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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2013

B2.2.1 Berufliche Weiterbildung an Volkshochschulen

In vielen Bundesländern spielen die Volkshochschulen per Landesgesetz eine wichtige Rolle bei der Versorgung der Bevölkerung mit Weiterbildung. In manchen Bundesländern hat die Bereitstellung einer Volkshochschule durch die Kommunen die Funktion der Grundversorgung mit einwohnerbezogener Förderung durch das Land (z. B. Niedersachsen), in anderen stehen die Volkshochschulen neben freien Trägern, die von Land und Kommunen gefördert werden (z. B. Bayern, Brandenburg). Auch wenn grundsätzlich der Bund für die berufliche Weiterbildung verantwortlich ist, während die Länder die Verantwortung für allgemeine und politische Weiterbildung innehaben (vgl. Deutscher Bildungsrat 1970, S. 51), schließen die Weiterbildungsgesetze der Länder dort, wo ein solches in Kraft ist, in der Regel neben allgemeiner und politischer Weiterbildung auch die berufliche Weiterbildung ein (für einen Überblick über die Landesgesetze siehe Grotlüschen/ Haberzeth/Krug 2009, S. 358; zur Einordnung der Landesregelungen in das Gesamtsystem der Erwachsenenbildung siehe Nuissl 2009). Insgesamt sind die Volkshochschulen in allen Bundesländern als öffentlich geförderte Weiterbildungseinrichtungen vertreten und bieten ein thematisch breit gefächertes Bildungsangebot, das in großen Teilen ohne Zugangsbeschränkungen für die gesamte Bevölkerung offensteht (vgl. Süssmuth/Sprink 2009, S. 473 ff.).

Die Volkshochschul-Statistik erfasst als bundesweite Statistik des Deutschen Volkshochschul-Verbandes (DVV) und seiner Mitgliedseinrichtungen seit 1962 die personelle und finanzielle Ausstattung der Volkshochschulen sowie das Angebot in verschiedenen Veranstaltungsarten, Unterrichtsstunden und Belegungen; die statistische Erhebung wird jährlich vom Deutschen Institut für Erwachsenenbildung (DIE) durchgeführt.271 Die thematische Zuordnung der Veranstaltungen der Volkshochschulen erfolgt in der seit 1998 bestehenden Systematik der 6 sogenannten Programmbereiche: (1) Politik – Gesellschaft – Umwelt, (2) Kultur – Gestalten, (3) Gesundheit, (4) Sprachen, (5) Arbeit – Beruf, (6) Grundbildung – Schulabschlüsse. Zum Programmbereich Arbeit – Beruf gehören Lehrgänge zu den Themen IuK-Anwendungen272, Büropraxis, Rechnungswesen, berufsqualifizierende Grund- und Fachlehrgänge sowie Angebote zum Komplex Organisation/Management (siehe für die einzelnen Fachgebiete Huntemann/Reichart 2012, Tabelle 10). Beruflich verwertbare Kenntnisse und Qualifikationen werden auch in anderen Programmbereichen vermittelt, z. B. als Erzieherfortbildung (Programmbereich 1) oder als Sprachkurs mit Zertifikatserwerb (Programmbereich 4), sind allerdings dort aufgrund der Erhebungsmethodik nicht identifizierbar .

E Volkshochschul-Statistik

In Tabelle B2.2.1-1 sind Kursveranstaltungen sowie die dazugehörenden Unterrichtsstunden und Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf ausgewiesen. Die dargestellten Summen beziehen sich jeweils auf das zugehörige Kalenderjahr. Ein Kurs ist definiert als eine Weiterbildungsveranstaltung mit mindestens 3 Unterrichtsstunden, die am Sitzort der Volkshochschule stattfindet. Eine Unterrichtsstunde umfasst 45 Minuten. Unter einer Belegung wird ein Teilnahmefall an einer Veranstaltung verstanden. Wenn dieselbe Person in einem Beobachtungszeitraum an mehreren Veranstaltungen teilnimmt, wird sie mehrfach als Belegung gezählt, die Anzahl der Belegungen ist also höher als die Anzahl der Personen, die an den Veranstaltungen teilnehmen. Außer im Programmbereich Arbeit – Beruf findet berufliche Weiterbildung auch in anderen Programmbereichen statt (z. B. im Programmbereich Sprachen: „Wirtschaftsenglisch“). Da die Erfassung der Veranstaltungen jedoch nach inhaltlichen Aspekten und nicht nach Zweck erfolgt, ist eine Ausdifferenzierung berufsbezogener Veranstaltungen hier nicht möglich. Daher sind die berichteten Werte als Mindestzahlen des Angebots beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen zu interpretieren.

