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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2011

E1 Durchlässigkeit in ausgewählten europäischen Bildungssystemen

Durchlässigkeit – ein deutsches Problem?

Durchlässigkeit ist vor allem ein deutsches Thema, so der Eindruck beim Blick in die internationale Literatur. Sucht man in englischsprachigen Quellen nach „permeability“, so findet man viele Beiträge von deutschen Autoren.

Mangelnde Durchlässigkeit von Bildungssystemen ist schon seit Längerem Gegenstand international vergleichender Forschung. In soziologischer Perspektive lassen sich Bildungssysteme vor allem unterscheiden nach dem Grad ihrer Standardisierung und dem Grad ihrer Stratifizierung (Allmendinger 1989). Beim Grad der Standardisierung geht es um die Frage, inwieweit Curricula, Prüfungen, Zertifikate national einheitlichen Standards entsprechen. Der Grad der Stratifizierung wird an der horizontalen und vertikalen Ausdifferenzierung von Bildungsgängen, insbesondere an der Trennung von allgemeiner und beruflicher Bildung, sowie an der Zugangsselektion festgemacht. Ein hoher Grad von Stratifizierung geht einher mit einer hohen Bedeutung von Bildungszertifikaten, einer frühen Einstufung auf bestimmten Hierarchieebenen und einer relativ geringen Mobilität (Allmendinger / Hinze 1997).

Die Forderung nach Durchlässigkeit zielt vor allem darauf, denjenigen, die einmal den beruflichen Bildungsweg eingeschlagen haben, den Zugang zum akademischen Weg nicht für immer zu verwehren. Die Forderung wird umso lauter, je dynamischer sich entwickelnde gesellschaftliche Bedürfnisse und wirtschaftliche Bedarfslagen nach offenen Strukturen verlangen und je stärker das jeweilige Bildungssystem als stratifiziert gelten kann. Dass in Deutschland die Debatte um Durchlässigkeit schon lange und in jüngster Zeit besonders intensiv geführt wird, hängt mit seinem hochselektiven dreigliedrigen Schulsystem und einer stark ausdifferenzierten Berufsbildung zusammen. Hinsichtlich der institutionellen Trennung der Bildungsbereiche nimmt Deutschland im internationalen Vergleich eine Sonderstellung ein (Powell / Solga 2011).

Ein weiter Begriff von Durchlässigkeit würde alle Schnittstellen zwischen beruflicher und allgemeiner Bildung auf den verschiedenen Bildungsebenen umfassen. Die folgende Analyse konzentriert sich auf die Schnittstelle zwischen beruflicher Bildung in der Sekundarstufe II und der Hochschulbildung.

Durchlässigkeit in der europäischen Bildungspolitik

Für die europäische Bildungszusammenarbeit ist die Forderung nach Durchlässigkeit doppelt konstitutiv: Nur bei offenen Systemgrenzen ist Mobilität möglich, nur bei offenen Binnengrenzen ist lebenslanges Lernen, das Leitkonzept europäischer Bildungspolitik, im umfassenden Sinn einzulösen.

Während zu Beginn des Kopenhagen-Prozesses zunächst eher unbestimmt die Flexibilität der beruflichen Bildungssysteme im Mittelpunkt des Interesses stand278, postulierten die zuständigen europäischen Minister, die europäischen Sozialpartner und die Europäische Kommission im Kommuniqué von Maastricht, flexible und offene Rahmenbedingungen für die Berufsbildung zu schaffen, „um die Barrieren zwischen der Berufsbildung und der allgemeinen Bildung abzubauen und die Durchlässigkeit zwischen Aus- und Weiterbildung sowie Hochschulbildung zu erhöhen“279. Diese Forderung wurde in allen folgenden Kommuniqués zum Kopenhagen-Prozess (Helsinki, Bordeaux, Brügge) wiederholt (vgl. McCoshan u. a. 2008); sie hat auf der anderen Seite, wenngleich weniger pointiert, auch in den Erklärungen zum Bologna-Prozess ihren Niederschlag gefunden.280

In Gestalt des Europäischen Qualifikationsrahmens und nationaler Qualifikationsrahmen sowie des Europäischen Creditsystems für die Berufsbildung (ECVET), das mit dem Europäischen Credit Transfer System im Hochschulbereich (ECTS) konsistent sein soll, ist Durchlässigkeit vollends zum Programm geworden: Alle Niveaus von Lernergebnissen / Kompetenzen sollen auf unterschiedlichen Wegen erreicht werden können, außerdem sollen Übergänge zwischen den Bildungssektoren erleichtert werden, nicht zuletzt durch Transfer- und Anrechnungsmöglichkeiten. Beide Instrumente sollen dem lebenslangen Lernen dienen, indem sie Transparenz und Durchlässigkeit von Qualifikationen und Bildungssystemen schaffen bzw. unterstützen.

