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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

B2.3 Fernunterrichtsstatistik

Seit 1983 werden im Rahmen der Fernunterrichtsstatistik bei Anbietern staatlich zugelassener Fernlehrgänge auf freiwilliger Basis jährlich Daten zu Angebots-, Anbieter- und Teilnahmestrukturen im Bildungssegment Fernlernen erhoben. Der Berichtszeitraum umfasst dabei das jeweilige Vorjahr (1. Januar bis 31. Dezember). Bis 2007 erfolgten die Befragungen durch das Statistische Bundesamt (StBA), 2008 und 2009 durch das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE). 2010 wurde die Fernunterrichtsstatistik erstmals ausschließlich durch den Fachverband „Forum DistancE-Learning“ (FDL) erstellt. Das für die Onlinebefragung eingesetzte Erhebungsinstrument entspricht laut FDL dabei dem vom StBA bzw. vom DIE verwendeten Fragebogen, sodass hinsichtlich der erhobenen Daten eine Kontinuität in der Fernunterrichtsstatistik gesichert ist.

Neben den Befragungsergebnissen des FDL wird für die vorliegende Aufbereitung der Fernunterrichtsstatistik zusätzlich ergänzendes Datenmaterial der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) hinzugezogen. Damit steht – trotz der Diskontinuitäten im Hinblick auf die erhebende Stelle – für das Bildungssegment Fernlernen (d. h. für Bildungsangebote, die als Fernlehrgang bzw. Fernstudium absolviert werden) auch 2010 eine relativ breite empirische Datenbasis zur Verfügung.

E „Forum DistancE-Learning (FDL)“

Der Fachverband Forum DistancE-Learning wurde 1969 als „Arbeitskreis Korrektes Fernlehrwesen“ gegründet. Die im Laufe der vergangenen vier Jahrzehnte erfolgten Umbenennungen (1980 in „Deutscher Fernschulverband e. V.“, 2003 in „Forum DistancE-Learning“) bringen die verschiedenen Paradigmen, die Fernlernen als didaktische Methode seither geprägt haben, zum Ausdruck. Nach eigenen Angaben gehören dem Verband derzeit knapp 100 Mitglieder (Fernlehrinstitute, [Fern-]Hochschulen und sonstige Akteure) an. Damit stellt er die größte und einflussreichste Interessenvertretung im Bildungssegment Fernlernen dar.

Seit 2000 veröffentlicht der FDL ebenfalls jährlich eine Aufbereitung der Fernunterrichtsstatistik auf seiner Webpräsenz (www.forum-distance-learning.de). Die in den vergangenen Jahren durch das StBA bzw. das DIE erhobenen Daten wurden dabei zusätzlich durch eigene erfahrungsbasierte Schätzungen ergänzt, die in den Darstellungen aber nicht explizit ausgewiesen werden. Daher finden sich in den Veröffentlichungen des FDL zum Teil beträchtliche Differenzen (z. B. in Bezug auf Teilnahmezahlen) zu den an anderer Stelle veröffentlichten Fernunterrichtsstatistiken.

Begründet wird die erfahrungsbasierte und durch eigene Markt- und Branchenkenntnisse gestützte Ergänzung der Fernunterrichtsstatistik durch Schätzungen damit, dass die jährlichen Erhebungen auf einer freiwilligen Teilnahme der Anbieter basieren. Deren Beteiligungsbereitschaft ist aber seit Jahren rückläufig, sodass die Befragungsergebnisse nach Ansicht des Verbandes die tatsächliche Marktentwicklung nur unzureichend spiegeln. Erläuterungen zu den Begriffen „Fernunterricht“, „Fernstudium“ und „Fernlernen“ finden sich im BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.3.

Teilnahme an Fernlehrgängen

2010 wurden vom FDL 316 Fernlehrinstitute angeschrieben, von denen sich 116 (36,7 %) an der Befragung beteiligten. Die einbezogenen Institute weisen insgesamt 207.489 Teilnahmen aus.

Bei den übrigen Instituten, die sich nicht an der Befragung beteiligten, schätzt der FDL weitere 45.640 Teilnehmende und kommt somit auf insgesamt 253.129 Teilnahmen an staatlich zugelassenen Fernlehrgängen.

Das Schätzverfahren beschreibt der Verband wie folgt: Berücksichtigt „wurden hierzu alle verfügbaren Informationen zu den Anbietern (…) Hierzu zählen insbesondere Angaben zu Anzahl, Dauer, Abschluss und Preisniveau der angebotenen Fernlehrgänge. Die auf dieser Basis ermittelten Schätzungen wurden jedem einzelnen Anbieter zur Prüfung vorgelegt. Gemeldete Bestätigungen sowie Korrekturen dieser Schätzwerte wurden in der Statistik berücksichtigt, ansonsten wurden die ermittelten Werte als Schätzungen aufgenommen. Die Schätzwerte sind sehr vorsichtig angesetzt, was daran zu erkennen ist, dass der Durchschnitt der geschätzten Anbieter mit 228 Teilnehmenden nur bei 13 % des von den beteiligten Anbietern gemeldeten Durchschnitts von 1.789 Teilnehmenden liegt. Der Schätzanteil von 18 % an der Gesamtzahl aller Teilnehmenden ist daher als Mindestvolumen anzusehen“
(Forum DistancE-Learning 2010).

