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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

B5.1 Fortbildungsprüfungen

Die Fortbildung ist eine besondere Form der geregelten beruflichen Weiterbildung (vgl. Bundesinstitut für Berufsbildung 2003). Sie baut auf der beruflichen (Erst-)Ausbildung auf, erweitert Fachwissen und berufliche Handlungskompetenz des Einzelnen und führt zu einer anerkannten neuen Berufsbezeichnung. 261 Die Fortbildung setzt in der Regel einen Berufsbildungsabschluss sowie eine Mindestdauer praktischer Berufstätigkeit voraus.

Im Folgenden werden Ergebnisse der Fortbildungsprüfungsstatistik für den Zeitraum von 1993 bis 2006 dargestellt, die im Rahmen der Berufsbildungsstatistik des Statistischen Bundesamtes erhoben wurden. Für das Berichtsjahr 2007 liegen keine veröffentlichungsfähigen Ergebnisse zu Fortbildungsprüfungen vor; bedingt ist dies durch die Neukonzeption der Berufsbildungsstatistik (vgl. Statistisches Bundesamt 2008c, S. 11). Diese Statistik umfasst die gemäß Berufsbildungsgesetz abgelegten Fortbildungsprüfungen in bundeseinheitlich geregelten Fortbildungsberufen sowie nach Regelungen der zuständigen Stellen (§§ 53 und 54 BBiG bzw. § 42 HwO).

Die Entwicklung der Teilnahmezahlen bei den Fortbildungsprüfungen im Betrachtungszeitraum ist durch einen starken Rückgang um rund 44.000 Prüfungsfälle zwischen 1992 und 2002 und eine relative Stabilität bis 2005 gekennzeichnet. Im Berichtsjahr 2006 zählte man insgesamt 120.433 Prüfungsteilnahmen und damit 4.640 Prüfungen (oder -3,7 %) weniger als im Vorjahr; im Jahr 1992 wurden noch über 171.000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Fortbildungsprüfungen gemeldet Übersicht B5.1-1. Die Anzahl der Prüflinge 2006 sank gegenüber dem Jahr 1992 bei den Männern (absolut: -33.461) um 30,2 % und damit stärker als bei den Frauen (-28,6 % oder -17.214).

Bezogen jeweils auf 1992 als Ausgangsjahr verringert sich die Zahl der Teilnahmen zu Fortbildungsprüfungen

  • bei den Frauen mit rund 7.300 Fällen (-12,2 %) bereits im Folgejahr 1993 recht deutlich, um dann etwa bis zum Jahr 2000 ein Minus von 12.088 oder -20,1 % auszuweisen,
  • bei Männern zunächst eher moderat in den Jahren bis 1996 (-7,9 % bzw. -8.800), bis zum Jahr 2000 folgt dann ein Rückgang von fast 28.000 (-20,1 %).

Der Anteil der Frauen (Teilnahmen: 42.976) an allen Fortbildungsprüfungen des Jahres 2006 lag mit 35,7 % über dem des Jahres 2005 (34,8 %) und auf ähnlicher Höhe wie 1992 (35,2 %; Teilnahmen: 60.217). Wie in früheren Jahren fallen die Frauenanteile in den einzelnen Fortbildungsberufen im Jahr 2006 recht verschieden aus (vgl. Bundesministe rium für Bildung und Forschung 2008a, S. 252, 255).262 Dabei übertrafen die neuen Länder im Jahr 2006 mit 39,0 % (2005: 37,8 %) den Frauenanteil der alten Länder von 35,0 % (2005: 34,2 %). Was den Zeitraum von 1992 bis 2006 angeht, konnten die Frauen jedoch ihren Anteil an den Fortbildungsprüfungen im früheren Bundesgebiet leicht steigern (1992: 32,9 %), während sie in den neuen Ländern anteilmäßig 6 Prozentpunkte verloren haben (1992: 46,0 %). Von insgesamt 96.526 in 2006 bestandenen Prüfungen entfielen mit 63.846 knapp zwei Drittel auf Männer und 32.680 auf Frauen. Allerdings lag die Zahl der Erfolgreichen im Jahr 1992 bei über 132.000 bestandenen Prüfungen und damit fast 36.000 über denen des Jahres 2006. Im Jahr 1992 hatten damals 90.027 Männer und 42.397 Frauen den angestrebten Fortbildungsabschluss erhalten Übersicht B5.1-1.

Im Jahr 2006 errechnen sich zum Vorjahr bei den Fortbildungsprüfungen insgesamt für alte wie neue Länder jeweils negative Veränderungsraten. So sank die Teilnahmezahl im früheren Bundesgebiet von 104.021 Prüfungen im Jahr 2005 auf 99.556 im Jahr 2006 mit einem Minus von 4,3 % stärker als in den neuen Ländern; dort fiel die Zahl der Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Fortbildungsprüfungen nur um 0,8 % auf 20.877 nach 21.052 im Jahr 2005 Übersicht B5.1-2. In den einzelnen Ländern lagen jedoch teils deutlich über dem Durchschnitt der Lan desteile liegende Abweichungen vor, und zwar in positiver wie negativer Richtung (vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008, S. 252).263

In längerfristiger Perspektive lässt sich für die Entwicklung der auf das Jahr 1992 bezogenen Teilnahmen an Fortbildungsprüfungen feststellen: Für die neuen Länder kommt es dabei zunächst in den Jahren bis 1996 jeweils zu moderaten Steigerungsraten. Die anschließenden prozentualen Abnahmen fallen dort besonders ausgeprägt in den Jahren 2000 (-11,8 %) und 2004 (-29,1 %) aus; sie erreichen im Jahr 2006 einen Höchstwert (-31,0 % gegenüber 1992). Dagegen fällt in den alten Ländern zwischen 1992 und 2006 die Zahl der Personen nahezu stetig, die sich einer Fortbildungsprüfung unterzogen haben. Die daraus ermittelten prozentualen Rückgänge erreichen im Jahr 2001 mit 28,5 % einen ersten Höhepunkt; bis heute verbleiben sie auf diesem Niveau Übersicht B5.1-2.

Differenziert nach Ausbildungsbereichen Übersicht B5.1-3 zählte man im Jahr 2006 rund 90 % aller Fortbildungsprüfungen in den Bereichen Industrie und Handel (51 %) sowie Handwerk (40 %). Bundesweit gingen die Teilnahmezahlen im Jahr 2006 gegenüber 2005 um knapp 5.000 Fortbildungsprüflinge zurück; das Minus gegenüber 1993 beträgt sogar rund 50.600 Prüfungsfälle. Vom Rückgang im Jahr 2006 waren vor allem Industrie und Handel, die Hauswirtschaft (-8,2 %) und der öffentliche Dienst (-4,7 %) betroffen. Wie Übersicht B5.1-3 weiter zeigt, meldete der prüfungsstärkste Bereich Industrie und Handel für das Jahr 2006 knapp 5.900 Prüfungsteilnehmer weniger als 2005 (-8,8 %); verglichen mit den 79.753 Prüflingen des Jahres 1993 beträgt die Abnahme sogar rund 18.800 Personen (-23,6 %). Dem standen als positive Entwicklung gegenüber: die Bereiche Landwirtschaft (+5,6 %), freie Berufe (+5,4 %) und das Handwerk. Der Handwerksbereich wuchs zum Vorjahr insgesamt um 1.025 Prüfungen (+2,1 %) auf 48.762 Prüfungsteilnahmen und damit erstmals wieder in den letzten Jahren.264 Allerdings bedeutet dies gegenüber dem Jahr 1993 mit 79.240 Fortbildungsprüfungen im Handwerk eine um fast 30.500 (-38,5 %) geringere Zahl an Teilnehmerinnen und Teilnehmern.

Insgesamt verläuft das Auf und Ab in den Ausbildungsbereichen in den alten und neuen Ländern beim Vorjahresvergleich jedoch nicht immer gleichgerichtet Übersicht B5.1-3. Einerseits gibt es jeweils rückläufige Fortbildungsprüfungszahlen: etwa für beide Landesteile in Industrie und Handel (neue Länder: -10,5 %; alte: -8,4 %) und der Hauswirtschaft (neue Länder: -43,1 %; alte: -4,5 %) oder aber prozentuale Anstiege in den Bereichen freie Berufe (neue Länder: +14,2 %; alte: +3,4 %) bzw. Handwerk (neue Länder: +10,7 %; alte: +0,5 %). Andererseits sind da auch gegenläufige Entwicklungen: So stiegen etwa in den neuen Ländern die Fortbildungsprüfungen im öffentlichen Dienst recht deutlich (+17,3 %), das frühere Bundesgebiet weist dagegen ein Minus von 11,3 % auf. Auf der anderen Seite meldete der Landwirtschaftsbereich der alten Länder um 9,8 % höhere Fortbildungsprüfungszahlen im Jahr 2006 als in 2005, während die neuen Länder hier ein Minus von 16,0 % ausweisen.

Hinsichtlich des erreichten Prüfungserfolgs bei den Fortbildungsprüfungen lässt sich Folgendes feststellen: Im Jahr 1993 lag der Anteil insgesamt erfolgreich abgelegter Fortbildungsprüfungen bei 77,3 %. Für sämtliche Ausbildungsbereiche errechnet sich für das Jahr 2006 eine durchschnittliche Erfolgsquote von 80,1 %265. Berücksichtigt man allerdings zudem die zum Abschluss führenden Wiederholungsprüfungen, erhöht sich die Quote der Erfolgreichen auf 89,5 %. Durchaus beachtliche Unterschiede gab es beim Prüfungserfolg zwischen den Zuständigkeitsbereichen wie auch in den einzelnen Fortbildungsberufen.266 Äußerst erfolgreich schnitten mit einer Erfolgsquote von 92,8 % die Teilnehmerinnen und Teilnehmer an Fortbildungsprüfungen des Handwerks ab, gefolgt von denen des öffentlichen Dienstes mit 89,0 %. Recht nahe am Gesamtdurchschnitt liegt der Erfolgsanteil mit 81,1 % im Bereich Landwirtschaft und in den freien Berufen mit 78,4 %; die Wiederholungsprüfungen einbezogen, erhöht sich die Erfolgsquote auf 88,5 % bzw. 86,2 %. Seltener erhielten Prüflinge der Bereiche Hauswirtschaft (74,9 %) und von Industrie und Handel (69,7 %) im ersten Anlauf den angestrebten Fortbildungsabschluss. Werden jedoch die später bestandenen Wiederholungsprüfungen mit berücksichtigt, erhielten in Industrie und Handel 84,3 % der Fortbildungsprüflinge und 88,0 % in der Hauswirtschaft einen Abschluss.

(Hermann Herget)

E Fortbildungsprüfungsstatistik

Die Fortbildungsprüfungsstatistik des Statistischen Bundesamtes erhebt jährlich die Teilnehmer/-innen an Fortbildungsprüfungen gegliedert nach Fortbildungsberufen, Geschlecht und Prüfungserfolg sowie Wiederholer. Die Statistik ist eine Vollerhebung, für die Auskunftspflicht besteht. Gemeldet werden die während des Kalenderjahres abgelegten Prüfungen durch die zuständigen Stellen. Auch Meisterprüfungen zählen zu den Fortbildungsprüfungen. Die Rechtsgrundlage der Statistik (§§ 4 und 5 Berufsbildungsförderungsgesetz) ist für die Erhebungen von 1993 bis 2006 unverändert, sodass für diesen Zeitraum vergleichbare Daten vorliegen auf der Ebene des Bundes, für Bundesländer oder einzelne Kammern.

Die Erhebung erfasst die Anzahl der Prüfungsfälle und keine Prüfungspersonen. Prüfungsteilnehmende, die ihre Fortbildungsprüfung nicht bestanden haben und später an einer Wiederholungsprüfung teilnehmen (ggf. im selben Jahr), werden deshalb mehrfach gezählt. Sie werden dann als Wiederholer ausgewiesen. Besteht die Fortbildungsprüfung aus mehreren Teilen (z. B. Kursen), sind Teilnehmende nur dann erfasst, wenn sie sich in der letzten Stufe befinden, nach deren erfolgreichem Abschluss die neue Berufsbezeichnung geführt werden darf.