Internationale Bildungsindikatoren zur Durchlässigkeit

Von der Organisation für Wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) wird Deutschland immer wieder gemahnt, den Anteil eines Altersjahrgangs, der ein Studium absolviert, zu erhöhen. In der Zwischenzeit ist dieser Indikator auch Bestandteil der europäischen Maßzahlen („Priority Benchmarks“) geworden, auf die sich der Europäische Rat im Rahmen der bildungspolitischen Zusammenarbeit geeinigt hat: 40 % der 30- bis 34-Jährigen sollen einen Abschluss auf ISCED-Niveau 5 bzw. 6 haben (Europäischer Rat 2009). Andererseits wurden erst im vergangenen Jahr die besonderen Vorteile einer stark institutionalisierten (dualen) Berufsbildung durch die OECDStudie „Lernen für die Arbeitswelt“ (Organisation for Economic Co-operation and Development 2010b) gewürdigt, aus der Deutschland mit einem guten Ergebnis hervorging. Das folgende Schaubild E1-1 stellt den Zusammenhang zwischen relativem Gewicht beruflicher Bildung im Sekundarbereich und durchschnittlich zu erwartender Dauer des Hochschulbesuchs für verschiedene Länder dar. Für Länder, die sehr weit links in dem Koordinatensystem rangieren, stellt sich die Aufgabe der Herstellung von Durchlässigkeit nicht. Im Gegensatz zu den weit rechts eingeordneten Ländern haben diese Länder keine quantitativ relevante Berufsbildung in ihrem Bildungssystem. Damit entsteht auch nicht das Problem der Schaffung von Übergängen aus einem berufsbildenden in ein allgemeinbildendes System. Länder, die sehr weit rechts eingeordnet sind, haben quantitativ starke Berufsbildungssysteme im oberen Sekundarbereich. Die, die im rechten oberen Quadranten des Koordinatensystems eingezeichnet sind, verfügen sowohl über eine quantitativ bedeutsame Berufsbildung als Teil des Bildungssystems sowie gleichzeitig über eine hohe Beteiligung am Hochschulsystem. 281 In diesen Ländern – mit Finnland an der Spitze – könnte man eine ausgeprägte Durchlässigkeit vermuten. Allerdings sagt das Schaubild E1-1 nichts über den Anteil einzelner Lernender an Berufsbildung und Hochschulbildung aus. Dafür müssten Individualdaten über Bildungsverläufe betrachtet werden. Ebenso wenig gibt das Schaubild Auskunft über den relativen Wert berufsbildender im Gegensatz zu allgemeinen, hochschulischen Abschlüssen.

Ein wichtiger Indikator für die relative Wertigkeit beruflicher und allgemeiner Bildung wären z. B. die Verdienstaussichten von Personen mit berufsbildendem Abschluss im Vergleich zu Personen mit einem Hochschulabschluss. International vergleichbare Datensätze hierzu sind spärlich, da in vielen internationalen Datensätzen, die Informationen über Löhne und Gehälter enthalten, die Variable Bildungsabschluss entweder nicht oder nicht differenziert nach Art, sondern nur nach Höhe des Bildungsganges abgebildet wird. Deutschland gehört allerdings zu den Ländern unter den Industriestaaten, in denen der durchschnittliche Unterschied zwischen Löhnen und Gehältern für Personen mit berufsbildendem im Vergleich zu Personen mit hochschulischem Abschluss eher gering ausfällt (vgl. z. B. Freeman / Schettkat 2001). Einen der wenigen Befunde über die Passung der Qualifikationen des Bildungssystems mit den auf dem Arbeitsmarkt nachgefragten Qualifikationen gibt Schaubild E1-2 wieder. Das Schaubild stellt den Anteil derjenigen 25- bis 29-Jährigen mit tertiärem Abschluss282 dar, die auf einer Stelle mit Anforderungen arbeiten, für die nach der internationalen Standardklassifikation der Berufe (ISCO) ein niedriger bis mittlerer Bildungsabschluss ausreichen würde. Es wird deutlich, dass in Ländern wie Spanien, Irland oder Frankreich die Wahrscheinlichkeit einer inadäquaten Beschäftigung höher ist als z. B. in Deutschland, Österreich oder Dänemark.283 Man kann vermuten, dass damit Hochschulabschlüsse im Durchschnitt auf den entsprechenden Arbeitsmärkten auch weniger wert sind.

Eine generelle Steigerung der Hochschulabsolventenquote würde den Grad der ausbildungsadäquaten Beschäftigung verringern, es sei denn, die Nachfrage steigt entsprechend. Angesichts der Ungewissheit künftiger Nachfrage wählen manche Länder den Weg der Akademisierung. Länder, die die Vorteile institutio nalisierter Berufsbildung und gleichzeitig die Option höherer Akademikerquoten wahren wollen, werden mit der Frage konfrontiert, welche Berechtigungen und Anrechnungsmöglichkeiten aus berufsbildenden Abschlüssen im Bildungssystem resultieren. Wie unterschiedliche Systeme diese Gewichtung austarieren, wird am Beispiel von 4 Ländern analysiert.