Zusätzlich werden weitere 25.235 Teilnehmende an zulassungsfreien Fernlehrgängen im Rahmen innerbetrieblicher Weiterbildung ausgewiesen.

In der vorliegenden Aufbereitung der Fernunterrichtsstatistik werden – sofern nicht anders ausgewiesen – ausschließlich die erhobenen Daten bei staatlich zugelassenen Fernlehrgängen (n = 207.489) als Bezugsgröße herangezogen.

Der Anteil von Frauen in Fernlehrgängen ist 2009 mit 53,1 % geringfügig höher als 2008 (52,2 %) und entspricht fast exakt dem 2007 ermittelten Anteil von 53,2 %.

Die Altersstruktur weist geringfügige Änderungen im Vergleich zum Vorjahr auf: Zunahmen gibt es bei den unter 20-Jährigen (2008: 3,7 %). Bei den übrigen Altersgruppen jedoch zeigen sich gering fügige Abnahmen, die aber im Wesentlichen darauf zurückzuführen sind, dass der Anteil der Personen, deren Alter unbekannt ist, im Vergleich zum Vorjahr (2008: 2,4 %) deutlich höher ist. So betrug 2008 der Anteil der 20- bis 24-Jährigen 19,0 %, der der 25- bis 29-Jährigen 23,0 %. 30- bis 34-Jährige wurden 2008 mit 16,3 % ausgewiesen, 35- bis 39-Jährige mit 13,6 % und 40- bis 49-Jährige mit 16,8 %. 5,2 % waren 2008 mindestens 50 Jahre alt. Die Verteilung der Teilnehmenden nach Altersgruppen zeigt Schaubild B2.3-1.

Schaubild B2.3-1: Teilnehmende an Fernlehrgängen nach Altersklassen (in %)

Schaubild B2.3-1

Fernlehrgänge – Angebot

Wie in den Vorjahren ist auch im aktuellen Berichtszeitraum eine Zunahme von staatlich zugelassenen Fernlehrgängen zu beobachten: Wurden in der Fernunterrichtsstatistik 2008 2.087 von der ZFU zugelassene Fernlehrgänge ausgewiesen, waren es 2009 2.264 und 2010 2.470. Ein großer Teil der Neuzulassungen entfällt dabei auf berufsbildende Angebote; so können 1.728 Fernlehrgänge (ca. 70 %; im Vorjahr: 1.470) dem berufsbildenden und 742 (gegenüber 794 im Vorjahr) dem allgemeinbildenden Bereich zugeordnet werden.

Von den 2.470 staatlich zugelassenen Lehrgängen bereiten 1.468 (59,4 %) auf eine Prüfung vor; 1.002 Lehrgänge (40,6 %) enden ohne Prüfung. Im Vergleich zum Vorjahr bedeutet dies eine deutliche Zunahme von Lehrgängen ohne Abschlussprüfung (2009: insgesamt 2.264 Lehrgänge, davon 1.442 [63,7 %] mit und 822 Angebote [36,3 %] ohne Prüfungsabschluss).

Einen Überblick über die Art der jeweiligen Prüfungsabschlüsse bietet Schaubild B2.3-2.

Die Laufzeit der einzelnen, staatlich zugelassenen Fernlehrgänge ist sehr unterschiedlich: 23,7 % dauern bis zu 6 Monate, 43,0 % zwischen 6 und 12 Monate, 25,6 % zwischen 12 und 24 Monate und 7,7 % länger als 24 Monate. Wie auch im Vorjahr haben somit zwei Drittel eine Laufzeit bis zu 12 Monaten, und es lassen sich hier kaum Änderungen feststellen.

In 2009 waren die Themenbereiche mit den meisten Teilnahmen Wirtschaft (25,1 %), Freizeit / Gesundheit (17,1 %) und schulische Lehrgänge (16,7 %). Die Verteilung der Teilnahmen nach Themenbereichen zeigt Schaubild B2.3-3.

Im Vergleich zu 2008 lassen sich bei den prozentualen Anteilen der einzelnen Themenbereiche am Gesamtvolumen leichte Zuwächse bei den Sozialwissenschaften (+1,5 %), im Bereich Wirtschaft und kaufmännische Praxis (+1,3 %) sowie bei Angeboten in den Bereichen Freizeit, Gesundheit, Haushaltsführung (+0,3 %) beobachten. Demgegenüber verzeichnen die anderen Themenbereiche geringfügige Ein bußen gegenüber den prozentualen Anteilen des Vorjahres, hier am stärksten der Bereich Mathematik, Naturwissenschaften, Technik (-1,4 %).

Bei Lehrgängen, die auf einen anerkannten Abschluss (öffentlich-rechtliche oder staatliche Prüfung) vorbereiten, ließ sich mit 80.664 Teilnehmenden (38,9 %) auch 2009 eine weitere prozentuale Belegungszunahme beobachten. 2008 wurden hier 37,4 %, 2007 und 2006 jeweils 35,3 % ausgewiesen.

