Sie befinden sich hier:

 

DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

B2.3 Begabtenförderung berufliche Bildung

Förderungsfähiger Personenkreis und förderfähige Weiterbildungen

Die Begabtenförderung berufliche Bildung des Bundesministeriums für Bildung und Forschung bietet seit 1991 besonders leistungsfähigen jungen Berufstätigen mit einer dualen Berufsausbildung und seit 1999 auch Absolventinnen und Absolventen bundesgesetzlich geregelter Fachberufe im Gesundheitswesen einen finanziellen Anreiz zur Weiterbildung. Das Programm versteht sich als Pendant zur Begabtenförderung im Hochschulbereich (Studienförderung) und soll zur Gleichwertigkeit von allgemeiner und beruflicher Bildung beitragen. Ein Ziel der Förderung ist, die Stipendiatinnen und Stipendiaten schon zu Beginn ihres Berufslebens mit dem Gedanken vertraut zu machen, dass mit dem erfolgreichen Abschluss der Berufsausbildung die berufliche Qualifizierung nicht beendet ist, sondern Berufserfolg und berufliche Karriere die kontinuierliche Pflege einmal erworbener Kenntnisse und Fertigkeiten voraussetzt und Kompetenzerweiterung durch regelmäßige Weiterbildung unentbehrlicher Bestandteil der beruflichen Zukunftsplanung sein sollte.

Voraussetzung für eine Aufnahme in die Begabtenförderung berufliche Bildung ist der Nachweis einer überdurchschnittlichen beruflichen Qualifizierung durch

  • das Ergebnis der Berufsabschlussprüfung (Kammerprüfung) mit mindestens 87 Punkten bzw. besser als „gut“ oder
  • die besonders erfolgreiche Teilnahme an einem überregionalen beruflichen Leistungswettbewerb oder
  • den begründeten Vorschlag eines Betriebes oder der Berufsschule.

Die Regelförderdauer beträgt 3 Kalenderjahre, der Förderhöchstbetrag beläuft sich auf 5.100 €. Förderfähig sind

  • anspruchsvolle Maßnahmen zum Erwerb beruflicher Qualifikationen,
  • die Vorbereitung auf Prüfungen der beruflichen Aufstiegsfortbildung,
  • die Teilnahme an anspruchsvollen Bildungsmaßnahmen, die der Entwicklung fachübergreifender und allgemeiner beruflicher oder sozialer Kompetenzen oder der Persönlichkeitsbildung dienen, und seit 2008
  • berufsbegleitende Studiengänge, die auf Ausbildung und Berufstätigkeit der Stipendiatin/ des Stipendiaten fachlich/inhaltlich aufbauen.

Das Förderprogramm wird von Anfang an wissenschaftlich begleitet. Die Begleitforschung führt Adressatenanalysen (Stipendiatenstrukturanalysen) durch und kann kontinuierlich Auskunft darüber geben, wen die Begabtenförderung erreicht und ob die sektorale, soziale sowie regionale Zusammensetzung der Geförderten mit den Zielsetzungen des Programms übereinstimmt. In einem zweiten Untersuchungsschwerpunkt werden die Lernthemen analysiert, die Stipendiatinnen und Stipendiaten der Begabtenförderung berufliche Bildung einerseits in einem bestimmten Programmjahr und andererseits während des gesamten Förderzeitraums wählen (Maßnahmenanalysen).

E Angaben zur Begabtenförderung berufliche Bildung

Grundlage für die Analysen zur Stipendiatenstruktur sind jedes Jahr die Stammblätter von neu in die Förderung aufgenommenen Personen (2007: n = 5.330). Diese geben Auskunft über den erlernten Beruf und Ausbildungsbereich, die schulische Vorbildung, das Geschlecht, die Staatsangehörigkeit und die Länderzugehörigkeit der Neustipendiatinnen und -stipendiaten. Die Maßnahmenanalysen basieren auf den jährlichen Förderanträgen (2007: n = 9.512). Diesen sind die Themen der Kurse, für die Fördermittel beantragt werden, zu entnehmen, ferner die Bildungsträger, die Veranstaltungsorte (Inland/ Ausland), die zeitliche Dauer und die Kosten einer Maßnahme.

Ausgewählte Untersuchungsergebnisse

Wer wird gefördert?

Im Jahr 2007 wurden 5.330 Stipendiatinnen und Stipendiaten aus 228 dualen Ausbildungsberufen und aus 15 bundesgesetzlich geregelten Fachberufen im Gesundheitswesen in die Begabtenförderung aufgenommen.247 Von allen dualen Ausbildungsberufen sind damit zwar nur zwei Drittel im Förderprogramm vertreten. Allerdings haben 96,6 % der erfolgreichen Prüfungsteilnehmer/-innen des Jahres 2006 einen dieser 228 Berufe erlernt. Nur 17 der im Jahr 2007 nicht in der Begabtenförderung vorkommenden dualen Ausbildungsberufe hatten 2006 mehr als 200, 88 Ausbildungsberufe hingegen weniger als 50 Absolventinnen und Absolventen. Bei den meisten der im Jahr 2007 nicht im Förderprogramm erscheinenden Berufe handelt es sich also um sogenannte Splitterberufe. Aus 15 von 17 förderfähigen bundesgesetzlich geregelten Fachberufen im Gesundheitswesen wurden im Jahr 2007 – in unterschiedlicher Stärke – Stipendiatinnen und Stipendiaten für die Begabtenförderung rekrutiert.

