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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

D2 Neukonzeption außerschulischer Modellversuche

Seit mehr als drei Jahrzehnten greifen außerschulische Modellversuche auf der Grundlage des § 90 Abs. 3 Nr. 1d Berufsbildungsgesetz (BBiG) innovative Trends in der beruflichen Bildung auf und leiten beispielhaft praktische Schritte für bildungspolitische Neuentwicklungen ein. Dies gilt sowohl in inhaltlicher als auch methodischer und struktureller Hinsicht. In den letzten beiden Jahren kam es als Ergebnis einer umfassenden Diskussion zwischen dem Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und dem BIBB zu einer Neukonzeption des Förderbereichs Modellversuch. Folgende übergreifende Strukturelemente kennzeichnen die Modellversuche neuen Typs:

  • „stärkere Ankopplung an bildungspolitische Reformbestrebungen auf nationaler und europäischer Ebene,
  • expliziter Wissenschaftsbezug, Bedarfs- und Bedürfnisanalyse durch vorgeschaltete Studie(n),
  • stärkere inhaltliche Fokussierung mittels Förderrichtlinien zur Schärfung von Zielen und Profilen,
  • zweistufiges Verfahren für die Auswahl der Projekte über Ideenskizzen und Antrag,
  • eine zentrale externe wissenschaftliche Begleitung für alle Modellprojekte,
  • ein Rahmenkonzept für Programmarchitektur und -design z. B. mit Arbeitsforen,
  • Definition einer Evaluationspyramide (Selbst- / Fremdevaluation, formativ-summativ, Wertepluralität), um Informationen über das Erreichen von Zielen zu gewinnen und Lerneffekte zu erzielen; qualitative Indikatoren,
  • Formulierung übergreifend verbindlicher, quantitativer und qualitativer Standards (Kernthemen) für das Berichtswesen,
  • Rahmenkonzept und Standards für übergreifende Öffentlichkeitsarbeit und Kooperation aller Akteure,
  • verbesserte Transparenz und Wissens(chafts)transfer nach außen“ (vgl. Schemme / Groß 2011).

Im Frühjahr 2010 wurden die Förderrichtlinien für die neuen Schwerpunkte der Modellversuche auf den Weg gebracht. Im Einzelnen handelt es sich dabei um

  • Neue Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung,
  • Qualitätsentwicklung und -sicherung in der betrieblichen Berufsausbildung sowie
  • Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung.

Die ersten Modellversuche haben im November 2010 ihre Arbeit aufgenommen. Insgesamt werden in den drei Förderschwerpunkten in den nächsten Jahren 35 Modellversuche durchgeführt und mit 15 Mio. € aus Mitteln des BMBF gefördert. Die Programmverantwortung liegt beim BIBB, das in jedem Förderschwerpunkt durch eine wissenschaftliche Begleitung unterstützt wird. Detaillierte Angaben zu den einzelnen Modellversuchen sind Tabelle D2-1 Internet zu entnehmen.

Neue Wege in die duale Ausbildung – Heterogenität als Chance für die Fachkräftesicherung

Das Ziel dieses Förderschwerpunktes besteht darin, innovative Wege in der dualen Ausbildung zu untersuchen, zu erproben und weiterzuentwickeln, um aus der heterogen zusammengesetzten Gruppe der Jugendlichen im ausbildungsfähigen Alter den Anteil derjenigen zu erhöhen, die eine duale Berufsausbildung absolvieren. So soll auch dem sich abzeichnenden Fachkräftebedarf gegengesteuert werden. Im Rahmen eines ganzheitlichen Ansatzes werden sowohl die Übergänge als auch wichtige Phasen der Ausbildung analysiert und gestaltet sowie Perspektiven für eine Beschäftigung betrachtet. Um die Gesamtheit der Jugendlichen zu erreichen, müssen die individuellen Besonderheiten und das soziale Umfeld der Jugendlichen berücksichtigt werden.

Zentrale Gestaltungs- und Forschungsfelder sind:

  • die Weiterentwicklung und nachhaltige Etablierung von Konzepten und Instrumenten für heterogen zusammengesetzte Gruppen, die es ermöglichen, Individualität und Gemeinsamkeit gleichermaßen zu fördern,
  • die Zusammenarbeit und Vernetzung aller Akteure im Kontext dualer Ausbildung unter dem Aspekt der Integration in Unternehmen (insbesondere KMU),
  • vorhandene Ansätze, Konzepte und Modelle mit dem Instrumentarium der Modellversuchsforschung auf die neuen Herausforderungen auszurichten.

