland- Pfalz); in wieder anderen Bundesländern werden sie nicht im Weiterbildungsgesetz genannt (z. B. Sachsen-Anhalt), oder es gibt kein Weiterbildungsgesetz (z. B. Hamburg). Auch wenn grundsätzlich der Bund für die berufliche Weiterbildung verantwortlich ist, während die Länder die Verantwortung für allgemeine und politische Weiterbildung innehaben (vgl. Deutscher Bildungsrat 1970, S. 51), schließen die bestehenden Landesgesetze in der Regel neben allgemeiner und politischer Weiterbildung auch die berufliche Weiterbildung ein (für einen Überblick über die Landesgesetze siehe Grotlüschen u. a. 2009, S. 358; zur Einordnung der Landesregelungen in das Gesamtsystem der Erwachsenenbildung siehe Nuissl 2009). Insgesamt sind die Volkshochschulen in allen Bundesländern als öffentlich geförderte Weiterbildungseinrichtungen vertreten und bieten ein thematisch breit gefächertes Bildungsangebot, das in großen Teilen ohne Zugangsbeschränkungen der gesamten Bevölkerung offensteht (vgl. Süssmuth / Sprink 2009, S. 473 ff.).

Die VHS-Statistik erfasst als bundesweite Statistik des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) und seiner Mitgliedseinrichtungen seit 1962 die personelle und finanzielle Ausstattung der VHS sowie das Angebot in verschiedenen Veranstaltungsarten, Unterrichtsstunden und Belegungen; die statistische Erhebung wird jährlich vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) durchgeführt.252 Die thematische Zuordnung der Veranstaltungen der VHS erfolgt in der seit 1998 bestehenden Systematik der sechs sog. Programmbereiche: (1) Politik – Gesellschaft – Umwelt, (2) Kultur – Gestalten, (3) Gesundheit, (4) Sprachen, (5) Arbeit – Beruf, (6) Grundbildung – Schulabschlüsse. Zum Programmbereich Arbeit – Beruf gehören Lehrgänge zu den Themen IuK-Anwendungen, Büropraxis, Rechnungswesen, berufsqualifizierende Grund- und Fachlehrgänge sowie zum Komplex Organisation / Management (siehe für die einzelnen Fachgebiete Huntemann / Weiß 2010, Tabelle 10).

E Volkshochschul-Statistik

In Tabelle B2.2.1-1 sind Kursveranstaltungen sowie die dazugehörenden Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf ausgewiesen. Die angegebenen Summen beziehen sich jeweils auf das zugehörige Kalenderjahr. Ein Kurs ist definiert als eine Weiterbildungsveranstaltung mit mindestens 3 Unterrichtsstunden, die am Sitzort der Volkshochschule stattfindet. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Unter einer Belegung wird ein Teilnahmefall an einer Veranstaltung verstanden. Wenn dieselbe Person in einem Beobachtungszeitraum an mehreren Veranstaltungen teilnimmt, wird sie mehrfach als Belegung gezählt, die Anzahl der Belegungen ist also höher als die Anzahl der Personen, die an den Veranstaltungen teilnehmen. Außer im Programmbereich Arbeit – Beruf findet berufliche Weiterbildung auch in anderen Programmbereichen statt (z. B. im Programmbereich Sprachen: „Wirtschaftsenglisch“). Da die Erfassung der Veranstaltungen jedoch nach inhaltlichen Aspekten und nicht nach Zweck erfolgt, ist hier eine Ausdifferenzierung berufsbezogener Veranstaltungen nicht möglich. Daher sind die berichteten Werte als Mindestzahlen des Angebots beruflicher Weiterbildung an VHS zu interpretieren. Dargestellt sind jeweils die in den VHS tatsächlich durchgeführten Kurse sowie die zugehörigen Unterrichtsstunden und Belegungen. In der Regel sind die Angebote der VHS öffentlich ausgeschrieben (z. B. über das Programmheft, die Website) und allen Interessierten (ggf. verbunden mit der Anforderung von Vorkenntnissen) zugänglich. Auftrags- und Vertragsmaßnahmen sind Veranstaltungen für einen geschlossenen Teilnehmerkreis, die die VHS im Auftrag eines Dritten (z. B. lokale ARGE, Bundesagentur für Arbeit, andere staatliche Instanz oder privatwirtschaftliches Unternehmen) durchführt. Diese werden erst seit 1998 getrennt erfasst. Vor 1998 sind diese Veranstaltungen in der Gesamtsumme enthalten. Neben den Kursen gibt es an den VHS noch andere Veranstaltungsarten (Einzelveranstaltungen, Studienfahrten, Studienreisen), die in der Tabelle nicht eingeschlossen sind.

