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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

B2.1.1 Wirtschaftsklima und Anbieterstrukturen im Fokus des wbmonitor

Mit einem Wert von +25 ist der wbmonitor Klimawert für alle Anbieter positiv und gegenüber den beiden Vorjahren stabil Schaubild B2.1.1-1. Im Gegensatz zu 2011, als sich die subjektiv wahrgenommenen Wirtschaftsbedingungen in den Segmenten überwiegend betrieblich und überwiegend durch Arbeitsagenturen finanzierte Weiterbildung auf die maximale bislang gemessene Distanz von fast 90 Punkten auseinanderentwickelten, beinhaltet die Stabilisierung des Wirtschaftsklimas 2012 alle Teilsegmente der Weiterbildung. Einzig die überwiegend durch öffentliche Mittel von Kommunen, Ländern, Bund und/oder EU finanzierten Anbieter können sich mit einem Plus von 15 Punkten leicht vom Gesamttrend abheben. Sie weisen im Gegensatz zu den Vorjahren auch kein unterdurchschnittliches Wirtschaftsklima mehr auf.

E wbmonitor Klimawert

Der wbmonitor Klimawert bildet die Einschätzung der wirtschaftlichen Situation durch die Weiterbildungsanbieter ab. Er berechnet sich aus dem geometrischen Mittel der Differenzen zwischen den positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage sowie die Erwartung in einem Jahr. Die Anbieterangaben werden anhand des Dozentenstundenvolumens des Vorjahres gewichtet. Die Werte liegen zwischen -100 und +100. Der wbmonitor Klimawert ist eine konzeptionelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.

Die Polarität der Finanzierungsbedingungen zwischen überwiegend betrieblich finanzierten und stark von den Arbeitsagenturen abhängigen Anbietern bleibt 2012 bestehen. In dem hohen Klimawert der betrieblich finanzierten Anbieter von +62 spiegelt sich nach wie vor die hervorragende Auftragslage ihrer prozyklisch in Weiterbildung investierenden Kunden. Bedingt durch den mit Abschwächung des Gesamtwirtschaftswachstums (vgl. Statistisches Bundesamt 2012k) leicht gesunkenen Erwartungswert (64 gegenüber 71 im Vorjahr) konnte das Niveau des Klimawertes von 2011 jedoch nicht ganz gehalten werden (-4 Punkte).

Für die überwiegend von Arbeitsagenturen finanzierten Anbieter bedeutet die Stabilisierung ihres Klimawertes, dass ihre seit dem krisenkompensatorischen Förderhoch 2009 andauernde wirtschaftliche Talfahrt zunächst gestoppt ist. Die negative Stimmungslage dieser Anbietergruppe manifestiert sich jedoch weiterhin vor dem Hintergrund der antizyklischen Förderpolitik der Bundesagentur für Arbeit (BA) bei sinkenden Arbeitslosenzahlen. Im Vergleich zum Vorjahresmonat war im Rechtskreis SGB II/III im Mai 2012 erneut ein Rückgang des Bestandes an Förderfällen beruflicher Weiterbildung um 19,4 % auf 147.193 festzustellen (vgl. Bundesagentur für Arbeit 2012g) – dies bedeutet eine Halbierung des Bestandes gegenüber Mai 2009. Für 2013 erwarten neben dieser Anbietergruppe auch diejenigen Anbieter, die zwischen 26 % und 49 % ihrer Weiterbildungseinnahmen von Arbeitsagenturen beziehen, eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation Tabelle B2.1.1-1.

Das Wirtschaftsklima der überwiegend teilnehmerfinanzierten Anbieter zeigt sich unempfindlich gegenüber gesamtwirtschaftlichen Einflüssen und weist im Zeitverlauf die höchste Konstanz auf. Mit +37 ist der Klimawert für diese Anbietergruppe deutlich besser als der Gesamtklimawert für die Weiterbildungslandschaft.

In den alten Bundesländern ansässige Weiterbildungsanbieter berichten mit +27 von einer positiveren Stimmungslage als Anbieter mit Sitz in den neuen Ländern (+19). Letztere konnten jedoch erstmals seit 2008 eine Verbesserung ihres Wirtschaftsklimas verzeichnen. Sie setzen im Jahr 2012 mit einem Anteil von 22 % deutlich seltener auf die Arbeitsagenturen als Hauptfinanzier im Vergleich zum Vorjahr (32 % Anteil). Verglichen mit dem ifo Geschäftsklima befinden sich die Weiterbildungsbranche und das gesamte Dienstleistungsgewerbe 2012 auf gleichem Niveau.



