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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

B2.2.2 Berufliche Weiterbildung durch gewerkschafts- und arbeitgebernahe Institutionen

In Deutschland existiert eine Vielfalt von Institutionen, die berufliche Weiterbildung anbieten. Laut Anbieterbefragung des Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) und des Deutschen Instituts für Erwachsenenbildung (DIE) machen gewerkschafts- und arbeitgebernahe Institutionen zusammen rund 7 % der Weiterbildungsorganisationen in Deutschland aus (Einrichtungen der Gewerkschaft: 1,9 %; Einrichtungen der Wirtschaft: 5,2 %; siehe Dietrich/Schade/Behrensdorf 2008, S. 26). Daten der wbmonitor Umfrage 2011 des BIBB und des DIE weisen einen etwas höheren Wert für arbeitgebernahe Institutionen aus: 8,6 % der Weiterbildungsanbieter fallen in diese Kategorie.273

E Datenbasis zu Angeboten gewerkschafts- und arbeitgebernaher Institutionen

Die in diesem Abschnitt dargestellten Daten stammen aus Veröffentlichungen der gewerkschafts- bzw. arbeitgebernahen Anbieter, teilweise wurden die Daten aber auch von den Anbietern selbst für die Veröffentlichung im BIBB-Datenreport zusammengestellt. Es handelt sich um Angaben zur Anzahl der Veranstaltungen und Anzahl der Teilnehmenden; teilweise liegen auch Angaben zu den Unterrichtsstunden und zum Umfang einzelner Themenbereiche vor.

Angebot an beruflicher Weiterbildung in gewerkschaftsnahen Institutionen

Bildungsarbeit der Gewerkschaften umfasst neben der politischen und gewerkschaftlichen Bildung, die insbesondere für Mitglieder der betrieblichen Interessenvertretungen, Funktionäre und Funktionärinnen angeboten wird, auch berufliche Weiterbildung, die für alle Interessierten offen zugänglich ist. Alle großen Gewerkschaften unterhalten Bildungsabteilungen oder Bildungswerke, in denen unterschiedliche Themenschwerpunkte angeboten werden. Das Berufsfortbildungswerk des Deutschen Gewerkschaftsbundes (bfw) und die Deutsche Angestellten- Akademie (DAA), die aus dem Bildungswerk der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) hervorging, führen neben anderen Angeboten auch Maßnahmen beruflicher Weiterbildung (Umschulung, Fortbildung) durch. Auch die gewerkschaftsnahe Institution Arbeitsgemeinschaft Arbeit und Leben bietet auf Bundes- und auf Länderebene Maßnahmen beruflicher Weiterbildung an (vgl. Kapitel B2.2.3).

Die Anzahl der Veranstaltungen und Teilnehmenden in den Berufsfortbildungswerken des Deutschen Gewerkschaftsbundes zeigt Tabelle B2.2.2-1. Im Zeitraum von 2001 bis 2011 gehen sowohl die Veranstaltungen als auch die Zahl der Teilnehmenden an beruflicher Weiterbildung insgesamt zurück. Die Anzahl der Veranstaltungen sinkt um 42 %, die Anzahl der Teilnehmenden um 35 %. In den Berufsfortbildungswerken der neuen Bundesländer zeigen sich die Rückgänge im Vergleich zu den alten Bundesländern deutlicher ausgeprägt. Die Veranstaltungen gehen in der Zeit von 2001 bis 2011 um 60 %, die Zahl der Teilnehmenden um 57 % zurück. In den alten Bundesländern sinkt die Zahl der Veranstaltungen um 37 %, die Zahl der Teilnehmenden um 29 %.

Bundesweit wurden im Jahr 2011 2.335 Veranstaltungen mit rund 47.500 Teilnehmenden durchgeführt. Im Vergleich zum Jahr 2010 bedeutet dies einen Rückgang bei den Veranstaltungen um 22 % sowie einen Rückgang bei der Anzahl der Teilnehmenden um 18 %.

Die DAA bietet bundesweit Fortbildungen, Umschulungen und Weiterbildungen zu einem breiten thematischen Spektrum wie Informations- und Kommunikationstechniken, Fremdsprachen, Technik/ Handwerk/Gewerbe, Hotel/Gastgewerbe an. Ein Schwerpunkt liegt auf dem Bereich der sonstigen beruflichen Integration274 mit 57 % der Teilnehmenden und 30 % der durchgeführten Angebote.

Ein weiterer Schwerpunkt des Angebots liegt auf dem Bereich Wirtschaft und Verwaltung. Dieser Themenbereich erreicht im Jahr 2011 24 % der Teilnehmenden und macht 41 % der Veranstaltungen aus Tabelle B2.2.2-2.

