D1.2 Das Programm Lebenslanges Lernen
Das Programm Lebenslanges Lernen (PLL) unterstützt die bildungspolitischen Ziele der Europäischen Union. Die Nationale Agentur Bildung für Europa beim BIBB ist im Rahmen des PLL verantwortlich für die Durchführung der Einzelprogramme LEONARDO DA VINCI und GRUNDTVIG. Zentrales Instrument des PLL ist die Projektförderung. Dabei ist zu unterscheiden zwischen der Förderung von Auslandsmobilität für Jugendliche in der Ausbildung, Arbeitnehmer und Arbeitnehmerinnen und des Bildungspersonals sowie zwischen Innovationstransferprojekten und Partnerschaften. Im Jahr 2008 wurde das PLL in Deutschland sehr erfolgreich durchgeführt.
Auslandsaufenthalte – insbesondere langfristige – bieten eine hervorragende Möglichkeit, internationale Berufskompetenz zu erwerben. Fremdsprachenkenntnisse, internationale Fachkenntnisse sowie interkultu relle Kenntnisse sind wichtige Bausteine einer international zukunftsfähigen Qualifizierung. Die beantragten Auslandsaufenthalte im Programm LEONARDO DA VINCI haben im Vergleich zum Vorjahr erheblich zugenommen. Allein in der Erstausbildung ist die Anzahl der Auszubildenden und Berufsschüler/-innen, die einen Teil ihrer Ausbildung im Ausland absolvieren, um 40 % gegenüber 2007 angestiegen Übersicht D1.2-1 und Schaubild D1.2-1.
Übersicht D1.2-1 Ergebnisse der Antragsrunde 2008 (Projekte, Teilnehmer/-innen, Budget)
Quelle: Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung
Schaubild D1.2-1 LEONARDO DA VINCI Mobilität – Erstausbildungsteilnehmer/-innen 1995 bis 2008
Quelle: Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung
Der Innovationskreis berufliche Bildung IKBB hat 2007 empfohlen, eine Verdoppelung von Auslandsqualifizierungen in der beruflichen Ausbildung als einen Beitrag zur langfristigen Wettbewerbsfähigkeit von Arbeitnehmern und Arbeitnehmerinnen sowie Unternehmen anzustreben. Zudem soll sich die Dauer der geförderten Austauschmaßnahmen auf 6 Wochen bis 3 Monate verlängern mit dem Ziel, bis 2010 jährlich 5.000 solcher Maßnahmen in der beruflichen Ausbildung zu erreichen. Zurzeit liegt die durchschnittliche Dauer von Auslandsaufenthalten in der beruflichen Erstausbildung bei 5 ½ Wochen. In beiden Fällen sind deutliche Steigerungen gegenüber dem Vorjahr und damit wichtige Schritte auf das Ziel hin zu verzeichnen Schaubild D1.2-2.
Schaubild D1.2-2 LEONARDO DA VINCI Mobilität – durchschnittliche Aufenthaltsdauer der Erstausbildungsteilnehmer/- innen 2003 bis 2008*
* Aufenthaltsdauer vor 2003 lässt sich nicht mehr ermitteln. Die Aufenthaltsdauer 2004 ist geschätzt.
Quelle: Nationale Agentur beim Bundesinstitut für Berufsbildung
Insbesondere für Auslandsqualifizierungen in der beruflichen Ausbildung stand mit unterschiedlichen, auf die jeweiligen Ausbildungssituationen zugeschnittenen Projekttypen und Förderschwerpunkten ein Instrumentarium zur Verfügung, um die unterschiedlichen Bedarfe ausbildender Betriebe und Einrichtungen abzudecken. Als Einstieg in eine europäische Öffnung der Ausbildung konnten ausbildende Betriebe und Einrichtungen sogenannte kleine Projekte für maximal 3 Auszubildende oder Fachkräfte der beruflichen Bildung nutzen. Kleine Projekte sind nicht an die europäische Antragsfrist gebunden und können fortlaufend und mit reduziertem Aufwand beantragt werden.
Um auch einzelnen Auszubildenden einen Lernaufenthalt im Ausland zu ermöglichen, ohne dass der Ausbildungsbetrieb/die Ausbildungseinrichtung sich als Projektträger engagiert, standen Pool-Projekte zur Verfügung. Diese werden von Kammern oder Bildungsträgern angeboten und vergeben Stipendien an Auszubildende oder Lernende mit abgeschlossener Ausbildung. 2008 standen rund 1.500 Plätze für Auszubildende und Lernende mit abgeschlossener Berufsausbildung zur Verfügung.
Für die auch vom Innovationskreis berufliche Bildung angestrebte Förderung längerer Auslandsaufenthalte von Auszubildenden steht das Konzept der transnationalen Verbundausbildung zur Verfügung. Neben den Ausbildungsabschnitten von insgesamt mindestens 4 Monaten Dauer, die die Auszubildenden im Ausland verbringen, kooperieren die Projektpartner über den gesamten Ausbildungszeitraum hinweg eng miteinander und tauschen sich kontinuierlich zu Fragen von Ausbildungsinhalten und -konzepten aus. Im Jahr 2008 wurden 7 neue grenzüberschreitende Ausbildungsverbünde mit insgesamt 138 Teilnehmern und Teilnehmerinnen in das Förderprogramm aufgenommen.