Schaubild E1-1: Erwartete Beteiligung am Hochschulsystem in Jahren pro Person und relatives Gewicht der Berufsbildung im oberen Sekundarbereich

Schaubild E1-1

Schaubild E1-2: Anteil der 25- bis 29-Jährigen mit einem Abschluss auf tertiärem Niveau, die auf ISCO-Niveau 4 –9 (einfache und mittlere Berufe) arbeiten (2007)

Schaubild E1-2

Durchlässigkeit zwischen Berufs- und Hochschulbildung in ausgewählten Ländern

Für die weitere Darstellung wurden zwei europäische Bildungssysteme ausgewählt, die dem deutschen ähnlich sind, wenngleich sie in einigen Punkten davon abweichen, Österreich und Dänemark, und zwei, die ganz andere Bildungssystemtypen verkörpern, Spanien und Schottland. Neben dieser Unterscheidung war dabei die Verfügbarkeit von entsprechenden Informationen maßgeblich.284

Das Schaubild E1-1 zeigt, dass sowohl in Dänemark wie auch in Österreich die durchschnittlich zu erwartende Studiendauer (Dänemark: 3,5 Jahre und Österreich: 2,8 Jahre) höher ist als in Deutschland, obwohl sie sich in der Bedeutung der beruflichen Bildung im oberen Sekundarbereich nur geringfügig unterscheiden. Dänemark hat im Gegensatz zu Deutschland (57,5 %) eine quantitativ etwas geringer ausgeprägte Berufsbildung mit 48 % eines Altersjahrgangs und Österreich mit 70,8 % eine höhere. In Deutschland liegt die durchschnittlich zu erwartende Hochschulstudienzeit bei 2,3 Jahren pro Person. Allen drei Systemen ist gemeinsam, dass sie zur Gruppe der Bildungssysteme gehören, die über einen starken Anteil dualer Berufsbildung verfügen.

Hinsichtlich der relativen Bedeutung dualer Bildung unterscheiden sich die Länder jedoch, wie die aktuellen Zahlen der OECD ebenfalls zeigen. In Dänemark findet Berufsbildung generell in dualer Form (allerdings unter schulischer Regie) statt. In Deutschland beträgt der Anteil der dualen Ausbildung an der Berufsbildung 75 % und in Österreich nur 50 %. Spanien verkörpert den Typus eines stark auf Allgemeinbildung ausgerichteten Bildungssystems, das aber immerhin auch über einen nicht unerheblichen Anteil an beruflicher Bildung im Sekundarbereich verfügt (43,8 %). Dieser Anteil ist in den letzten Jahren stetig gewachsen. In Spanien wird in Bezug auf den gewählten Hochschulindikator mit durchschnittlich 3 erwarteten Jahren pro Person der zweithöchste Wert unter den 4 ausgewählten Ländern erreicht. Schottland ist Teil des britischen Bildungssystems, und in Großbritannien liegt der Anteil beruflicher Bildung im oberen Sekundarbereich bei 31 %. Ein Großteil der beruflichen Bildung findet allerdings im postsekundären Bereich statt, der im Fall des Vereinigten Königreichs in den entsprechenden OECDZahlen mit in die Berechnung des Indikators „erwartete Beteiligung am Hochschulsystem in Jahren“ eingeht und der dort bei 2,8 Jahren liegt.

Aus einer bildungspolitischen Gestaltungsperspektive ist es interessant zu betrachten, mit welchen Instrumenten Durchlässigkeit zwischen den Subsystemen hergestellt wird.

Durchlässigkeit – Verschiedene Schnittstellen und Lösungen

Beim folgenden Ländervergleich werden drei Kriterien zugrunde gelegt: Berechtigung zum Studium, Curriculare Integration, Anrechnungsmöglichkeiten. Erläuterung

E Bildungspolitische Instrumente und Regelungen zur Herstellung von Durchlässigkeit

Berechtigungen zum Studium und Aufnahmeprüfungen

Am Ende der Sekundarstufe II können generelle Berechtigungen stehen, die einen Hochschulzugang oder einen fachgebundenen Hochschulzugang ermöglichen. Auf der anderen Seite gibt es Länder, in denen traditionell die aufnehmende Institution anhand von Zertifikaten und Abschlüssen über die Aufnahme in Studiengänge entscheidet. In der Realität gibt es viele Mischformen, wenn z. B. neben einer generalisierenden Regel auch sog. Nichtabiturientenprüfungen möglich sind.

Curriculare Integration

Auch hier gibt es verschiedene Varianten: Modelle vollständiger curricularer Integration beruflicher und allgemeiner Bildung, Modelle, in denen berufsbildende und allgemeinbildende Inhalte in zeitlicher Parallelität angeboten werden, schließlich Modelle der konsekutiven Abfolge, also der Nichtintegration. Mit der Frage nach dem Curriculum ist das Augenmerk auf die inhaltlich-qualifizierende Dimension gerichtet.

Anrechnungsmöglichkeiten

Ein weiteres Instrument zur Erreichung von Durchlässigkeit sind Anrechnungsmöglichkeiten von Teilleistungen aus der Berufsbildung in der Hochschulbildung und umgekehrt von Leistungen aus der Hochschulbildung in der Berufsbildung.

Österreich

Circa 23 % der Schüler in der oberen Sekundarstufe befinden sich in einem Bildungsgang, der direkt auf ein Hochschulstudium vorbereitet. Neben einer Berufsausbildung im dualen System stehen im Berufsbildungsbereich den Schülerinnen und Schülern in der Sekundarstufe als schulische Alternativen der Besuch einer Berufsbildenden Höheren Schule (BHS) sowie einer Berufsbildenden Mittleren Schule (BMS) offen. In den BMS werden berufliche Qualifikationen und Allgemeinbildung vermittelt. In diesen beiden vollzeitschulischen Bildungsgängen befinden sich 50 % der Lernenden in der beruflichen Bildung. Einbzw. zweijährige Ausbildungsgänge vermitteln eine teilweise, solche mit einer Ausbildungsdauer von 3 oder 4 Jahren mit Abschlussprüfung eine abgeschlossene Berufsausbildung.

