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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

B2.1.1 Geschäftsklima und Anbieterstrukturen im Fokus des wbmonitor 2010

Der wbmonitor, der gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und dem Deutschen Institut für Erwachsenenbildung – Leibniz-Zentrum für Lebenslanges Lernen (DIE) getragen wird, führt jährlich im Mai eine bundesweite Online-Umfrage bei Weiterbildungsanbietern durch. Neben einem jährlich wechselnden Themenschwerpunkt werden identische Fragen zur wirtschaftlichen Situation sowie zu den Strukturen und Leistungen der Weiterbildungsanbieter gestellt.

An der Erhebung 2010 nahmen 1.672 Weiterbildungseinrichtungen teil. Dies sind knapp 11 % der kontaktierten Grundgesamtheit des wbmonitor von rund 15.750 Weiterbildungsanbietern in Deutschland. Die Angaben der Umfrageteilnehmer / -innen wurden auf die Grundgesamtheit gewichtet und hochgerechnet. Die Umfrageergebnisse besitzen somit Gültigkeit für alle im wbmonitor erfassten Weiterbildungsanbieter.236

Als Indikator für die wirtschaftliche Situation von Weiterbildungsanbietern berechnet das BIBB jährlich aus den Umfrageergebnissen den wbmonitor Klimawert.

E wbmonitor Umfragen

wbmonitor wird seit 2006 gemeinsam von BIBB und DIE verantwortet und – infolge der Kooperation – auf neuer konzeptioneller Grundlage fortgeführt (Feller u. a. 2009). Zuvor konzentrierte sich der 2001 vom BIBB initiierte wbmonitor ausschließlich auf Anbieter beruflicher Weiterbildung. Der wbmonitor wendet sich an alle institutionalisierten oder betrieblich verfassten Anbieter, die Weiterbildung als Haupt- oder Nebenaufgabe regelmäßig oder wiederkehrend offen zugänglich anbieten. Es wird ein Betriebsstättenkonzept verfolgt, wonach jede Niederlassung als eigener Anbieter behandelt wird.237 Als Weiterbildung gilt ein organisiertes Bildungsangebot, das sich an ausgebildete oder erfahrene Erwachsene richtet. Zielt es darauf ab, beruflich verwertet zu werden, zählt es zur beruflichen, anderenfalls zur allgemeinen Weiterbildung.

Bei den seit 2007 online durchgeführten Umfragen, zu denen im wbmonitor verzeichnete Weiterbildungsanbieter eingeladen sind, werden den Teilnehmenden jährlich Standardfragen (realisiertes Kursangebot, Organisationsbedingungen, Zukunftsaussichten) gestellt, die der Charakterisierung der Anbieter- und Angebotsstrukturen dienen und aus denen zur Kennzeichnung von Stand und Perspektive der Weiterbildungslandschaft u. a. der wbmonitor Klimawert abgeleitet wird (Feller 2008). Zusätzlich wird ein wechselnder Themenschwerpunkt zu aktuellen Entwicklungen in der Weiterbildung behandelt.

Klimawert Berechnungsmodus

Nach Gewichtung anhand der im Vorjahr geleisteten Unterrichtsstunden des jeweiligen Anbieters werden die Differenzen zwischen positiven und negativen Urteilen über die gegenwärtige wirtschaftliche Lage und die Differenzen zwischen positiven und negativen Erwartungen für die nächsten 12 Monate ermittelt. Aus den so gebildeten Salden wird analog dem geometrischen Mittel der Klimawert berechnet.238 Er kann Werte zwischen -100 und +100 annehmen und ist eine konzeptuelle Adaption des ifo Geschäftsklimas.

Das Geschäftsklima in der Weiterbildungsbranche ist 2010 noch positiv, aber wie im Vorjahr rückläufig

Mit einem Wert von +23 ist der wbmonitor Klimawert 2010 nach wie vor positiv, aber zum zweiten Mal in Folge gesunken und hat sich seit dem Höchststand von 42 im Jahr 2008 nahezu halbiert Schaubild B2.1.1-1.