Die Zahl der Teilnehmenden steigt zwischen 2004 und 2011 an, von knapp 81.000 auf rund 117.000 im Jahr 2011 (+45 %). Die Zahl der Teilnehmenden entwickelt sich in den einzelnen Themenbereichen sehr unterschiedlich. Zuwächse gibt es bei den Bereichen Fremdsprachen (+18 %), Gesundheit/Pflege/Soziales (+39 %), sonstige berufliche Integration (+129 %) und Deutsch (+335 %). Rückgänge sind bei den Themenbereichen Technik/Handwerk/Gewerbe (-33 %), Informations- und Kommunikationstechniken (-67 %) sowie Hotel- und Gastgewerbe (-78 %) zu finden.

Ein gegensätzliches Bild zu dem langfristigen positiven Trend zeigt ein Blick auf die Daten von 2010 und 2009. In nahezu allen Bereichen gibt es 2011 im Vergleich zu den 2 Jahren davor Rückgänge bei den Teilnehmenden. Es zeigt sich, dass 2011 im Vergleich zu 2010 (2009) die Rückgänge insbesondere in den Bereichen Wirtschaft/Verwaltung mit 20,2 % (31 %), Informations- und Kommunikationstechnik mit 24,3 % (32,8 %), Hotel-/Gastgewerbe mit 27,9 % (47,7 %) ausgeprägt sind. Der einzige Bereich mit Zunahmen bei den Teilnahmezahlen im Vergleich zu 2010 und 2009 ist der Bereich Gesundheit, Pflege, Soziales mit 3,2 % bzw. 11,8 %.

Anders als bei den Teilnahmezahlen ist bei den Veranstaltungen insgesamt kein eindeutiger Trend ersichtlich, die Zahlen schwanken im Zeitraum von 2004 bis 2011 zwischen rund 7.400 und 6.400. Bei den Themenbereichen ist lediglich für die Informations- und Kommunikationstechniken ein stetiger Rückgang erkennbar: Die Zahl der Veranstaltungen sinkt im Zeitraum 2004 bis 2011 nahezu kontinuierlich von 1.127 auf 320 (-72 %).

Die Teilnehmenden sind sowohl Arbeitssuchende als auch Beschäftigte aus Firmen und Behörden. Teilweise wird die Teilnahme öffentlich gefördert, teilweise tragen die Teilnehmenden die Kosten für die Weiterbildung selbst. Hauptfinanziers im öffentlich geförderten Sektor sind die Arbeitsverwaltung, die Arbeitsgemeinschaften (ARGEn) und Optionskommunen (SGB II und SGB III), die Berufsgenossenschaften und die Deutsche Rentenversicherung, die Bundeswehr, der Bund, die Länder und die Europäische Union.

Tabelle B2.2.2-1: Veranstaltungen und Teilnehmende der Berufsfortbildungswerke des DGB, 2001 bis 2011
Tabelle B2.2.2-1 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-1

Tabelle B2.2.2-2: Maßnahmen und Teilnehmende der Deutschen Angestellten-Akademie GmbH (DAA) nach Themenbereichen, 2004 bis 2011
Tabelle B2.2.2-2 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-2

Angebot an beruflicher Weiterbildung in arbeitgebernahen Institutionen

Der „Wuppertaler Kreis e. V. – Bundesverband betriebliche Weiterbildung“ versteht sich als Zusammenschluss von großen Weiterbildungseinrichtungen der Wirtschaft. Der Wuppertaler Kreis hatte im Jahr 2011 50 Mitglieder. Darunter sind neben branchen- und firmenbezogenen Einrichtungen einige Bildungswerke der Wirtschaft in großen Bundesländern (z. B. Bildungswerk der Bayerischen, Niedersächsischen und Nordrhein-Westfälischen Wirtschaft).275 Es gibt neben den im Wuppertaler Kreis vertretenen Bildungswerken noch andere regional strukturierte Bildungswerke der Wirtschaft, zu deren Angebot keine Daten vorliegen.

Tabelle B2.2.2-3 zeigt Daten aus der jährlichen Verbandsumfrage des Wuppertaler Kreises „Trends der Weiterbildung“. Seit 2004 ist die Zahl der von den Mitgliedseinrichtungen durchgeführten Veranstaltungen auf zuletzt knapp 140.000 gestiegen; ab 2005 steigt auch die Zahl der unterschiedlichen Standorte, an denen die Veranstaltungen durchgeführt wurden, nahezu kontinuierlich (2011: 890). Die Anzahl der Teilnehmenden steigt seit Beginn der Zählung (2006) tendenziell an und liegt 2011 bei über 1,2 Millionen.

Die meisten Mitgliedseinrichtungen des Wuppertaler Kreises bieten mehrere unterschiedliche Bildungsdienstleistungen an. Durchschnittlich wurde etwa ein Drittel des Umsatzes (2011: 37,2 %) mit offen zugänglichen Seminaren erzielt, die sich vor allem an Mitarbeitende mittelständischer Unternehmen richten. Daneben sind firmenintern durchgeführte Seminare mit 21,0 % und öffentlich geförderte Maßnahmen mit 20,3 % Umsatzanteil wichtige Geschäftsfelder (vgl. Wuppertaler Kreis 2012, S. 4 f.).

Tabelle B2.2.2-3: Veranstaltungen, Teilnehmende, Standorte und Mitglieder des Wuppertaler Kreises 2001 bis 2011
Tabelle B2.2.2-3 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-3

Angebot an beruflicher Weiterbildung bei den Kammern

Die Industrie- und Handelskammern (IHK) bieten an ihren lokalen und regionalen Standorten berufliche Weiterbildung an, häufig in Zusammenarbeit mit eigenen Bildungszentren. Bei den Veranstaltungen handelt es sich in der Regel um berufsbegleitende Seminare und Lehrgänge, von denen ein Teil direkt auf IHK-Prüfungen vorbereitet. Das Themenspektrum der Lehrgänge umfasst die Bereiche aller Wirtschaftsunternehmen, die Mitglied der jeweiligen IHK sind.

Der Deutsche Industrie- und Handelskammertag veröffentlicht in seinem Bildungsbericht jährlich Daten zur Anzahl der Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmenden.276 Die Daten sind in Tabelle B2.2.2-4 dargestellt. Insgesamt sind im Vergleich zum Vorjahr für 2011 Zuwächse bei der Anzahl der Veranstaltungen (1 %), der Anzahl der Belegungen (1 %) und der Zahl der Unterrichtsstunden (4 %) zu erkennen.

Eine Steigerung gibt es insbesondere bei den Firmenseminaren. Hier erhöht sich die Zahl der Veranstaltungen um 16,5 % und die der Teilnehmenden um 15,3 %; die Zahl der Unterrichtsstunden nimmt um 13,2 % zu. Eine differenzierte Darstellung der Aufstiegs- und Anpassungsbildungen der Industrie- und Handelskammern für das Jahr 2011 zeigt Tabelle B2.2.2-5.

Mit jeweils der Hälfte aller Veranstaltungen und Teilnehmenden entfällt der größte Teil des Angebots und der Nachfrage auf den Bereich der Anpassungsfortbildung. Die Aufstiegsbildungen sind demgegenüber zeitintensiver, mehr als die Hälfte aller Unterrichtsstunden entfällt auf diesen Bereich, jedoch nur 20,0 % der Veranstaltungen und 25,9 % aller Teilnahmen.

(Christina Weiß, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Tabelle B2.2.2-4: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern, 2001 bis 2011
Tabelle B2.2.2-4 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.2-4

Tabelle B2.2.2-5: Veranstaltungen, Unterrichtsstunden und Teilnehmende der Industrie- und Handelskammern nach Themenbereichen, 2011

Tabelle B2.2.2-5

Fußnoten

273 Gewerkschaftsnahe Einrichtungen werden nicht als Einzelkategorie ausgewiesen. Siehe Bundesinstitut für Berufsbildung/Deutsches Institut für Erwachsenenbildung: Gewichtete Grundauszählung wbmonitor 2011, S. 40.

274 Dazu gehören z. B. Maßnahmen zur Heranführung an den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt oder Maßnahmen zur Vermittlung in eine sozialversicherungspflichtige Beschäftigung (§ 46 SGB III).

275 Vgl. http://www.wkr-ev.de/t_mitgli.htm. Der Schwerpunkt der Aktivitäten der Mitglieder liegt auf der betrieblichen Weiterbildung in offenen und firmeninternen Veranstaltungen, die in enger Kooperation mit Unternehmen, teilweise bezogen auf deren spezifischen Bedarf, durchgeführt werden. Einzelne Mitglieder bieten auch andere Bildungsdienstleistungen an, z. B. als Träger der freien Jugendhilfe berufsorientierende Maßnahmen für Jugendliche oder Qualifizierungsmaßnahmen für Arbeitssuchende in Zusammenarbeit mit Arbeitsagenturen. Die hier verwendete Einordnung als „arbeitgebernahe Institutionen“ stützt sich einerseits auf die Geschichte vieler Mitgliedsinstitute des Wuppertaler Kreises, die von Arbeitgeberverbänden (mit-)gegründet wurden, andererseits auf die Tatsache der Mitgliedschaft im Wuppertaler Kreis, der sich laut Selbstdarstellung als Sprachrohr der Unternehmen in Fragen der Weiterbildung versteht.

276 Auch die Handwerkskammern bieten berufliche Weiterbildung an, hierzu sind aus den letzten Jahren jedoch keine bundesweiten Daten verfügbar.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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