Berechtigungen zum Studium und Aufnahmeprüfungen

In den öffentlichen Diskussionen in Österreich um das dortige Hochschulsystem spielt die Frage der weiteren Öffnung dieses Ausbildungsweges für Bevölkerungsschichten, die aus bildungsfernen Haushalten stammen, eine wichtige Rolle. In Österreich nahm knapp ein Drittel (32,3 %) eines Altersjahrganges im Wintersemester 2005 / 2006 ein Hochschulstudium in Österreich auf; 8,4 % wählten dabei FHStudiengänge an den Fachhochschulen und 23,9 % Studiengänge an wissenschaftlichen Universitäten (Bundesministerium für Unterricht und Kultur und Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens 2009, S. 67).

Zugang vom dualen System zum Hochschulbereich eröffnet die Berufsmatura. Sie wurde bereits 1997 eingeführt und eröffnet den uneingeschränkten Zugang zur Hochschule. Zur Prüfung wird u. a. zugelassen, wer eine Lehrabschlussprüfung oder eine Meisterprüfung abgeschlossen hat oder über den Abschluss der mindestens dreijährigen Berufsbildenden Mittleren Schule (BMS) verfügt.

Für Lehrlinge im dualen System gibt es die Möglichkeit, während der Lehrzeit die Vorbereitungskurse zur Berufsreifeprüfung (BRP; oder: Berufsmatura) zu besuchen, wobei bereits drei Teilprüfungen während der Lehrzeit abgelegt werden dürfen und die letzte Teilprüfung nach Vollendung des 19. Lebensjahres. Für die Vorbereitungskurse und Prüfungen zur Berufsmatura fallen für Lehrlinge keine Kosten an.

Die Studienberechtigungsprüfung (§ 64a Universitätsgesetz 2002 i. d. F. vom Oktober 2010) eröffnet ebenfalls den Weg an eine Universität. Jedoch erwirbt man hiermit, im Gegensatz zu einer Reifeprüfung, nur eine fachbezogene Zulassung zur Univer sität, an der die Studienberechtigungsprüfung gemacht wurde. Dadurch ist auch ein späterer Studienwechsel nur schwer möglich.

Voraussetzung für die Zulassung zu einer Studienberechtigungsprüfung ist der Nachweis einer beruflichen oder außerberuflichen Vorbildung. Kann dieser Nachweis nicht erbracht werden, so kann dies durch maximal zwei Zusatzprüfungen nachgeholt werden. Neben dem Erfordernis der österreichischen Staatsbürgerschaft bzw. einer studienrechtlichen Gleichstellung ist i. d. R. ein Mindestalter von 22 Jahren vorgesehen. Die Prüfung umfasst fünf Teilprüfungen, deren Inhalt ganz von der gewünschten späteren Studienrichtung abhängt:

  • einem vierstündigen Aufsatz zu einem allgemeinen Thema,
  • Prüfungen aus 1–3 Pflichtfächern,
  • Prüfungen aus 1–3 Wahlfächern.

Zum Teil können diese Prüfungen auch an Volkshochschulen absolviert werden. Für die Dauer der Studienberechtigungsprüfung wird ungefähr 1 Jahr veranschlagt. Ein Stipendienprogramm wird flankierend angeboten.

Eine einschlägige berufliche Qualifikation, die u. U. jedoch durch Zusatzprüfungen nachzuweisen ist, kann ebenfalls den Zugang zu einem Fachhochschul- Bachelorstudiengang oder einem Fachhochschul- Diplomstudiengang eröffnen. Den Zugang zu den Fachhochschulen regelt das österreichische Fachhochschul- Studiengesetz (FHStG). Hierin werden Fachhochschul-Studiengänge als Studiengänge auf Hochschulniveau definiert, die einer wissenschaftlich fundierten Berufsausbildung dienen.

Curriculare Integration

In den Berufsbildenden Höheren Schulen (BHS) werden eine höhere berufliche Ausbildung und eine fundierte Allgemeinbildung vermittelt. Die Ausbildungen dauern 5 Jahre und schließen mit der Reife- und Diplomprüfung ab. Dank dieser Doppelqualifikation erwerben Schüler / -innen sowohl einen Hochschulzugang (Reifeprüfung) sowie – je nach Ausbildungstyp – bestimmte berufliche Qualifikationen. Voraussetzung für den Besuch einer berufsbildenden höheren Schule ist der erfolgreiche Abschluss der 4. Klasse der Hauptschule (teilweise mit Aufnahmeprüfung), der 4. oder einer höheren Klasse der allgemeinbildenden höheren Schule oder der 9. Klasse der Polytechnischen Schule.

Von den inländischen Studienanfängern und -anfängerinnen an Universitäten verfügten immerhin 36 % über einen BHS-Abschluss, von denjenigen, die ein Studium an einer Fachhochschule begannen, verfügen bereits 53 % über eine BHS-Matura (Bundesministerium für Unterricht und Kultur und Bundesinstitut für Bildungsforschung, Innovation und Entwicklung des österreichischen Schulwesens 2009). Insgesamt zeigt dies eine beachtliche Bedeutung der doppelt qualifizierenden BHS als Scharnier zwischen beruflicher hochschulischer Bildung.