Frauen waren – bezogen auf ihren Anteil bei den erfolgreichen Prüfungsteilnehmenden – in der Begabtenförderung bisher meist überrepräsentiert. Von den 2007 Aufgenommenen waren insgesamt 51,7 % weiblich, von den Absolventen 2006 (mit einer dualen Berufsausbildung und einem Gesundheitsfachberuf zusammengenommen) jedoch nur 46,3 %. Dieses Verhältnis variiert zwischen den Ausbildungsbereichen. So sind etwa in Industrie und Handel mit 50,6 % gut die Hälfte der Neuaufnahmen weiblich, bei den erfolgreichen Prüfungsteilnehmenden 2006 aber nur 41,5 %; im Handwerk steht einer Frauenquote von 30,3 % bei den in 2007 erstmals Geförderten eine solche von nur 24,2 % bei den Ausbildungsabsolventen des Vorjahres gegenüber.

Die allgemeinbildenden Schulabschlüsse der 2007 in die Begabtenförderung aufgenommenen Stipendiatinnen und Stipendiaten sind kein Spiegelbild der schulischen Vorbildung aller Ausbildungsanfänger/ -innen des Jahres 2006. Von den Neuaufnahmen 2007 verfügten 6,4 % über einen Hauptschulabschluss, von den Ausbildungsanfängerinnen und -anfängern 2006 jedoch 32,3 %. 51,0 % der Neustipendiatinnen und -stipendiaten hatten einen mittleren Bildungsabschluss erworben, in der Bezugsgruppe 45,7 %. Über eine (Fach-)Hochschulzugangsberechtigung schließlich verfügten von den 2007 in die Förderung Aufgenommenen 42,5 %, von allen Auszubildenden im ersten Ausbildungsjahr 2006 jedoch nur 15,9 %. Hauptschulabsolventinnen und -absolventen sind in der Förderung schon immer ebenso stark unterrepräsentiert, wie die Gruppe der Hochschulzugangsberechtigten überrepräsentiert ist Schaubild B2.3-1.

Schaubild B2.3-1: Schulische Vorbildung von Stipendiatinnen und Stipendiaten der Aufnahmejahrgänge 1998 bis 2007 (in %)

Schaubild B2.3-1:
Quelle: Stammblätter für Stipendiaten/Stipendiatinnen

Was wird gefördert?

Im Programmjahr 2007 entschieden sich die Stipendiatinnen und Stipendiaten – wie schon in den Jahren davor – überwiegend für handwerklichtechnische und kaufmännische Lehrgänge. Es folgten die immer häufiger gewählten Kurse im Bereich Gesundheitswesen vor der fremdsprachlichen Weiterbildung. Informationstechnische Themen (EDV, Internet, Multimedia) lagen wie im Vorjahr hinter Lehrgängen im Bereich Planung, Organisation und Leitung auf dem sechsten Platz.

Der Anteil der Aufstiegsfortbildung ist gegenüber dem letzten Programmjahr minimal – von 36,6 % auf 37,1 % aller beantragten Kurse – angestiegen. Er liegt jedoch um 7 Prozentpunkte über dem Wert von 1997. Rückläufig sind seit Jahren Auslandsmaßnahmen (meistens Fremdsprachenkurse). Machten sie 1997 noch 16 % aller Lehrgänge aus, waren es 2007 nur noch 7 %. Lernaktivitäten zur Verbesserung fachspezifischer beruflicher Fähigkeiten haben weiter Anteile hinzugewonnen. 2007 zählten fast drei Viertel aller Maßnahmen zu diesem Qualifizierungsbereich. Infolgedessen verlor die fachübergreifende Weiterqualifizierung, also der Erwerb von Kenntnissen, die in verschiedensten Berufsfeldern von Nutzen sein können, an Bedeutung. Der Anteil dieser Kurse ist seit Beginn des Förderprogramms um 40 Prozentpunkte, allein in den letzten 10 Jahren um 20 Prozentpunkte, gesunken Schaubild B2.3-2.

(Richard Fauser, Forschungsstelle für Informationstechnische Bildung, Konstanz)

Schaubild B2.3-2: Maßnahmen zur fachspezifischen, fachübergreifenden und persönlichen Weiterbildung 1998 bis 2007 (in %; Differenz zu 100 %: sonstige Themen)

Schaubild B2.3-2:
Quelle: Maßnahmenanträge der jeweiligen Jahrgänge

Fußnoten

247 2008 wurden, einer Mitteilung der Stiftung Begabtenförderungswerk berufliche Bildung zufolge, die das Förderprogramm durchführt, 6.021 Stipendien vergeben. Seit Programmbeginn 1991 sind damit über 78.000 junge Berufstätige in die Begabtenförderung berufliche Bildung aufgenommen worden. Den aufnehmenden Kammern und anderen für die Berufsbildung zuständigen Stellen sind dafür Bundesmittel in Höhe von 230 Mio. € zur Verfügung gestellt worden, in 2008 allein 17.128.807 €.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

Diese Information weitergeben

Diese Information teilen bei Facebook Diese Information teilen bei Twitter Diese Information teilen bei MeinVZ

Social Bookmarks

Lesezeichen setzen bei Google Lesezeichen setzen bei Yahoo Lesezeichen setzen bei Mr. Wong Lesezeichen setzen bei Del.icio.us Lesezeichen setzen bei Linkarena Lesezeichen setzen bei Folkd Lesezeichen setzen bei Yigg

Tools: