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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

A8.1 Die Ungelerntenquote der 20- bis 29-Jährigen nach Daten des Mikrozensus

Seit Beginn der 1980er-Jahre steigen die Arbeitslosenquoten von Ungelernten überproportional an. Im Jahr 2005 lag die Arbeitslosenquote der Geringqualifizierten bei 26 % und damit fast dreimal so hoch wie bei Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (9,7 %) (Reinberg/Hummel 2007, S. 1). Zugleich werden zunehmend Arbeitsplätze abgebaut oder ins Ausland verlagert, auf denen Geringqualifizierte beschäftigt werden könnten. Jugendliche und junge Erwachsene ohne Berufsausbildung tragen somit ein Beschäftigungsrisiko, das sowohl individuell als auch gesamtgesellschaftlich (als Ausfall von Sozialbeiträgen und Steuern) nicht hinnehmbar ist. Dem sich abzeichnenden Fachkräftemangel müsste mit zeitnaher Qualifizierung begegnet werden. Datenbasis für die nachfolgenden Auswertungen ist der Mikrozensus. Bei Zeitvergleichen sind Veränderungen bei der Erhebung des Mikrozensus ab dem Jahr 2005 zu beachten.

E Mikrozensus

Der Mikrozensus ist die amtliche Repräsentativstatistik des Statistischen Bundesamtes über die Bevölkerung und den Arbeitsmarkt, an der jährlich 1 % aller Haushalte in Deutschland beteiligt sind (laufende Haushaltsstichprobe). Der Mikrozensus dient der Bereitstellung statistischer Informationen über die wirtschaftliche und soziale Lage der Bevölkerung sowie über die Erwerbstätigkeit, den Arbeitsmarkt und die Ausbildung. Er schreibt die Ergebnisse der Volkszählung fort. Insgesamt nehmen rund 390.000 Haushalte mit 830.000 Personen am Mikrozensus teil. Alle Haushalte haben beim Mikrozensus die gleiche Auswahlwahrscheinlichkeit (Zufallsstichprobe).

Das Frageprogramm des Mikrozensus besteht aus einem festen Grundprogramm mit jährlich wiederkehrenden Tatbeständen, die überwiegend mit Auskunftspflicht belegt sind. Darüber hinaus gibt es in vierjährigem Rhythmus Zusatzprogramme, die teilweise von der Auskunftspflicht befreit sind. Das jährliche Grundprogramm des Mikrozensus umfasst unter anderem Merkmale zur Person (Alter, Geschlecht, Staatsangehörigkeit und so weiter), den Familien- und Haushaltszusammenhang sowie darüber hinaus die Merkmale Haupt- und Nebenwohnung, Erwerbstätigkeit, Arbeitssuche, Arbeitslosigkeit, Nichterwerbstätigkeit, Schüler, Student, allgemeiner und beruflicher Ausbildungsabschluss.

Veränderungen bei der Erhebung des Mikrozensus

Die ab 2005 veränderte Erhebungsmethode, von der insgesamt verbesserte statistische Informationen zu Bevölkerung und Erwerbstätigkeit zu erwarten sind, hatte auch Auswirkungen auf Daten zu nicht formal Qualifizierten. Vor allem gründet das auf der Auskunftspflicht der Frage zum Berufsabschluss. In den vorangegangen Mikrozensen war die Beantwortung freiwillig. Im Ergebnis wurde diese Frage 2005 nur noch von 1 % der Befragten nicht beantwortet, 2004 waren es noch 9 %. Die dabei zusätzlich gewonnenen Informationen über den Berufsabschluss kumulierten sich vor allem bei Befragten ohne Berufsabschluss, sodass sich der Anteil dieser nicht formal Qualifizierten an der Bevölkerung über 15 Jahren verglichen mit 2004, um rund 5 % erhöhte (zum Vergleich: mit beruflichem Abschluss +3 %, mit Fachhochschul- oder Hochschulabschluss +1 %) (Reinberg/ Hummel 2007, S. 10). Es ist davon auszugehen, dass sich 2005 aufgrund der genaueren Erfassung auch der Anteil der nicht formal Qualifizierten bei der hier untersuchten Wohnbevölkerung der 20- bis 29-Jährigen gegenüber 2004 deutlich erhöht hat. Das hat auch Konsequenzen für aus den Daten gewonnene Zeitreihen. Ergebnisse ab 2005 sind nur unter Vorbehalt mit denen der Vorjahre vergleichbar.

Entwicklung von 1996 bis 2007

Die Ungelerntenquote der 20- bis 29-Jährigen208 (nicht formal Qualifizierte, nfQ) stieg, vergleicht man die Jahre 1996 und 2007, bundesweit geringfügig an, von 14,6 % auf 15,2 % Übersichten A8.1-1 und A8.1-2. Der Ungelerntenanteil unter den jungen Erwachsenen mit ausländischer Staatsangehörigkeit fiel dabei von 40,1 % auf 35,8 %. Gleichzeitig stieg die Ungelerntenquote unter den Deutschen von 10,5 % auf 11,9 %.

Frauen waren 1996 unter den 20- bis 29-Jährigen deutlich häufiger als Männer von Ausbildungs losigkeit betroffen (16,5 % gegenüber 12,8 %). In der Folge haben sich die Ungelerntenquoten von Männern und Frauen bei unterschiedlicher Entwicklung angenähert. Bei jungen Männern stieg ihr Anteil an den Ungelernten an, 2007 wurden 14,9 % Anteil an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung ermittelt. Bei Frauen ging die Quote um 1,1 Prozentpunkte auf 15,4 % zurück, befindet sich aber immer noch auf leicht höherem Niveau. Frauen sind damit immer noch häufiger von Ausbildungslosigkeit betroffen als Männer.

Seit 1996 fiel bundesweit der Ungelerntenanteil unter den Jugendlichen mit ausländischer Staatsangehörigkeit von 40,1 % auf 35,8 %. Gleichzeitig stieg die Ungelerntenquote unter den deutschen Jugendlichen von 10,5 % auf 11,9 %.

E Nicht formal Qualifizierte (nfQ)

Zu den jungen Erwachsenen ohne abgeschlossene Berufsausbildung (nicht formal Qualifizierte) zählen nicht:

  • Schüler/-innen
  • Studierende
  • Auszubildende
  • Wehr- und Zivildienstleistende und
  • junge Erwachsene in Maßnahmen der beruflichen Fortund Weiterbildung und Umschulung.

Hinzugerechnet werden Jugendliche mit Anlernausbildung bzw. mit einem Praktikum.

Übersicht A8.1-1: Jugendliche ohne Berufsausbildung von 1996 bis 2004

Übersicht A8.1-1
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2005 und Bundesministerium für Bildung und Forschung 2006, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Übersicht A8.1-2: Jugendliche ohne Berufsausbildung 2005 und 2007

Übersicht A8.1-2
* Siehe Hinweis auf die Veränderungen bei der Erhebung des Mikrozensus.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2005 und 2007, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Junge Erwachsene ohne Berufsabschluss 2007

Download

Im Jahr 2007 sind nach Daten des Mikrozensus 1,45 Millionen junge Erwachsene im Alter zwischen 20 und 29 Jahren ohne abgeschlossene Berufsausbildung geblieben  Übersicht A8.1-2. Damit ergab sich ein Anteil der ungelernten jungen Erwachsenen dieser Altersgruppe an der entsprechenden Wohnbevölkerung von 15,2 %. Frauen (Quote 15,4 %) waren insgesamt stärker von Berufslosigkeit betroffen als Männer (14,9 %).

Rund 641.000 junge Erwachsene mit Hauptschulabschuss im Alter von 20 bis 29 Jahren blieben in 2007 ohne einen Berufsabschluss Übersicht A8.1-3. Ehemalige Hauptschüler/-innen (mit Abschluss) stellten mit 44 % die größte Gruppe unter den Unqualifizierten. Damit lag bei ihnen der Anteil Ungelernter deutlich höher als ihr Anteil an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung, der mit 21,7 % ermittelt wurde. Nahezu jede/jeder dritte Hauptschulabsolvent und -absolventin (30,8 %) der untersuchten Altersgruppe blieb ohne berufliche Qualifizierung. Vor allem gilt das für junge Frauen. Dort erreicht der Ungelerntenanteil 37,6 %, bei jungen Männern mit Hauptschulabschluss betrifft es „nur“ jeden Vierten (26,4 %). Im Vergleich zum Durchschnitt ihrer Altersgruppe befanden sich junge Erwachsene mit Hauptschulabschluss doppelt so häufig unter den Ungelernten.

Wer ohne allgemeinschulischen Abschluss blieb, erreichte in nur wenigen Fällen einen beruflichen Abschluss. Nur rund 2 von 10 jungen Erwachsenen (das waren absolut rund 48.000) konnten 2007 einen Berufsabschluss vorweisen, die Ungelerntenquote betrug 84,5 % (Frauen 87,8 %, Männer 81,6 %). 262.000 junge Erwachsene blieben dabei ohne berufliche Qualifizierung. Zwar machten junge Erwachsene ohne Schulabschluss nur 3,2 % der gleichaltrigen Wohnbevölkerung aus, doch bei den Ungelernten stammte fast jeder Fünfte aus dieser Untergruppe (18,0 %). Demgegenüber zeigten sich unterdurchschnittliche Ungelerntenquoten bei jungen Erwachsenen mit Realschulabschluss (9,6 %) und (Fach-)Hochschulreife (5,9 %). Auch ihr Anteil an der gleichaltrigen Wohnbevölkerung lag erheblich über ihrem Anteil an den Ungelernten. Das gilt sowohl für Frauen als auch für Männer, obwohl auch hier der Anteil junger Frauen an den Ungelernten geringfügig über dem der jungen Männer lag.

Dass junge Frauen mit guten Schulabschlüssen gegenüber den Männern aufholen und sich damit bessere berufliche Chancen eröffnen konnten, zeigte sich vor allem bei der jüngsten, hier nicht weiter ausgewiesenen Kohorte der 20- bis 24-Jährigen, wo sich die Ungelerntenquoten von Realschülern und -schülerinnen auf niedrigem Niveau nahezu angeglichen haben (weiblich 9,9 %, männlich 9,5 %). Bei den Studienberechtigten liegt die Quote der jungen Frauen mit 6,4 % inzwischen unter der der Männer (7,5 %).

(Uta Braun, Robert Helmrich, Klaus Schöngen)

Übersicht A8.1-3: Junge Erwachsene ohne beruflichen Abschluss im Alter von 20 bis 29 Jahren 2007

Übersicht A8.1-3
Abweichungen von berechneten Summen ergeben sich aus Rundungen und Datenschutzmaßnahmen.
Quelle: Statistisches Bundesamt, Mikrozensus 2007, Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Fußnoten

208 Diese Altersgruppe steht im Vordergrund der Datenanalyse.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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