Anrechnungsmöglichkeiten

Hierzu liegen keine Informationen vor.

Dänemark

Dänemark verfügt über die längste Studienerwartung pro Person. Auch hinsichtlich der erwarteten Studien abschlussquote führt Dänemark in den aktuellen OECD-Zahlen die Tabelle an. Gleichzeitig verfügt Dänemark über ein quantitativ starkes Berufsbildungssystem, das vollständig dual organisiert ist.

Circa 52 % der dänischen Schüler im oberen Sekundarbereich besuchen den allgemeinen höheren Sekundarunterricht (algemene gymnasiale uddannelser), der zum studentereksamen führt, oder die andere Form des höheren Sekundarunterrichts, die auch berufliche Inhalte einschließt: Dreijährige Kurse bereiten entweder auf das Höhere Handelsexamen oder das Höhere Technische Examen vor. In diesen Kursen wird auf eine berufliche Tätigkeit vorbereitet und gleichzeitig der Hochschulzugang eröffnet. Diese Bildungsgänge werden in der OECD-Statistik als „allgemeinbildend“ geführt.

Überdies gibt es genau wie in Deutschland den Fall einer additiven Doppelqualifikation. Circa 10 % der 16- bis 19-Jährigen z. B. entscheiden sich für eine Doppelqualifikation, deren Komponenten aufeinanderfolgend und meist auch in unterschiedlichen Bildungseinrichtungen vermittelt werden. In den meisten Fällen handelt es sich dabei um Schüler / -innen, die an ein berufliches Gymnasium eine berufliche Ausbildung anschließen. Auf der anderen Seite sind es lediglich 3 % einer Alterskohorte, die im Anschluss an eine Berufsausbildung ein Hochschulstudium absolvieren.

Berechtigungen zum Studium und Aufnahmeprüfungen

Neben diesen beiden Möglichkeiten des Erwerbs der Hochschulzugangsberechtigung, also einer allgemeinen und einer beruflichen, existiert eine weitere Möglichkeit: das Höhere Vorbereitungsexamen (HF), das Bestandteil der Erwachsenenbildung ist. Es ermöglicht, abhängig von Fachrichtung und Niveau der Vorbildung eine Zugangsberechtigung zu zahlreichen Institutionen des tertiären Bereichs zu erwerben. 15 % derjenigen, die ein solches HF-Programm beginnen, haben den Besuch eines allgemeinbildenden Gymnasiums abgebrochen und wollen nun diesen Bildungsgang nachholen. Da diese Option auch denjenigen offensteht, die eine berufliche Ausbildung absolviert haben, wäre dies ein gangbarer Weg für beruflich Qualifizierte zur Hochschule. Jedoch verfügen lediglich 5 % der Teilnehmer von HF-Programmen über eine solche Vorbildung. Gründe hierfür werden sowohl in der ursprünglichen Konzeption als Türöffner für Lehrer- und Pädagogikberufe gesehen als auch in dem sehr hohen Frauenanteil (über 70 %), von dem ein beachtlicher Teil dieses Programm aus persönlichen Motiven ohne Arbeitsmarktorientierung absolviert.

Curriculare Integration

Mit der Reform des dualen Systems im Jahr 2000 sind für diejenigen, die sich in Dänemark in einer Berufsbildung befinden, sog. Zusatzqualifikationen eingeführt worden. Hierzu gehört theoretisch auch die Möglichkeit, neben der beruflichen Ausbildung eine Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben, allerdings wird von dieser Möglichkeit bisher kein Gebrauch gemacht (vgl. Jörgensen 2010).

Das andere Beispiel für eine curriculare Integration berufIicher und allgemeiner Bildung sind die o. g. gymnasialen Teile der beruflichen Schulen. Am Endpunkt dieser Bildungsgänge steht allerdings keine berufliche Qualifikation, sondern – ähnlich den deutschen beruflichen Gymnasien – eine allgemeine Hochschulzugangsberechtigung, die mit einem inhaltlichen Schwerpunkt auf technische oder wirtschaftliche Fächer erreicht wurde.

Anrechnungsmöglichkeiten

In 2007 wurde das Gesetz zur Anerkennung vorangegangenen Lernens durch das dänische Parlament verabschiedet. Ziel ist es, ein kohärentes System für die Anerkennung von Lernleistungen zu entwickeln. Bereits in den davorliegenden Jahren wurden Schritt für Schritt Regelungen in Kraft gesetzt, mit denen individuelle Lernleistungen anerkannt und der individuelle Bildungsplan (Portfolio) in das Zentrum beruflicher Qualifizierung gestellt wurde. Eine Anrechnung von individuellen Lernleistungen auf ein Hochschulstudium ist allerdings nicht Regelungsgegenstand. Ziel dieser politischen Entwicklung ist in erster Linie eine erleichterte Anpassung der individuellen beruflichen Qualifizierung an sich verändernde Anforderungen des Arbeitsmarktes.