Es werden 18 Modellversuche mit einer Laufzeit von bis zu 36 Monaten gefördert. Die Modellversuche bearbeiten unterschiedliche Aspekte und sind deutschlandweit verteilt. Die Förderung der ersten Projekte hat im März 2011 begonnen.273

(Gisela Westhoff, Marion Trimkowski)

Entwicklung und Sicherung der Qualität in der betrieblichen Berufsausbildung

Der demografische Wandel, Vertragslösungen (vgl. Kapitel A4.8) sowie Lern-, Leistungs- und Integrationsprobleme machen es unverzichtbar, Qualitätslücken in der Berufsbildung frühzeitig zu erkennen und zu schließen. Anknüpfend an Forschungsprojekte und frühere Modellversuche des BIBB zum Thema „Qualität beruflicher Aus- und Weiterbildung“ hat das BIBB im November 2010 einen Förderschwerpunkt mit 10 Modellversuchen in unterschiedlichen Berufsfeldern aus Mitteln des BMBF gestartet, die bis 2013 neue Lösungen für zentrale Problemstellungen entwickeln und erproben sollen. Zur Vorbereitung hatte das Institut für Technik und Bildung (ITB) im Auftrag des BMBF Handlungsfelder zur Förderung der Qualitätsentwicklung und -sicherung identifiziert und eine Studie erstellt.274

Der Förderung von Instrumenten und Verfahren zur Verbesserung und Sicherung der Qualität betrieblicher Berufsausbildung wird hohe Priorität eingeräumt. Hierzu gehören neben der stetigen Aktualisierung von Ausbildungsinhalten auch Maßnahmen zur Verbesserung der Planung, Durchführung und Evaluation von Ausbildung ebenso wie die Optimierung der Zusammenarbeit der an der Berufsausbildung beteiligten Akteure. Auf die Einbeziehung von kleinen und mittleren Unternehmen wird dabei besonders Wert gelegt. Ebenso dringend ist die pädagogisch- didaktische Weiterbildung des ausbildenden Personals. Dabei werden Kriterien und Indikatoren, Instrumente und Verfahren für alle Phasen des Ausbildungsprozesses entwickelt.

Der Modellversuchsschwerpunkt ist Teil nationaler und europäischer Initiativen zur Verbesserung der Qualität beruflicher Bildung.

(Dorothea Schemme, Sigrid Bednarz)

Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung (BBNE)

Der Förderschwerpunkt steht in enger Beziehung zur UN-Dekade „Bildung für nachhaltige Entwicklung“ (2005 bis 2014). Eine der zentralen Forderungen ist die Verankerung des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung in die nationalen Bildungssysteme.

Die Erfahrungen, Ergebnisse und Produkte aus den vom BMBF geförderten Wirtschaftsmodellversuchen zur Berufsbildung für eine nachhaltige Entwicklung (2001 bis 2009), dem Querschnittsprojekt zur beruflichen Bildung in der Wald- und Holzwirtschaft (2005 bis 2010) im Förderschwerpunkt „nachhaltige Waldwirtschaft“ des BMBF-Programms „Forschung für Nachhaltigkeit“ (FONA) sowie weiteren Aktivitäten der UN-Dekade haben gezeigt, dass zur Implementation und Verstetigung beruflicher Bildung für nachhaltige Entwicklung auf den verschiedenen Ebenen des Bildungssystems noch weiterer Handlungsbedarf besteht. Eine erfolgreiche Umsetzung und Ausdifferenzierung des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung zeichnete sich insbesondere dort ab, wo ein branchenspezifischer und regionaler Bezug bestand.

Der Förderschwerpunkt „Berufliche Bildung für eine nachhaltige Entwicklung“275 (Laufzeit 2010 bis 2013) nimmt diese Erfahrungen auf. Es werden vier Verbund projekte (3 Jahre Laufzeit) und drei Einzelprojekte (2 Jahre Laufzeit) gefördert, die bei der Umsetzung ihrer Projektziele alle Ebenen des Berufsbildungssystems mit einbeziehen, um die verschiedenen Ebenen und Bereiche der beruflichen Bildung besser miteinander zu verzahnen. Die Verbundprojekte werden in den Branchen Metall / Elektro, Chemie, Bauen und Wohnen mit Schwerpunkt auf den erneuerbaren Energien sowie Ernährung durchgeführt.

Der Förderschwerpunkt nimmt sowohl Bezug auf die Vorbereitung von Fachkräften sowie auf Fachkräftegewinnung und -sicherung als auch auf berufliche Karrierewege und bezieht Schnittstellen zu anderen Bildungsbereichen mit ein. Es sollen Lösungskonzepte für die Gestaltung und Weiterentwicklung der BBNE erarbeitet werden.

Die Verbundprojekte, die einen Branchen- und Regionalbezug aufweisen, sollen über die Entwicklung einzelner Aus- und Weiterbildungsmodule deutlich hinausgehen und vor Ort implementiert werden. Die Umsetzung muss innerhalb des Vorhabens so weit geleistet werden, dass nach Abschluss des Vorhabens eine dauerhafte Fortführung der Aus- und Weiterbildungsaktivitäten durch die Projektpartner in Zusammenarbeit mit den Verantwortlichen in den Regionen sichergestellt ist. Die Einzelprojekte untersuchen den Zusammenhang von beruflicher Bildung für eine nachhaltige Entwicklung und Arbeits- und Beschäftigungsstrukturen. Dabei werden Qualifizierungsbedarfe und -maßnahmen sowie weitere bildungsrelevante Aspekte mit eingeschlossen. Hierbei sind insbesondere Handlungsempfehlungen für die betriebliche Umsetzung zu entwickeln und zu erproben.

(Dagmar Winzier)

Fußnoten

273 Nähere Informationen unter: www.bibb.de/heterogenitaet

274 http://www.bmbf.de/pub/band_vier_berufsbildungsforschung.pdf

275 Siehe http://bbne.bibb.de/de/bbne_index.htm.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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