Während die aktuelle Lage noch vergleichsweise positiv mit +32 beurteilt wird, spricht aus dem Erwartungswert für das kommende Jahr von +14 ein lediglich verhaltener Zukunftsoptimismus Tabelle B2.1.1-1. Abgemildert wird der Abschwung in der Weiterbildung durch parallel mit der konjunkturellen Erholung wieder gestiegene Investitionen der Betriebe: Weiterbildungsanbieter, die sich zu mindestens der Hälfte ihrer Einnahmen von Betrieben finanzieren, konnten ihren Klimawert um 19 Punkte auf +48 steigern. Diese Anbieter erwarten auch für die nächsten 12 Monate eine glänzende Geschäftsentwicklung. Überwiegend öffentlich finanzierte Anbieter wie etwa Volkshochschulen stehen dagegen unter Druck. Ihr Geschäftsklima ist mit +5 lediglich noch knapp positiv, und für die Zukunft wird eine weitere Verschlechterung erwartet. Offensichtlich machen sich für diese klamme öffentliche Kassen, insbesondere der Kommunen, negativ bemerkbar.

Stark verschlechtert hat sich das Klima auch bei Anbietern, die in ihrer Finanzierung stark von den Arbeitsagenturen / ARGEn abhängig sind: Im Vorjahr hatten sie noch von krisenbedingten, kompensatorischen Investitionen der Bundesagentur für Arbeit (BA) und der ARGEn profitiert (Koscheck 2009), 2010 bekommen sie nun deutlich rückläufige Eintrittszahlen in Maßnahmen der Förderung der beruflichen Weiterbildung zu spüren, insbesondere im Rechtskreis SGB III (Quelle: Statistik der Bundesagentur für Arbeit)239. Ihr Klimawert ist um 30 Punkte auf +15 gesunken, und auch für das kommende Jahr wird kaum eine Verbesserung erwartet.

In den neuen Ländern weisen 2010 erstmalig Anbieter ein – wenngleich geringfügig – besseres Geschäftsklima auf als Anbieter, die in den alten Ländern ansässig sind. Zurückzuführen ist dies vermutlich darauf, dass die neuen Länder geringer von der Wirtschaftskrise betroffen waren (Institut der Deutschen Wirtschaft Köln 2010), betriebliche Investitionen somit offensichtlich weniger stark reduziert wurden und Anbietern zugleich kompensatorische staatliche Investitionen zugutekamen. Entsprechend ist der Lagewert um 11 Punkte höher als in den alten Ländern. Die Zukunftserwartung ist in den neuen Ländern jedoch gedämpfter, in erster Linie bedingt durch die rückläufigen Ausgaben der Arbeitsagenturen, von denen die Anbieter hier finanziell wesentlich stärker abhängig sind (vgl. BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.1.2).

Schaubild B2.1.1-1: Entwicklung des Geschäftsklimas 2007 bis 2010

Schaubild B2.1.1-1

Tabelle B2.1.1-1: Klimawert, wirtschaftliche Lage und Erwartung für ausgewählte Teilgruppen von Weiterbildungsanbietern 2010

Tabelle B2.1.1-1

Strukturinformationen aus der wbmonitor Umfrage 2010

Anbietertyp

Die Anbieterstruktur der Teilnehmer am wbmonitor ist sehr stabil. Wie in den Vorjahren sind knapp die Hälfte der Teilnehmer an der Umfrage private Einrichtungen (davon 33 % kommerzielle und 15 % gemeinnützige), 14 % sind Volkshochschulen. Betriebliche und wirtschaftsnahe Einrichtungen sowie Einrichtungen gesellschaftlicher Großgruppen (Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Verbände, Vereine, Stiftungen) stellen jeweils 12 %. 10 % entfallen auf berufliche Schulen und (Fach-)Hochschulen und 5 % auf sonstige Anbietertypen. Die Abweichungen zu 2009 betragen nicht mehr als 2 Prozentpunkte.