Schaubild B2.1.1-1

Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2011

Tabelle B2.1.1-1

Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2012

In der deutschen Weiterbildungslandschaft sind private, kommerzielle Anbieter mit einem Anteil von 29 % an allen Anbietern am häufigsten vertreten, gefolgt von den privaten, jedoch gemeinnützig tätigen Anbietern mit 16 %. Danach folgen Volkshochschulen sowie Einrichtungen gesellschaftlicher Großgruppen (Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Vereine, Stiftungen) mit je 15 %. Auf 10 % kommen wirtschaftsnahe Einrichtungen wie Kammern, Innungen oder Berufsverbände, und beruflfl iche Schulen erreichen 7 %. Weitere 5 % entfallen auf betriebliche Bildungseinrichtungen. 3 % sind (Fach-) Hochschulen und Akademien, und knapp 2 % sind sonstige Anbieter, die sich den genannten Kategorien nicht zuordnen lassen.

Ein zentrales Strukturmerkmal ist die Mischfinanzierung262. Bedeutendste Finanziers sind dabei die Teilnehmenden/ Selbstzahler; 83 % der Anbieter weisen entsprechende Einnahmen aus. Es folgen Betriebe und die öffentlichen Finanziers Kommunen, Land, Bund und/oder EU, die 67 % bzw. 60 % der Anbieter als Finanzierungsquelle angeben. Einnahmen von Arbeitsagenturen erzielen 48 % der Anbieter, und von (nicht öffentlichen) Trägern erhalten 14 % der Anbieter finanzielle Mittel. Andere hier nicht genannte Finanziers tragen bei 28 % der Anbieter zur Finanzierung bei.

Die Anbieter263 berichten für den Bereich der Weiterbildung im Zeitverlauf mehrheitlich von stabilen Einnahmen durch Teilnehmende/Selbstzahler, Betriebe sowie öffentliche Finanziers (jeweils 60 bis 62 % der Anbieter). Jeweils rund ein Fünftel verzeichnete Einnahmezuwächse, und etwa ein Sechstel der Anbieter musste Rückgänge bei ihren Einnahmen aus diesen Finanzierungsquellen hinnehmen. Veränderungen an dieser Verteilung gab es kaum, wie aus den wbmonitor Umfragen 2009 bis 2012 hervorgeht. Dynamischer stellt sich die Situation in Bezug auf Einnahmen durch Arbeitsagenturen dar Schaubild B2.1.1-2. Immerhin 45 % der Anbieter berichten für 2011 gegenüber 2010 von etwa gleich gebliebenen Einnahmen, fast ebenso viele (42 %) mussten jedoch Rückgänge in Kauf nehmen, und lediglich 12 % erreichten Einnahmesteigerungen. Im Zeitverlauf wird sichtbar, dass in den Jahren 2008 und 2009 rund ein Drittel der Anbieter noch von steigenden Einnahmen berichten konnte, seit 2010 aber im Zuge des Rückganges der Eintrittszahlen in SGB II/ III-geförderte Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (s. o.) erheblich wachsende Anteile der Anbieter von Einnahmerückgängen betroffen sind. Überdurchschnittlich häufig weisen private, gemeinnützige Anbieter sowie Einrichtungen aus den neuen Ländern gesunkene Einnahmen von Arbeitsagenturen aus (private, gemeinnützige Anbieter: 58 % gegenüber alle Anbieter: 42 %; neue Länder: 58 % der von Arbeitsagenturen finanzierten Anbieter gegenüber alte Länder: 38 %). Diese Befunde korrespondieren mit der negativen Entwicklung des Wirtschaftsklimas und der sinkenden Bedeutung der Arbeitsagenturen als Hauptfinanzier (vgl. Koscheck/Weiland/Ditschek 2013) und gehen einher mit der Erwartung eines Personalabbaus: 38 % der überwiegend von Arbeitsagenturen finanzierten Anbieter erwarten bei unbefristet beschäftigtem hauptberuflichem Personal einen Rückgang, 44 % bei befristet Beschäftigten und 35 % bei Honorarkräften. Deutlich positiver wird die Zukunft von Anbietern gesehen, die sich vorrangig aus anderen Quellen finanzieren. Hier erwarten nur 10 % einen Abbau unbefristet Beschäftigter, 15 % gehen von Rückgängen beim befristeten Personal und 7 % bei den Honorarkräften aus.

(Meike Weiland, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung; Stefan Koscheck)

Schaubild B2.1.1-2: Veränderung des Einnahmeanteils im Bereich der Weiterbildung von Arbeitsagenturen

Schaubild B2.1.1-2

Fußnoten

262 92 % der Anbieter finanzieren sich über mehr als eine Finanzierungsquelle.

263 Die Angaben beziehen sich jeweils nur auf Anbieter, die im Bereich der Weiterbildung Einnahmen von der jeweiligen Quelle bezogen.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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