Die Revision des Berufsbildungsgesetzes vom 23. März 2005 (BGBl. I S. 931) führte auch zur inhaltlichen und methodischen Umstellung der Berufsbildungsstatistik; sie trat zum 1. April 2007 in Kraft (Schmidt 2008). Ab dem Erhebungsjahr 2007 werden insbesondere Individualdaten statt Aggregatdaten und teils neue Merkmale oder Merkmale differenzierter erfasst. Zusammen mit methodisch-technischen Anpassungen schränkt dies die zeitliche Vergleichbarkeit der Ergebnisse ein. Grundsätzlich werden die Fortbildungsprüfungen als Einzeldaten gemeldet. Die Umstellungsphase sieht jedoch Übergangsregelungen vor – Angaben zu Fortbildungsprüfungen sind danach für ca. 2 Jahre weiterhin als aggregierte Summensätze je Fortbildungsberuf möglich, auch fehlende Angaben sind zugelassen.

Übersicht B5.1-1: Fortbildungsprüfungen nach Bereichen 1992 bis 2006 nach Geschlecht (Teil 1)

Übersicht B5.1-1

Übersicht B5.1-1: Fortbildungsprüfungen nach Bereichen 1992 bis 2006 nach Geschlecht (Teil 2)

Übersicht B5.1-1
Vgl. auch Berufsbildungsbericht 2008a, S. 253. 1Einschließlich 13 Fortbildungsprüfungen (davon bestanden 8) in der Seeschifffahrt für das Jahr 1992 bzw. 12 im Jahr 1993 sowie 8 in 1994 und 7 in 1996
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsbildungsstatistik (Erhebung zum 31.12.), Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Übersicht B5.1-2: Fortbildungsprüfungen 1992–2006, insgesamt, alte und neue Länder

Übersicht B5.1-2
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsbildungsstatistik, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Übersicht B5.1-3: Fortbildungsprüfungen 2006, 2005 und 1993 nach Bereichen, alte und neue Länder

Übersicht B5.1-3
Quelle: Statistisches Bundesamt, Berufsbildungsstatistik, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Fußnoten

261 Gängige Abschlussbezeichnungen sind etwa Fachwirt/Fachwirtin, Fachkaufmann/ Fachkauffrau, Betriebswirt/Betriebswirtin oder Meister/Meisterin. Zusätzlich eröffnen geregelte Fortbildungsabschlüsse in vielen Bundesländern als fachgebundene Hochschulreife die Aufnahme eines Hochschulstudiums.
262 Gegenüber den 70 % und mehr der weiblichen Prüflinge in einzelnen kaufmännischen Fortbildungsprüfungen fallen die Frauenanteile gewerblich-technischer Fortbildungsberufe deutlich ab, z. B. 18,9 % bei Handwerksmeisterinnen oder nur 3,1 % bei Industriemeisterinnen.
263 So errechnen sich im Jahr 2006 gegenüber 2005 gestiegene Teilnahmezahlen für Hamburg (+14,2 %), aber auch Sachsen (+5,3 %) oder Sachsen-Anhalt (+4,8 %). Daneben stehen deutliche Rückgänge vor allem in Bremen (-21,0 %), Thüringen (-11,4 %) sowie Nordrhein-Westfalen (-9,5 %), in Berlin (-8,4 %), dem Saarland (-8,3 %), Hessen (-7,4 %), Rheinland-Pfalz (-6,1 %) und Schleswig- Holstein (-5,5 %).
264 Die Besserung im Zeitverlauf gilt auch für Meisterprüfungen im Handwerk, vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008a, S. 252.
265 Da es sich um Prüfungsfallzahlen eines Jahres und nicht um Teilnehmerzahlen handelt, gibt diese Quote nicht an, wie viele Personen eine Fortbildungsprüfung erfolgreich abgelegt haben (einige Personen werden aufgrund wiederholter Prüfungen mehrfach gezählt). Mit der Berücksichtigung auch der Wiederholungsprüfungen errechnet sich eine Erfolgsquote, die näherungsweise angibt, wie viele Personen die Prüfung letztlich erfolgreich abschließen konnten, gleich ob beim ersten oder wiederholten Prüfungsversuch.
266 Für einzelne Fortbildungsberufe vgl. Bundesministerium für Bildung und Forschung 2008a, S. 255.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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