Schottland

Schottlands Bildungssystem verfügt bereits seit den 1990er-Jahren über einen Qualifikationsrahmen und eine Kreditpunkteregelung. In der Diskussion um Qualifikationsrahmen und Kreditpunktesysteme gilt der 2001 eingeführte schottische Rahmen für Qualifikationen und Kreditpunkte (Scottish Credit and Qualifications Framework, SCQF) als besonders gelungen. Dieser fasst alle schulischen, beruflichen und akademischen Qualifikationen und Abschlüsse in einem einheitlichen Rahmen mit 12 Niveaustufen zusammen. Mit dem Rahmen ist u. a. eine vereinfachte Anrechnung von Bildungsleistungen in jeweils anderen Bildungssystemteilen möglich.

Die Pflichtschulzeit in Schottland endet mit dem 16. Lebensjahr. Spätestens dann fällt eine Entscheidung, welcher weitere Bildungsweg gewählt wird. Für das Jahr 2006 gaben die Absolventen der Pflichtschulzeit den folgenden Verbleib an: 53 % fingen ein Studium in Voll- oder Teilzeit an, 5 % eine berufliche Ausbildung. 26 % nahmen direkt nach der Pflichtschulzeit eine Beschäftigung auf. Insgesamt 13 % meldeten sich arbeitslos, 2 % arbeitslos und nicht gleichzeitig arbeitssuchend.

Berechtigungen zum Studium und Aufnahmeprüfungen

Der Zugang zur Hochschule erfolgt bisher fast ausnahmslos über den zertifizierten Abschluss des oberen Sekundarbereichs. Wichtig für die Aufnahme an den schottischen Hochschulen ist allerdings der Nachweis des Erwerbs sog. „Highers“. Bei diesen handelt es sich um in der oberen Sekundarstufe absolvierte, zertifizierte Module. Je nach Universität und Studienfach werden 3 bis 5 „Highers“ als Zugangsberechtigung in spezifischen Fächern benötigt. Besonders leistungsstarke Jugendliche können daher bereits mit 17 Jahren und nach nur einem Jahr in der Oberstufe an der Universität studieren. Neben den Universitäten existieren Colleges, deren Angebote nach deutschen Verhältnissen zwischen beruflicher Aus- und Weiterbildung, Studienvorbereitung und Hochschulstudium anzusiedeln sind. Ein wichtiges Strukturelement des schottischen Bildungssystems ist damit die Tatsache, dass die Hochschule über die Aufnahme von Studierenden entscheidet und dass die Aufnahme nicht lediglich von einer generellen Studienzugangsberechtigung abhängig ist. Jede Hochschule entscheidet selbst über Zulassungskriterien. In der Regel ist es für die Aufnahme an den schottischen Hochschulen daher aus Sicht der Lernenden günstiger, „Highers“ in allgemeinbildenden Fächern (z. B. Mathematik, Englisch etc.) zu absolvieren als in beruflichen Fächern, da diese bevorzugt werden.

Curriculare Integration

Die curriculare Integration von beruflichen und allgemeinbildenden Inhalten erfolgt im Wesent lichen durch zwei Mechanismen einzelne Module, die High er National Units und die Higher National Certificates bzw. Higher National Diplomas als vollständige Abschlüsse. Schüler, die nach Beendigung der Pflichtschulzeit in die Oberstufe der Sekundarschulen oder an Colleges wechseln (das entspricht den deutschen Klassenstufen 11 und 12), können Module, einzelne Higher National Units (HNU), mit beruflichen und allgemeinbildenden Inhalten belegen. Diese Units bilden neben dem Abschluss der oberen Sekundarstufe die Grundlage für das Higher National Certificate und Higher National Diploma. Die Units sind speziell für sehr anspruchsvolle Bereiche in Theorie und Praxis konzipiert und kompetenzorientiert angelegt. Die HNUs sind in den schottischen Rahmen für Qualifikationen und Kreditpunkte integriert und werden von der SQA zertifiziert. Sie bilden damit einen Teil der Zugangsberechtigung zu den Hochschulen.

Auch Schülern, die die Pflichtschule mit 16 Jahren beendet haben und nicht in die Oberstufe der Schulen wechseln, sondern direkt in Colleges oder andere Bildungseinrichtungen übertreten, ist eine Verknüpfung von allgemeinen und beruflichen Bildungsinhalten möglich. Bereits seit Anfang der 1990er-Jahre werden Higher National Certificates (HNC) und Higher National Diplomas (HND) angeboten. Diese bestehen aus mehreren Units. Entscheidend für die Zusammenstellung und Anzahl der Units ist seit 2003 die Eingruppierung in den SCQF. HNCs werden der Stufe 7 zugerechnet und umfassen 96 Kreditpunkte, HNDs der Stufe 8 mit 240 Kreditpunkten. Ein kleinerer Anteil umfasst dabei jeweils Wahlbereiche und Bereiche zur Förderung von Schlüsselqualifikationen. Für HNCs ist eine bewertete Unit auf Niveau 7 zwingend vorgeschrieben, bei den HNDs analog eine bewertete Unit auf Level 8.

Die HNC- und HND-Kurse werden insbesondere an Colleges angeboten. HNCs sind bei Vollzeitunterricht einjährig, HNDs zweijährig ausgelegt, aber vielfach werden länger konzipierte Teilzeitangebote belegt. Im Jahr 2006 wurden 11.852 HNCs und 6.931 HNDs erfolgreich abgeschlossen.