Schaubild B2.3-2: Art der Abschlüsse bei Fernlehrgängen (in %)

Schaubild B2.3-2

Schaubild B2.3-3: Teilnehmende an Fernlehrgängen nach Themenbereichen (absolut)

Schaubild B2.3-3

Fernlehrgänge – Anbieter

Deutlich verringert hat sich 2010 die Anzahl der bei der ZFU registrierten Anbieter: von 356 in 2009 auf 331 in 2010. Dies entspricht einem Rückgang von ca. 7 % im Vergleich zum Vorjahr Schaubild B2.3-4. Basierend auf den erhobenen Daten der 116 einbezogenen Anbieter stellt sich die Marktsituation folgendermaßen dar:

  • 10 Anbieter (8,6 %) haben jeweils mehr als 5.000 Teilnahmen und decken mit 171.074 Einschreibungen 82,4 % des Marktangebotes bei staatlich zugelassenen Fernlehrgängen ab.
  • 11 Institute (9,5 %) haben jeweils 1.001–5.000 Teilnehmende (insgesamt 23.609 Personen bzw. 11,4 %).
  • Die restlichen 95 Institute (81,9 %) decken mit 12.806 Teilnahmen 6,2 % des Marktes ab.

Im Vergleich zum Vorjahr lassen sich damit hinsichtlich der Marktstruktur kaum Änderungen erkennen. Für die bei den nicht antwortenden 200 Anbietern geschätzten Teilnahmezahlen (n = 45.640) weist der FDL folgende Merkmale aus:

  • 6 Anbieter (3 %) haben zwischen 1.001 und 5.000 Teilnehmende (vermutet werden 8.500 Teilnahmen, 18,6 %).
  • 101 Anbieter (50,5 %) haben zwischen 101 und 1.000 Teilnehmende mit geschätzten 30.900 Teilnahmefällen (67,7 %).
  • Die restlichen 6.240 der geschätzten 45.640 Teilnahmen entfallen auf 93 Institute (46,5 %) mit weniger als 100 Teilnehmenden.

Nicht in die Schätzung einbezogen wurden Institute, die jährlich mehr als 5.000 Teilnahmen verzeichnen.

Schaubild B2.3-4: Fernlehrinstitute Gesamtzahl 2001 bis 2010 (absolut)

Schaubild b2.3-4

Teilnehmende an Fernstudiengängen

Im Wintersemester 2009 / 2010 gab es insgesamt 104.750 Fernstudierende an Fernuniversitäten (52.033, 49,7 %), Fernfachhochschulen (33.345, 31,8 %) und Präsenzhochschulen (19.372, 18,5 %). Bei einem Vergleich mit dem Vorjahr müssen Fernstudierende an Präsenzhochschulen unberücksichtigt bleiben, da sie damals nicht gesondert ausgewiesen worden sind. Somit verbleiben 85.378 Studierende an Fernuniversitäten und Fernfachhochschulen. Diese Zahl bedeutet gegenüber dem Vorjahr (69.671 Fernstudierende an diesen beiden Hochschultypen) einen Anstieg um 22,5 %. Differenziert man zwischen den beiden Hochschularten, so nahm – im Vergleich zum Wintersemester 2008 / 2009 – die Zahl der Fernstudierenden an Fernuniversitäten um insgesamt 8.846 (18,6 %) und die der an Fernfachhochschulen Immatrikulierten um 6.861 (31,1 %) zu Schaubild B2.3-5. Leicht zugenommen hat auch der Anteil der Fernstudentinnen an Fernuniversitäten und Fernfachhochschulen; inzwischen liegt er bei 43,1 % (Wintersemester 2008 / 2009: 41,8 %; Wintersemester 2007 / 2008: 39,7 %). Mit einem Anteil von 56,9 % sind Männer bei Fernstudierenden – wie auch in den vergangenen Jahren – überrepräsentiert.

Schaubild B2.3-5: Studierende an Fernhochschulen (absolut)

Schaubild B2.3-5

(Weiter-)Bildungsberatung im Fernlernen

Im Rahmen des laufenden BIBB-Forschungsprojektes „Personenbezogene (Weiter-)Bildungsberatung im Fernlernen“260 wurde Ende 2009 eine Onlineerhebung durchgeführt. 95.891 Personen aus Datenpools von 14 ausgewählten Akteuren im Bildungssegment Fernlernen wurden dazu befragt, auf welcher (Beratungs-)Basis die Auswahlentscheidung bei der Belegung eines Fernlehrgangs bzw. Fernstudiums im Rahmen von beruflicher Bildung getroffen wurde. In die Auswertung konnten 8.611 Datensätze einbezogen werden (Rücklaufquote: ca. 9 %). Einen Überblick über das methodische Vorgehen und die deskriptive statistische Auswertung gibt Fogolin 2010.

(Angela Fogolin)

Fußnoten

260 Siehe http://www.bibb.de/de/wlk51067.htm.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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