Dargestellt sind jeweils die in den Volkshochschulen im Berichtsjahr durchgeführten Kurse sowie die zugehörigen Unterrichtsstunden und Belegungen. In der Regel sind die Angebote der Volkshochschulen öffentlich ausgeschrieben (z. B. über das Programmheft, die Website) und allen Interessierten (ggf. verbunden mit der Anforderung von Vorkenntnissen) zugänglich. Auftrags- und Vertragsmaßnahmen sind Veranstaltungen für einen geschlossenen Teilnehmerkreis, die die Volkshochschule im Auftrag eines Dritten (z. B. lokale Arbeitsgemeinschaft als Träger [ARGE] für Leistungen nach dem SGB II, Bundesagentur für Arbeit, andere staatliche Instanz oder privatwirtschaftliches Unternehmen) durchführt. Diese werden seit 1998 getrennt erfasst. Vor 1998 sind diese Veranstaltungen in der Gesamtsumme enthalten. Neben den Kursen gibt es an den Volkshochschulen noch andere Veranstaltungsarten (Einzelveranstaltungen, Studienfahrten, Studienreisen), die in der Tabelle nicht eingeschlossen sind; im Programmbereich Arbeit – Beruf machen diese weniger als 1 % der Unterrichtsstunden aus.

Die in Tabelle B2.2.1-2 ausgewiesene VHS-Weiterbildungsdichte ist definiert als die Unterrichtsstunden in Kursen an VHS pro 1.000 Einwohner/-innen des jeweiligen Versorgungsgebiets auf Länderebene (Datenbasis für Bevölkerungsstand auf Landesebene bis einschließlich Berichtsjahr 2008: 30. Juni des Berichtsjahres; ab Berichtsjahr 2009: 31. Dezember des dem Berichtsjahr vorhergehenden Jahres). In der Tabelle ist diese Kennzahl jeweils nur auf die Veranstaltungen im Programmbereich Arbeit – Beruf bezogen und nach Landesteilen (alte/neue Bundesländer) differenziert.

Bei der Erhebung der Teilnahmefälle nach Geschlecht wird nicht zwischen offenen Kursen und Auftrags- und Vertragsmaßnahmen differenziert. Die Prozentanteile beziehen sich daher auf die Teilnehmenden in den Kursangeboten im Programmbereich Arbeit – Beruf insgesamt. Nicht für alle Teilnahmefälle liegt die Information zum Geschlecht vor. Die Erfassungsquote betrug im Berichtsjahr 2011 82,3 % der Belegungen im Programmbereich Arbeit – Beruf.

Angebot beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen

Das Kursangebot der Volkshochschulen an beruflicher Weiterbildung umfasste im Jahr 2011 bundesweit knapp 67.600 Veranstaltungen Tabelle B2.2.1-1. Die Gesamtzahl der Kurse war damit, wie alle anderen Indikatoren auch, gegenüber dem Vorjahr rückläufig (zur langfristigen Entwicklung in den Jahren seit 1991 siehe genauer BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1). Unterrichtsstunden und Belegungen gingen mit Raten von 9,2 % bzw. 7,5 % stärker zurück als die Kurse (-4,6 %).

Auch bei den Auftrags- und Vertragsmaßnahmen nahmen Kurse (-9,4 %), Unterrichtsstunden (-12,6 %) und Belegungen (-12,0 %) gegenüber 2010 ab. Inzwischen sind 12,2 % der Kursveranstaltungen, 36,4 % der Unterrichtsstunden und 16,7 % der Belegungen diesem Angebotssegment zuzuordnen – ein etwas geringerer Anteil bei allen Indikatoren als im Vorjahr.

Auftrags- und Vertragsmaßnahmen dauern in der Regel deutlich länger als offene Angebote; 2011 beinhaltete eine Auftrags- und Vertragsmaßnahme in der beruflichen Weiterbildung 92,3 Unterrichtsstunden, ein Kurs im offenen Angebot hingegen nur 22,4 Unterrichtsstunden. Die durchschnittliche Dauer beider Kursformen ist jedoch der Tendenz nach in den letzten Jahren zurückgegangen. Nur 2010 war bei den Auftrags- und Vertragsmaßnahmen ein höherer Wert als im Vorjahr zu beobachten (2009: 80,1).