Anrechnungsmöglichkeiten

Die Higher National Certificates und die Higher National Diplomas werden an diversen Hochschulen angerechnet. Sie ermöglichen den Einstieg in höhere Semester, HNCs berechtigen vielfach zum Zugang in das zweite Studienjahr, HNDs in das dritte Studienjahr. Die Integration der HNCs und HNDs in den SCQF ermöglicht dabei eine erleichterte Anerkennung bereits erworbener Kompetenzen.

Spanien

Im spanischen Bildungssystem hat in den letzten Jahren die Beteiligung an der beruflichen Bildung leicht zugenommen. Aktuell stehen nach OECDZahlen 43,8 % der Schüler in der beruflichen Bildung 56,2 % in der allgemeinen Bildung gegenüber. Seit dem Jahr 2000 ist die quantitative Bedeutung der beruflichen Bildung um etwa 20 % gestiegen, während die Zahlen für die allgemeinbildenden Bildungsgänge um ca. 15 % zurückgegangen sind. Dieser Wandel ist die Folge einer neuen Bildungsgesetzgebung, die auch stark durch die europäische Berufsbildungspolitik beeinflusst ist. Ein besonders wichtiges Ziel der spanischen Berufsbildungspolitik ist es außerdem, einen Beitrag zum Abbau der im europäischen Vergleich sehr hohen Jugendarbeitslosigkeit zu leisten.

Berufliche Bildung findet also im Anschluss an die Pflichtschulzeit (nach der 10. Klasse und regulär dem 16. Lebensjahr) im oberen Sekundarbereich statt. Allerdings ist die Teilnahme an Modulen beruflicher Grundausbildung und Berufsorientierung für alle Schüler schon im Sekundarbereich I verbindlich. Allgemeinbildende Bildungsgänge werden mit dem „Bachillerato“ abgeschlossen. Die berufliche Bildung ist in eine Berufsbildung mittleren Grades und eine Berufsbildung höheren Grades unterteilt. Die mittlere Berufsbildung endet mit dem Abschluss Titulo de Técnico und qualifiziert für Bildungsgänge des Bachillerato, die höhere Berufsbildung führt zum Abschluss Titulo de Técnico Superior, der den Zugang zum Hochschulstudium ermöglicht. Insbesondere die Bildungsgänge zum Titulo de Técnico Superior sind aber nach deutschem Verständnis eher den postsekundären Bildungsgängen zuzuordnen.

Die Berufsbildung orientiert sich seit 2003 am Nationalen Katalog der Berufsqualifikationen. Diese werden über die für die Ausübung der Tätigkeit erforderlichen Kompetenzen beschrieben, die wiederum zertifizierbar und akkreditierbar sind. Diesen Berufsqualifikationen ist ein Modulkatalog für die Berufsbildung, strukturiert nach Kompetenzen, beigeordnet. In diesem Katalog sind die entsprechenden Ausbildungsmodule sowie die Anforderungen an die Ausbildungsstätten und das Ausbildungspersonal aufgeführt. Mit diesem Katalog sollen die in den Regionen sehr unterschiedlich ausfallenden Berufsbildungsangebote in einen gemeinsamen Rahmen eingeordnet werden.

Berechtigungen zum Studium und Aufnahmeprüfungen

Ein wesentliches Merkmal des spanischen Hochschulsystems sind drei verschiedene Studiengangsformen: kurze Studiengänge von 3 Jahren, ein Modell von entsprechenden Aufbaustudiengängen (3 + 2) und ein Modell von 5- bis 6-jährigen Langzeitstudiengängen. Auch in Spanien werden zurzeit die Bologna-Strukturen im Hochschulbereich umgesetzt. Der Umsetzungsprozess soll dieses Jahr abgeschlossen werden. Nach dem Absolvieren der 2 allgemeinbildenden Jahre in der oberen Sekundarstufe wird der Bachillerato erteilt. Dieser Abschluss berechtigt zum Besuch weiterführender Bildungsgänge in der höheren Bildung. Für ein Langzeitstudium (in der Regel an den Universitäten) muss darüber hinaus eine Zulassungsprüfung absolviert werden.

Bisher waren die Universitäten verpflichtet, Studienplätze für Bewerber / -innen mit beruflichen Qualifikationen affiner Tätigkeitsbereiche zu reservieren. 15–30 % der Studienplätze waren in Kurzzeitstudien gängen und 7–15 % in Langzeitstudiengängen frei zuhalten. Diese Regelungen werden mit der vollständigen Umstellung auf Bologna-Strukturen fallen gelassen. Der Anschluss der beruflichen höheren Bildung wird dann als Äquivalent zum Bachillerato anerkannt, es ist aber eine Zulassungsprüfung zu absolvieren.

Neben diesen allgemeinen Regelungen befinden sich zurzeit besondere Regelungen für über 40-Jährige in Vorbereitung, die über die Anerkennung von Berufs- und Arbeitserfahrung in affinen Bereichen und ohne das Ablegen einer Prüfung zu einem Studium zugelassen werden sollen.