Personal und Personalentwicklung 2010

Nach Größe, gemessen an der Zahl des fest angestellten Personals in der Weiterbildung, dominieren kleine und mittelgroße Einrichtungen: 56 % haben weniger als 10 Angestellte / Beamte, jede vierte beschäftigt zwischen 10 und 49 Angestellte / Beamte, und lediglich 4 % haben 100 und mehr Angestellte / Beamte. 10 % der Anbieter hatten zum Befragungszeitpunkt gar keine fest angestellten Mitarbeiter / -innen. Die Beschäftigung von Honorarkräften ist ein Kennzeichen der Weiterbildungsbranche: 87 % aller Anbieter setzen solche ein. 10 % haben sogar 250 und mehr Honorarkräfte. Ehrenamtlich Tätige haben dagegen lediglich 25 % der Anbieter, und dies zahlenmäßig auch in deutlich geringerem Umfang.

Angesichts der Verschlechterung des Geschäftsklimas 2010 ist die Einschätzung der Einrichtungen zur Personalentwicklung in diesem Jahr verhalten. Bei den Angestellten / Beamten wollen per Saldo240 (-4) etwas mehr Betriebe Personal abbauen als neu einstellen. Dafür sollen mehr Honorarkräfte (Saldo +6) und mehr ehrenamtlich Tätige (Saldo +2) eingesetzt werden.

Umsatz und Umsatzanteil der Weiterbildung

40 % der Einrichtungen erzielten 2009 einen Gesamtumsatz zwischen 100.000 und 1 Million Euro, 30 % zwischen 1 Million und 10 Millionen Euro. Etwas über 4 % erreichen einen Umsatz über 10 Millionen Euro. Bei immerhin mehr als einem Viertel der Anbieter lag der Umsatz unter 100.000 Euro.

Hinsichtlich des Umsatzanteiles von Weiterbildung verteilen sich die Anbieter auf drei nahezu gleich große Gruppen: Ein Drittel der Anbieter ist ausschließlich in der Weiterbildung tätig. Ein weiteres Drittel erwirtschaftet mit Weiterbildung immerhin mehr als die Hälfte ihres Gesamtumsatzes. Beim letzten Drittel trägt die Weiterbildung weniger als die Hälfte zum Umsatz bei.

Einnahmestruktur 2009 und Veränderung gegenüber dem Vorjahr

2009 erhielten so gut wie alle Weiterbildungsanbieter ihre Einnahmen von fünf Finanziers: von Teilnehmenden / Selbstzahlern, Betrieben, Arbeitsagenturen, öffentlichen Stellen (Kommunen, Ländern, Bund, EU) und nicht-öffentlichen Trägern der Einrichtung Schaubild B2.1.1-2.

Die Finanzierung der Anbieter setzt sich häufig aus mehreren dieser Finanzquellen zusammen, da aufgrund von Marktschwankungen die Abhängigkeit von einer einzigen riskant ist. So liegt der höchste Anteil an Anbietern, die sich nur auf eine Finanzierungsquelle stützen, knapp unter 5 %, und zwar bei Einrichtungen, die ausschließlich Weiterbildung für Betriebe anbieten.

Die wichtigste Finanzierungsquelle stellen für Weiterbildungsanbieter die Teilnehmenden bzw. Selbstzahler dar. 82 % der Anbieter bedienen diese Kundengruppe, und 28 % erhalten von diesen mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen. An zweiter Stelle stehen die Betriebe, die rund zwei Drittel der Einrichtungen im Portfolio haben. 22 % erzielen mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mit dieser Kundengruppe. Die ARGEn (z. B. über Trainingsmaßnahmen und Bildungsgutscheine), von denen jeder zweite Anbieter Einnahmen erzielt, kommen an dritter Position. 18 % der Anbieter sind in ihrer Finanzierung zu mehr als der Hälfte von diesen abhängig. Es folgen öffentliche Stellen, von denen rund 60 % der Weiterbildner Einnahmeanteile beziehen, für 15 % sind sie sogar die Hauptfinanzierungsquelle. Nicht-öffentliche Träger von Weiterbildungseinrichtungen kommen an fünfter Position. 21 % aller Einrichtungen erhalten von diesen Zuwendungen, die aber in der Regel weniger als ein Viertel der Finanzierung abdecken.