Die in Tabelle B2.2.1-2 ausgewiesene VHS-Weiterbildungsdichte ist definiert als die Unterrichtsstunden in Kursen an VHS pro 1.000 Einwohner / -innen des jeweiligen Versorgungsgebiets auf Länderebene (Datenbasis für Bevölkerungsstand auf Landesebene bis einschließlich Berichtsjahr 2008: 30. Juni des Berichtsjahres; ab Berichtsjahr 2009: 31. Dezember des dem Berichtsjahr vorhergehenden Jahres). In der Tabelle ist diese Kennzahl jeweils nur auf die Veranstaltungen im Programmbereich Arbeit – Beruf bezogen und nach Landesteilen (alte / neue Bundesländer) differenziert.

Bei der Erhebung der Teilnahmefälle nach Geschlecht wird nicht zwischen offenen Kursen und Auftrags- und Vertragsmaßnahmen differenziert. Die in Schaubild B2.2.1-1 dargestellten Prozentanteile beziehen sich daher auf die Teilnehmenden in den Kursangeboten im Programmbereich Arbeit – Beruf insgesamt. Nicht alle Teilnahmefälle sind nach Geschlecht differenzierbar. Die Erfassungsquote betrug im Berichtsjahr 2009 83,4 % der Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf (86,4 % der Belegungen in Kursen an VHS insgesamt).

Angebot beruflicher Weiterbildung an VHS

Das Kursangebot der VHS an beruflicher Weiterbildung umfasste im Jahr 2009 bundesweit knapp 72.500 Veranstaltungen Tabelle B2.2.1-1. Die Gesamtzahl der Kurse ist damit, ebenso wie die Zahl der Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf insgesamt, gegenüber dem Vorjahr rückläufig. Angestiegen ist hingegen die Zahl der Unterrichtsstunden im Programmbereich (zur Entwicklung in den Jahren seit 1991 siehe BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1).

Auffällig ist, dass die Auftrags- und Vertragsmaßnahmen im Gegensatz zur Gesamtentwicklung bei Kursen und Belegungen zugenommen haben (+9,3 % bzw. +8,7 % im Vergleich zu 2008); bei den Unterrichtsstunden ist der Gesamtanstieg auf ein Anwachsen dieser Kategorie zurückzuführen (+5,0 %), während die Unterrichtsstunden im offenen Angebot schrumpften. Dies entspricht dem Trend der vergangenen Jahre, wonach sich der Anteil der Auftrags- und Vertragsmaßnahmen an den von VHS durchgeführten Maßnahmen in beruflicher Weiterbildung seit deren getrennter Erfassung stetig erhöht hat. Inzwischen sind 12,8 % der Kursveranstaltungen, 32,6 % der Unterrichtsstunden und 16,7 % der Belegungen diesem Angebotssegment zuzuordnen. Auftrags- und Vertragsmaßnahmen dauern durchschnittlich deutlich länger als offene Angebote. 2009 beinhaltete eine Auftrags- und Vertragsmaßnahme in der beruflichen Weiterbildung 80,1 Unterrichtsstunden, ein Kurs im offenen Angebot hingegen nur 24,3 Unterrichtsstunden.

Im Jahr 2009 umfasste der Programmbereich Arbeit – Beruf 12,7 % der Kurse an VHS, mit 14,9 % der Unterrichtsstunden und 10,9 % der Belegungen (vgl. Huntemann / Weiß 2010, Tabelle 9).

Die in der Tabelle B2.2.1-1 dargestellten Werte für die Kurse stellen 99,4 % des Gesamtvolumens an Unterrichtsstunden dar, die im Programmbereich Arbeit – Beruf im Jahr 2009 erbracht wurden. Im Bereich der Einzelveranstaltungen sowie der Studienfahrten und -reisen wurden 2009 weitere knapp 14.000 Unterrichtsstunden erteilt (vgl. Huntemann / Weiß 2010, Tabelle 22).