Curriculare Integration

In den meisten Fällen findet die berufliche Bildung an denselben Institutionen statt, an denen auch allgemeinbildende Bildungsgänge auf Sekundarstufe I und II angeboten werden. Die höhere Berufsbildung könnte man als Doppelqualifikation bezeichnen: Ihr Abschluss eröffnet sowohl die Möglichkeit der Aufnahme eines Studiums an den Universitäten als auch den Zugang zum Arbeitsmarkt. Eine jüngere Studie hat ergeben, dass 67,4 % der Absolventen der mittleren Berufsbildung und 55,2 % der Absolventen der höheren Berufsausbildung innerhalb von 6 Monaten nach Ausbildungsende eine Arbeitsstelle finden. 34,7 % der Absolventen der höheren Berufsbildung und 16,8 % der Absolventen der mittleren Berufsbildung nehmen im Anschluss weitere Bildungsgänge oder ein Hochschulstudium auf (vgl. Consejo Escolar del Estado 2007 / 2008).

Die Arbeitsmarktorientierung der Berufsbildung ist in den letzten Jahren ausgebaut worden. So müssen 20 % der Ausbildung im Rahmen eines betrieblichen Praktikums absolviert werden. In der höheren Berufsbildung muss überdies ein Projektmodul absolviert werden, das sich an betrieblichen Aufgabenstellungen orientiert. Genau diese Arbeitsmarktorientierung führt aber auch dazu, dass eine Vielzahl von Modulen, insbesondere in der mittleren beruflichen Bildung, nicht mehr für den Bachillerato anerkannt werden kann.

Anrechnungsmöglichkeiten

Die Ausbildungsgänge der höheren und mittleren Berufsbildung sind vollständig in Module unterteilt. Auszubildende, die nicht die gesamte Ausbildung absolvieren, bekommen ein Zeugnis über die erbrachten Teilleistungen. Im Rahmen der Bologna-Reform und der Einführung eines Qualifikationsrahmens soll für die Berufsausbildung höheren Grades jedes Modul mit Kreditpunkten versehen werden, um den Anschluss an Hochschulstudien zu erleichtern.

Tabelle E1-1: Parameter der Durchlässigkeit in 5 europäischen Ländern

Tabelle E1-1

Resümee

Tabelle E1-1 illustriert noch einmal wesentliche Parameter der Durchlässigkeit in fünf europäischen Ländern in der Übersicht. Es wird deutlich, dass die Forderung nach Durchlässigkeit in den verschiedenen europäischen Staaten unterschiedliche Relevanz besitzt. Das Gleiche gilt für die entsprechenden Instrumente der europäischen Berufsbildungspolitik. Bedingt durch die Strukturmerkmale ihrer Bildungssysteme weisen Schottland und Spanien hinsichtlich der Einführung von Qualifikationsrahmen und Kreditpunktesystemen einen gewissen Vorsprung auf. Auf der anderen Seite ist aber gerade in diesen Ländern die Arbeitsmarktpassung relativ schlecht. In beiden Ländern ist es politisches Ziel, die berufliche Bildung besser auf den Arbeitsmarkt abzustimmen und sie damit auch für die Lernenden attraktiver zu machen.

Neben Doppelqualifikationen aufgrund curricularer Integration (Österreich und Spanien) spielen andere Instrumente zur Förderung der Durchlässigkeit, wie die Anrechnung von Berufsbildung beim Übergang in die Hochschule, in den betrachteten Systemen bisher kaum eine größere Rolle. Auch wenn es solche Instrumente gibt, wird es noch längere Zeit dauern, bis ihre Wirkung abschließend beurteilt werden kann. Es zeigt sich allerdings, dass systemische Strukturen und Bildungsverläufe nur langsam auf Reformen reagieren. Die untersuchten Systeme sehen sich jedoch mit einem gemeinsamen Problem konfrontiert: Wird die Ausrichtung der Sekundarstufe II auf den Bedarf der Arbeitswelt verstärkt, leidet die Möglichkeit, allgemeinbildende und studienvorbereitende Inhalte curricular zu verankern und umgekehrt. Eine Ausweitung des Hochschulsegments geht auf Kosten der Berufsbildung und umgekehrt. Die Schritte zur Erhöhung der Durchlässigkeit sind ein Weg, dieses Dilemma aufzulösen.

(Philipp Grollmann, Georg Hanf, Ute Hippach- Schneider)

Fußnoten

278 Vgl. Kap. 6 und 7 der sog. Maastricht Studie (Leney u. a. 2005).

279 Siehe http://ec.europa.eu/education/news/ip/docs/maastricht_com_de.pdf.

280 Siehe http://ec.europa.eu/education/higher-education/doc1290_en.htm. Vgl. auch Bernhard / Graf / Powell 2010.

281 Die erwartete Beteiligung wird hier in Jahren angegeben, die ein Schüler oder eine Schülerin des jeweiligen Bildungssystems (in 2008) im Durchschnitt im Bereich „höherer Bildung“ (ISCED 5A, 5B, 6) verbringen wird.

282 ISCED 5A, 5B, 6.

283 Zur Frage der Passung bzw. der Überqualifizierung vgl. Müller 2010.

284 Für die Länder Spanien und Schottland liegen aktuelle Berichte für das Internationale Handbuch der Berufsbildung vor, das seit 2010 federführend vom BIBB herausgegeben wird. Vgl. Pilz 2011; Milolaza in Vorbereitung; für Spanien vgl. außerdem Lieberenz 2010 und für Dänemark Buske/Grollmann 2010.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2011 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2011).

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