Weiterbildungsanbieter hatten 2009 gegenüber 2008 per Saldo Einnahmezuwächse von ARGEn (+13 %) und von Teilnehmenden / Selbstzahlern (+10 %). Unverändert geblieben waren die Einnahmen von Betrieben und von öffentlichen Stellen, per Saldo leicht rückläufig waren die Zuwendungen von ihren Trägern (-4 %).

Schaubild B2.1.1-2: Finanzierungsquellen der Weiterbildungsanbieter 2009

Schaubild B2.1.1-2

Alte und neue Länder – Strukturvergleich

In den alten Ländern erzielen jeweils rund doppelt so viele Anbieter mehr als die Hälfte ihrer Einnahmen mit Teilnehmenden / Selbstzahlern und mit Betrieben (31 % und 24 %) wie in den neuen Ländern (16 % und 12 %). Die Anbieter in den neuen Ländern sind dagegen deutlich stärker auf die Finanzierung von ARGEn angewiesen. Mehr als jede dritte Einrichtung (35 %) erzielt damit mehr als die Hälfte ihres Umsatzes, in den alten Ländern sind dies dagegen lediglich 13 %. Während umgekehrt in den alten Ländern mehr als jeder zweite Anbieter (55 %) keine Einnahmen von ARGEn bezieht, trifft dies in den neuen Ländern nur auf knapp jeden dritten Anbieter zu.

In den neuen Ländern dominieren Anbieter mit Gesamtumsätzen von mehr als einer Million Euro (44 %), in den alten Ländern liegt der Anteil 12 Prozentpunkte niedriger (32 %). Dort sind mehr kleinere Anbieter vertreten mit einem Umsatz bis zu 100.000 Euro (alte Länder 27 %, neue Länder knapp 20 %). Bei den meisten Anbietern machen die Einnahmen mit Weiterbildung den größten Anteil am Umsatz aus. Jeder zweite Anbieter in den neuen Ländern erzielt damit zwei Drittel und mehr seines Umsatzes. In den alten Ländern trifft dies sogar auf 56 % der Anbieter zu.

Vom Anbietertyp prägen in den neuen Ländern private Einrichtungen die Weiterbildungslandschaft (63 %), in den alten Ländern liegt deren Anteil 18 Prozentpunkte niedriger (45 %). In den neuen Ländern seltener vertreten als in den alten sind Volkshochschulen (10 %, alte Länder 15 %) und Einrichtungen von Kirchen, Parteien, Gewerkschaften, Stiftungen und Verbänden (7 %, alte Länder 13 %).

(Hans-Joachim Schade, Stefan Koscheck)

Fußnoten

236 Weitere Informationen zur Umfrage 2010 siehe http://www.bibb.de/de/55049.htm.

237 Näheres zu den Begriffsdefinitionen unter http://www.wbmonitor.de/.

238 Der wbmonitor Klimawert ergibt sich aus der Beziehung „WK = (((Saldo Lage + 200) * (Saldo Erwartung + 200)) ** 0,5) – 200“. Zur Vermeidung von negativen Werten im Wurzelterm werden die Salden jeweils um eine ergebnisneutrale Konstante von 200 erhöht.

239 Vgl. http://statistik.arbeitsagentur.de/.

240 Der Saldo ist die Differenz der positiven und negativen Anteilswerte mit einer theoretischen Spanne von +100 bis -100.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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