Im Jahr 2011 umfasste der Programmbereich Arbeit – Beruf 11,7 % der Kurse an Volkshochschulen, mit 13,9 % der Unterrichtsstunden und 9,7 % der Belegungen (vgl. Huntemann/Reichart 2012, Tabelle 9).

Tabelle B2.2.1-1: Kursveranstaltungen im Programmbereich Arbeit – Beruf an Volkshochschulen 1991 bis 20111
Tabelle B2.2.1-1 (barrierefrei)


Tabelle B2.2.1-1

Weiterbildungsdichte beruflicher Weiterbildung an Vokshochschulen

Das Angebot an beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen ist in den alten Ländern deutlich größer als in den neuen Ländern Tabelle B2.2.1-2. Bezogen auf die jeweilige Einwohnerzahl war die Versorgung mit Angeboten der Volkshochschulen im Programmbereich Arbeit – Beruf in Westdeutschland über den betrachteten Zeitraum hinweg stets höher (siehe für die Beschreibung der Entwicklung seit 1991 BIBB-Datenreport 2010, Kapitel B2.2.1).

Im Jahr 2011 sind die Unterrichtsstunden in den neuen Ländern mit 8,5 % gegenüber dem Vorjahr etwas weniger stark zurückgegangen als in den alten Ländern (-9,3 %). Allerdings ist der langfristige Rückgang in den neuen Ländern deutlich größer – er beträgt seit dem Jahr 2000 in den neuen Ländern 60,2 %, in den alten Ländern 35,3 %.

Die VHS-Weiterbildungsdichte im Programmbereich Arbeit – Beruf betrug 2011 noch 10,2 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner/-innen in den neuen Ländern und 29,4 Unterrichtsstunden pro 1.000 Einwohner/-innen in den alten Ländern. Dort entfiel 2011 mit knapp zwei Fünftel (38,9 %) ein deutlich höherer Anteil der Unterrichtsstunden auf Auftragsund Vertragsmaßnahmen als in den neuen Ländern (8,0 %).

Tabelle B2.2.1-2: Umfang beruflicher Weiterbildung in den alten und neuen Ländern 1991 bis 2011

Tabelle B2.2.1-2

Verteilung der Teilnahmefälle an beruflicher Weiterbildung an Volkshochschulen nach Geschlecht

Insgesamt besuchen seit vielen Jahren deutlich mehr Frauen als Männer die Volkshochschule. Der Frauenanteil liegt insgesamt bei etwa drei Viertel der Teilnahmefälle (seit 1991 zwischen 73,1 % und 75,8 %; vgl. Huntemann/Reichart; Pehl/Reitz; Pädagogische Arbeitsstelle des Deutschen Volkshochschul-Verbandes). Im Programmbereich Arbeit – Beruf hingegen ist der Frauenanteil bei den Teilnahmefällen geringer als bei den Gesamtzahlen: Im Jahr 2011 betrug er in diesem Programmbereich 64,6 % und erreichte damit einen Höchstwert seit Erfassung dieses Merkmals. Seit 1997 lag der Wert über der 60 %-Marke, mit steigender Tendenz bei leichten Schwankungen. Insgesamt sind die Volkshochschulen ein Anbieter, der niedrigschwellige berufsbildende Angebote für die breite Bevölkerung (z. B. im Bereich der EDVKenntnisse) vorhält, aber auch an berufsfachlichen Qualifizierungen beteiligt ist. Auch für Frauen, die durch ihre im Durchschnitt geringere Beteiligung am Erwerbsleben seltener Gelegenheit zu beruflicher Weiterbildung haben, öffnen die Volkshochschulen einen Zugang zu beruflicher Weiterbildung. Darüber hinaus wird an den Volkshochschulen im Rahmen von Auftrags- und Vertragsmaßnahmen zielgruppenspezifische Weiterbildung durchgeführt, etwa für Arbeitssuchende (vgl. Kapitel B3.1) oder für Beschäftigte von Betrieben (vgl. Kapitel B1.2).

(Elisabeth Reichart, Deutsches Institut für Erwachsenenbildung)

Fußnoten

271 Vgl. die online verfügbaren Jahresbände.

272 „Informations- und Kommunikationstechnik“: PC-Kurse oder Kurse zum Umgang mit (teils fachspezifischer) Software.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2013 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2013).

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