Sie befinden sich hier:

 

DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

B2.3 Fernlernen

Erhebungen zur Entwicklung von Angebots-, Anbieter- und Teilnahmestrukturen haben im Bildungssegment Fernlernen eine langjährige Tradition. Eine besondere Bedeutung kommt dabei der Fernunterrichtsstatistik zu, die seit 1983 jährlich auf freiwilliger Basis bei Anbietern erhoben wird. Im Laufe der Jahre kam es dabei zu Zuständigkeitsverlagerungen hinsichtlich der erhebenden Stelle: So zeichneten zunächst das Statistische Bundesamt (StBA) und später das Deutsche Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) für die Erhebung der Daten verantwortlich. 2009 übernahm der Fachverband „Forum DistancELearning (FDL)“ die Fernunterrichtsstatistik und führt sie seither in Eigenregie durch.

Neben den Befragungsergebnissen des FDL kann zusätzlich ergänzendes Datenmaterial der Staatlichen Zentralstelle für Fernunterricht (ZFU) und, wie auch im vergangenen Jahr, der Arbeitsgemeinschaft für das Fernstudium an Hochschulen (AG-F), Sektion der Deutschen Gesellschaft für Wissenschaftliche Weiterbildung e. V., herangezogen werden. Damit steht für staatlich zugelassene Fernlehrgänge bzw. akkreditierte Fernstudiengänge eine relativ breite empirische Datenbasis zur Verfügung.

E Staatliche Zulassung von Fernlehrgängen

Die staatliche Zulassung von Fernlehrgängen ist durch das Fernunterrichtsschutzgesetz (FernUSG) geregelt. Als Fernunterricht gilt gemäß § 1 FernUSG „die auf vertraglicher Grundlage erfolgende, entgeltliche Vermittlung von Kenntnissen und Fähigkeiten, bei der

1. der Lehrende und der Lernende ausschließlich oder überwiegend räumlich getrennt sind und
2. der Lehrende oder sein Beauftragter den Lernerfolg überwachen“.

Das Gesetz dient primär dem Verbraucherschutz. Es soll einerseits unseriöse Werbe- und Verkaufspraktiken verhindern und andererseits sicherstellen, dass die didaktische und fachliche Lehrgangsgestaltung das Erreichen der angestrebten Bildungsziele ermöglichen. Zulassungsstelle ist die ZFU.

Anbieter von Fernlehrgängen

Die Zahl der bei der ZFU registrierten Anbieter hat sich im Vergleich zum Vorjahr wieder deutlich erhöht, und zwar von 367 (Stichtag 1. August 2011) auf 383 (Stichtag 1. August 2012). Dies entspricht einer Zunahme um 4,2 %.

Nähere Aussagen über deren Zusammensetzung ermöglicht die Fernunterrichtsstatistik 2011 des FDL. Im Rahmen dieser Erhebung wurden 2012 345 Fernlehrinstitute angeschrieben, von denen sich 120 an der Befragung beteiligten. Im Vergleich zum Vorjahr (333 angeschriebene Institute) hat sich damit die Zahl der Anbieter zwar um 3,6 % erhöht, jedoch ließ die Beteiligungsbereitschaft nach Schaubild B2.3-1.

Basierend auf den vom FDL angeschriebenen 345 Fernlehrinstituten stellt sich die Marktsituation folgendermaßen dar: Der größte Teil der Anbieter (297, ca. 86,2 %) ist relativ spezialisiert und bietet weniger als 11 Lehrgänge an; weitere 25 (ca. 7,2 %) haben bis zu 20 unterschiedliche Lehrgänge in ihrem Portfolio. 15 Anbieter (ca. 4,3 %) halten zwischen 21 und 50 Lehrgänge, 3 Anbieter (ca. 0,9 %) zwischen 51 und 100 verschiedene Lehrgänge bereit. 5 Institute (ca. 1,4 %) bieten mehr als 100 Lehrgänge an.

Im Hinblick auf die Anzahl ihrer Teilnehmenden weisen die beteiligten Institute (n = 120) folgende Ausdifferenzierung auf: 5 (ca. 4,2 %) haben mehr als 5.000 Teilnehmende jährlich, 9 (7,5 %) zwischen 1.001 und 5.000. Jeweils 31 (je ca. 25,8 %) geben 101 bis 1.000 bzw. 11 bis 100 Teilnahmen an. 6 Institute (5,0 %) haben nach eigenen Angaben 1 bis 10 jährliche Teilnahmen, und 38 (ca. 31,7 %) geben 0, also keine Teilnahmen an.