Tabelle B2.2.1-1: Kursveranstaltungen im Programmbereich Arbeit – Beruf an Volkshochschulen 1991 bis 20091

Tabelle B2.2.1-1

Weiterbildungsdichte beruflicher Weiterbildung an VHS

Wie Tabelle B2.2.1-2 zeigt, ist das Angebot an beruflicher Weiterbildung an VHS in den alten Ländern deutlich größer als in den neuen Ländern. Bezogen auf die Einwohnerzahl in beiden Gebieten war die Versorgung mit VHS-Angeboten im Programmbereich Arbeit – Beruf in Westdeutschland über den betrachteten Zeitraum hinweg stets höher (vgl. für die Beschreibung der Entwicklung seit 1991 BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1).

Während die Unterrichtsstunden im Programmbereich Arbeit – Beruf in den alten Ländern entgegen dem mehrjährigen Trend der vorhergehenden Jahre von 2008 auf 2009 leicht zunahmen (+2,1 %), sank die Zahl der Unterrichtsstunden in den neuen Ländern weiter ab (-12,1 %). Damit verringerte sich die VHS-Weiterbildungsdichte im Programmbereich Arbeit – Beruf insgesamt auf 11,5 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner / Einwohnerinnen der neuen Länder. In den alten Ländern hat sich die VHS-Weiterbildungsdichte dagegen leicht erhöht. Dort entfiel 2009 mit über einem Drittel (34,4 %) ein deutlich höherer Anteil der Unterrichtsstunden auf Auftragsund Vertragsmaßnahmen als in den neuen Ländern (13,5 %).

Tabelle B2.2.1-2: Umfang beruflicher Weiterbildung in den alten und neuen Ländern 1991 bis 2009

Tabelle B2.2.1-2

Verteilung der Teilnahmefälle an beruflicher Weiterbildung in VHS nach Geschlecht

Insgesamt besuchen seit vielen Jahren deutlich mehr Frauen als Männer die VHS. Der Frauenanteil liegt im Kursbereich insgesamt bei knapp drei Viertel der Teilnahmefälle (seit 1991 zwischen 73,1 % und 74,8 %; vgl. Huntemann / Weiß 2010; Pehl / Reitz 1994–2002; Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul- Verbandes 1991–1993). Im Programmbereich Arbeit – Beruf ist der Frauenanteil bei den Teilnahmefällen geringer als bei Betrachtung der Gesamtzahlen, wie Schaubild B2.2.1-1 verdeutlicht.

Im Jahr 2009 betrug der Frauenanteil im Programmbereich Arbeit – Beruf 63,1 % und unterschritt damit geringfügig den bisherigen Höchstwert von 63,3 % (2008). Seit 1997 lag der Wert über der 60 %-Marke, mit seitdem bei leichten Schwankungen steigender Tendenz.

Insgesamt sind die VHS ein Anbieter, der niedrigschwellige berufsbildende Angebote für die breite Bevölkerung (z. B. im Bereich der EDV-Kenntnisse) vorhält, aber auch an berufsfachlichen Qualifizierungen beteiligt ist. Auch für Frauen, die durch ihre im Durchschnitt geringere Beteiligung am Erwerbsleben (vgl. Deutsches Institut für Erwachsenenbildung 2010, S. 136 f.) seltener Gelegenheit zu beruflicher Weiterbildung haben, stellt die VHS eine günstige Weiterbildungsmöglichkeit dar. Darüber hinaus wird an den VHS im Rahmen von Auftrags- und Vertragsmaßnahmen zielgruppenspezifische Weiterbildung durchgeführt, etwa für Arbeitsuchende (vgl. Kapitel B3.1) oder für Beschäftigte von Betrieben (vgl. Kapitel B1.2).

(Elisabeth Reichart, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Schaubild B2.2.1-1: Anteile von Männern und Frauen an den Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf 2009

Schaubild B2.2.1-1

Fußnoten

252 Vgl. die online verfügbaren Jahresbände http://www.die-bonn.de/publikationen/recherche.aspx?schlagwort=volkshochschul-statistik+arbeitsjahr und Pehl / Reitz 1994–2002.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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