Neue Impulse hat die Diskussion unter anderem durch eine Tagung und Veröffentlichungen der NA beim BIBB erhalten. Sozialpartner und Bundesregierung haben sich darauf verständigt, im Hinblick auf eine international zukunftsfähige Qualifizierung internationale Anforderungen ordnungspolitisch stärker zu berücksichtigen.
(Sibilla Drews, Nationale Agentur beim BIBB)
2008 wurden Innovationstransferprojekte (ITP) im Rahmen von LEONARDO DA VINCI mit 7,8 Mio. € gefördert. Von insgesamt 89 eingereichten Anträgen aus Deutschland sind 2008 28 Projekte ausgewählt worden. Die Projekte greifen Entwicklungen oder Produkte auf, um sie in der Praxis umzusetzen, für andere Branchen oder Länder aufzubereiten oder sie in die berufliche Bildung zu übertragen. Sie unterstützen im Rahmen einer europäischen Partnerschaft einerseits Ziele der verstärkten europäischen Zusammenarbeit („Kopenhagen-Maastricht-Prozess“) anderseits werden sie an ihrem Nutzen für die nationalen Bildungssysteme gemessen. Die Projekte beziehen sich auf 6 europäische Prioritäten. Die Prioritäten werden durch die europäischen und nationalen Anforderung an Berufsbildungspraxis und die Berufsbildungssysteme zur Erfüllung der Ziele von Lissabon und Kopenhagen gesetzt.
Die Priorität „Entwicklung der Fähigkeiten und Kompetenzen von Lehrkräften, Ausbildern und Trainern in der beruflichen Aus- und Weiterbildung“ ist mit 9 geförderten Projekten am stärksten vertreten. In dem Projekt „Competence Coach“ werden Methoden der Kompetenzmessung und des Coaching auf das beratende Bildungspersonal in der Berufsbildung zugeschnitten. Beiträge zur „Transparenz und Anerkennung von Kompetenzen und Qualifikationen“ werden in den Projekten vor allem branchenspezifisch umgesetzt. So erarbeitet die IG Bauen-Agrar-Umwelt mit europäischen Partnern eine Praxis europäischer Standards in der Viehzucht. Die Verknüpfung von dualer handwerklicher Berufsausbildung mit technischen oder betriebswirtschaftlichen Bachelor-Studiengängen im Rahmen eines Projektes des Hanse-Parlaments e.V. soll zur „Verbesserung der Qualität der Systeme und Verfahren in der Berufsbildung“ beitragen. Die TU Chemnitz implementiert und transferiert das Weiterbildungskonzept für die Zusatzqualifikation Mechatronik für Fachkräfte in der globalisierten industriellen Produktion auf die Zielgruppe Menschen mit Migrationshintergrund im Rahmen der Priorität „Anhebung des Kompetenzniveaus von Risikogruppen“. Ein Beispiel für die Priorität „Weiterentwicklung des Lernumfelds“ stellt das Projekt der Stiftung Bildung & Handwerk dar, das E-Learning-Module zur Schulung von Lehrern der beruflichen Bildung als „E-Tutoren“ bereitstellt.
Die NA beim BIBB unterstützt die Verbreitung, den Transfer und die Implementierung der Projektergebnisse mit berufsbildungspolitischen Tagungen. Dabei verknüpft die NA aktuelle nationale Themen mit den europäischen Zielsetzungen des Berufsbildungsprogramms Lebenslanges Lernen:
- Workshop: „ECVET meets ECTS – Neue Wege zwischen der Berufs- und Hochschulbildung?“ am 17. April 2008 in Bonn (gemeinsam mit dem DAAD und mit Unterstützung des BMBF).
- Valorisierungskonferenz „Qualität in der beruflichen Bildung“ am 5./6. Dezember 2007 in Bonn.
- Die neue europäische Projekt- und Produktdatenbank ADAM der NA http://www.adam-europe.eu/adam/homepageView.htm stellt seit Februar 2008 aktuelle Informationen über innovative Projekte, die im Rahmen des Programms LEONARDO DA VINCI gefördert wurden, zur Verfügung. Ihre Nutzung ist für die Nationalen Agenturen der 31 beteiligten Länder und alle europäisch geförderten Innovationstransferprojekte seit 2008 verpflichtend.
(Katharina Wiegmann, Nationale Agentur beim BIBB)
Die 2007 ins Leben gerufene Aktion Partnerschaften flankiert die Aktionen Mobilität und Innovationstransferprojekte. Die Partnerschaften siedeln sich vor dem Hintergrund vereinfachter administrativer Regelungen zwischen diesen beiden Aktionen an. Mit der kompletten Pauschalierung als Bezuschussung der Maßnahme ist ein neuer adminis trativer Weg innerhalb europäischer Förderprogramme begangen worden. Er ermöglicht es unerfahrenen und/oder personell nicht stark besetzten Einrichtungen oder Unternehmen, an gemeinsamen europäischen Themen transnational zu arbeiten. Bei der mit der Durchführung betrauten Nationalen Agentur Bildung für Europa beim BIBB gingen 169 Anträge ein. 51 Anträge wurden von deutschen Koordinatoren und 118 Anträge von deutschen Partnern gestellt. Nach formaler wie inhaltlicher Prüfung erfüllten 85 Projekte die Krite rien. Hiervon entfielen 31 auf Projekte mit deutschen Koordinatoren und 54 mit deutschen Partnern. Die Entwicklung gemeinsamer Trainingsinhalte und -konzepte ist das im Arbeitsprogramm der Projekte am häufigsten angegebene Thema.
(Dagmar Pietz, Nationale Agentur beim BIBB)