Schaubild B2.3-1: Beteiligung von Fernlehrinstituten an der Fernunterrichtsstatistik im Zeitraum 2001 bis 2011 (absolut und in %)

Schaubild B2.3-1

Teilnehmende an Fernlehrgängen

Für den Untersuchungszeitraum im Jahre 2011 weisen die an der Erhebung beteiligten Institute insgesamt 181.677 Teilnahmen an staatlich zugelassenen Fernlehrgängen aus. Im Vergleich zum Vorjahr (203.083 Teilnahmen) verringerte sich die Zahl der Fernlernenden damit um ca. 10,5 %.277

Mit 52,8 % ist der Frauenanteil in 2011 im Vergleich zu 2010 (53,1 %) zwar geringfügig zurückgegangen, doch setzte sich die seit einigen Jahren zu beobachtende leichte Dominanz von Frauen in Fernlehrgängen auch in 2011 fort.

Auch in Bezug auf die Beteiligung nach Alter ergibt sich ein ähnliches Bild: So lassen sich im Vergleich zu den Vorjahren nur geringfügige Änderungen beobachten; 2011 waren ca. zwei Drittel (65,8 %) der Fernlernenden zwischen 21 und 40 Jahre alt (2010: 67,6 %). Erstmalig wurde der Anteil der über 51-Jährigen separat ausgewiesen Tabelle B2.3-1.

Tabelle B2.3-1: Teilnehmende an Fernlehrgängen nach Altersgruppen (in %)
Tabelle B2.3-1 (barrierefrei)


Tabelle B2.3-1

Fernlehrgänge – Angebot

Wie in den Vorjahren ist auch im aktuellen Berichtszeitraum eine deutliche Zunahme von staatlich zugelassenen Fernlehrgängen zu beobachten. Ihre Zahl stieg von 2.087 (2008) auf 2.264 (2009), 2.470 (2010) und 2.807 (2011). Zum Stichtag 1. August 2012 weist die ZFU 2.982 zugelassene Fernlehrgänge aus, von denen ihren Angaben zufolge 2.732 beruflich verwertbare Themen behandeln und 250 der Freizeitgestaltung dienen.

Von den 2.982 staatlich zugelassenen Bildungsangeboten im Fernlernen bereiten knapp zwei Drittel (1.933; 64,8 %) auf eine Abschlussprüfung vor, während 1.049 ohne abschließende Lernerfolgskontrolle enden. Damit setzt sich der in den vergangenen JahJahren zu beobachtende Trend zu Prüfungsabschlüssen im Vergleich zum Vorjahr in leicht abgeschwächter Form fort (prozentualer Anteil der Fernlehrgänge mit Abschlussprüfung in 2010: 59,4 %; 2011: 63,8 %).

Wie auch im Vorjahr haben rund zwei Drittel der zugelassenen Fernlehrgänge eine Laufzeit von bis zu 12 Monaten Schaubild B2.3-2.

Hinsichtlich der bevorzugten Lehrgangsinhalte dominierten auch 2011 Bildungsangebote zu „Wirtschaft und kaufmännischer Praxis“ mit 27,3 % aller Teilnahmen (2010: 25,3 %). Daneben erfreuten sich Fernlehrgänge in den Bereichen „Freizeit, Gesundheit, Haushaltsführung“ (16,8 %), das Nachholen schulischer Abschlüsse (15,9 %) und anerkannte Aufstiegsfortbildungen (12,5 %) relativ großer Beliebtheit. Hingegen trafen EDV-Lehrgänge (7,4 %), Sprachlehrgänge (6,0 %), Angebote zu „Erziehungs- und Schulfragen, Pädagogik, Psychologie, Gruppendynamik/ Verhaltenstraining, Eltern- und Familienbildung“ (5,9 %) sowie „Mathematik, Naturwissenschaften und Technik“ (5,0 %) auf eine deutlich geringere Nachfrage, und geistes- (2,1 %) bzw. sozialwissenschaftlich (0,7 %) ausgerichtete Fernlehrgänge fanden kaum Zuspruch.

Schaubild B2.3-2: Laufzeit von zugelassenen Fernlehrgängen in 2012 (in %)

Schaubild B2.3-2

Entwicklung bei Fernstudiengängen

Insgesamt zeigen alle herangezogenen Datenquellen eine zunehmende Bedeutung akademisch ausgerichteter Fernstudiengänge: So weist die Aufbereitung der Fernstudienstatistik des FDL für 2011 insgesamt 132.960 Fernstudierende aus, von denen 114.966 an einer Fern- und 17.994 an einer Präsenzhochschule immatrikuliert waren. Im Vergleich zu 2010, bei der die auf Daten des Statistischen Bundesamtes beruhenden Berechnungen des FDL 118.619 Fernstudierende erbracht hatten, ist dies eine Steigerung um 14.341 bzw. 12,1 %.

Die Beteiligung von Frauen an einem Fernstudium erhöhte sich nach diesen Berechnungen im Vergleich zum Vorjahr nur geringfügig (Gesamtdurchschnitt 2011: 43,8 %; 2010: 43,1 %). Bezogen auf die unterschiedlichen Hochschularten zeigt sich folgendes Bild: An Fernuniversitäten waren 2011 46,2 % (2010: 45,7 %), an Fernfachhochschulen 42,2 % (2010: 40,2 %) und an Präsenzhochschulen 36,9 % (2010: 38,1 %) weibliche Fernstudierende immatrikuliert. Damit dominieren im hochschulischen Sektor männliche Fernstudierende.

Gemäß der Fernstudienstatistik 2011 der AG-F, an der sich 17 Hochschulen (Universitäten, Fachhochschulen und Fachhochschulverbünde) beteiligten, ist die Zahl der Fernstudierenden im Zeitraum 2008–2011 von 79.985 auf 104.995 angestiegen. Davon waren im Erhebungszeitraum allein an der FernUniversität in Hagen 78.803 immatrikuliert; 26.192 Fernstudierende verteilen sich auf die übrigen 16 in die Erhebung einbezogenen Hochschulen/ Hochschulverbünde.

Bei den angebotenen Abschlüssen überwiegen (nicht akademische) Zertifikate (37 %). Bachelor- und weiterbildende Masterstudiengänge umfassen jeweils 19 % des Angebots der einbezogenen Hochschulen. (Konsekutive) Masterstudiengänge werden von 14 %, Diplomstudiengänge von 8 % und Magisterstudiengänge von 3 % der Befragten aufgeführt.

Über die Verteilung der Fernstudiengänge 2011 nach Disziplinen informiert Schaubild B2.3-3.

Abschließend sei noch auf ein Monitoring des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) zur Entwicklung der Studierendenzahlen von Personen ohne Abitur verwiesen (vgl. Nickel/Duong 2012). Diese Untersuchung konstatiert „einen kontinuierlichen Wachstumstrend“ bei i. d. R. beruflich qualifizierten Studierenden ohne klassische Hochschulzugangsberechtigung. „Vollzog sich dieser zwischen 1997 und 2007 eher dezent und in sehr kleinen Schritten, so ist nun ein sprunghafter Anstieg der Nachfrage zu verzeichnen: Zwischen den Jahren 2007 und 2010 hat sich der Anteil der Studienanfänger/-innen ohne Abitur im bundesweiten Durchschnitt von 1,09 % auf 2,08 % nahezu verdoppelt. In absoluten Zahlen entspricht das einer Steigerung von 3.940 auf 9.241 [sic!] Studienanfänger/-innen ohne Abitur“ (Nickel/ Duong 2012, S. 29). Eine „überdurchschnittlich hohe Anziehungskraft“ (S. 36) üben dabei einige Hochschulen aus: „Von ihrer fachlichen Ausrichtung her sind die Profile dieser 9 Hochschulen unterschiedlich. Bei genauerem Hinsehen fällt jedoch ein verbindendes Merkmal zwischen 5 der genannten Institutionen auf, und zwar die starke Ausrichtung auf Fernstudienangebote“ (Nickel/Duong 2012, S. 37).

(Angela Fogolin)

Schaubild B2.3-3: Fernstudiengänge 2011 nach Disziplinen

Schaubild B2.3-3

Fußnoten

277 Zusätzlich zu den erhobenen Daten ergänzt der FDL die Teilnahmezahlen um Schätzungen, die auf seiner Branchenkenntnis und seinem Marktüberblick basieren. Für das Jahr 2011 geht er von 63.140 weiteren Teilnehmenden aus und kommt somit auf insgesamt 244.817 Teilnahmen an zugelassenen Fernlehrgängen in 2011. 2010 wurden 203.083 Teilnahmen erhoben und weitere 47.890 Teilnehmende geschätzt und somit eine tatsächliche Beteiligung von 250.973 Personen vermutet. Grundlage für die Aufbereitungen der Fernunterrichtsstatistik des FDL im Datenreport des BIBB bilden ausschließlich die empirisch erhobenen Daten. Würden die Schätzungen ebenfalls berücksichtigt, wäre zwar auch ein leichter Rückgang bei den Teilnahmen an zugelassenen Fernlehrgängen in 2011 im Vergleich zu 2010 zu verzeichnen, jedoch beliefe sich dieser nur auf ca. 2,5 %.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

Diese Information weitergeben

Diese Informationen weitergeben bei: Facebook Diese Informationen weitergeben bei: Twitter Diese Informationen weitergeben bei: MeinVZ

Social Bookmarks

Lesezeichen setzen bei: Google Lesezeichen setzen bei: Yahoo Lesezeichen setzen bei: Mr. Wong Lesezeichen setzen bei: Del.icio.us Lesezeichen setzen bei: Linkarena Lesezeichen setzen bei: Folkd Lesezeichen setzen bei: Yigg

Tools: