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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

E1.3.3 Irland

340 Grundzüge des Bildungs-/Berufsbildungssystems

In Irland gilt bis zum Alter von 16 Jahren allgemeine Schulpflicht, identisch mit dem Ende der Sekundarstufe I. Allerdings verlassen die meisten Jugendlichen (ca. 85 %) die Schule erst mit 19, nach Abschluss der Sekundarstufe II. Die zweijährige Oberstufe gliedert sich in drei unterschiedliche Programme mit unterschiedlichen Abschlüssen:

  • Das traditionelle (established) Leaving Certificate (LC) Programme (dem Abitur vergleichbar). Es umfasst allgemeinbildende Fächer und erlaubt eine Schwerpunktbildung, hat jedoch keine beruflichen Elemente. Das Leaving Certificate eröffnet den Zugang sowohl zu Universitäten als auch zu Fortbildungseinrichtungen.
  • Das Leaving Certificate Vocational (LCV) Programme (eine Art „berufliches Abitur“). Es enthält außer den allgemeinen Fächern zusätzliche berufsrelevante Module. Das Programm richtet sich an Jugendliche, die – zunächst – eine Beschäftigung oder eine weiterführende Bildung (einschließlich Lehrlingsausbildung) anstreben; es eröffnet jedoch auch die Option auf einen Hochschulzugang.
  • Das Leaving Certificate Applied (LCA) Programme (stark beschäftigungsorientiert). Es enthält praxisorientierte Module (44) und Aktivitäten, in denen Inhalte verschiedener Fächer praktisch integriert werden. Das Zeugnis bereitet auf eine Beschäftigung vor, wird aber nicht als berufliche Ausbildung klassifiziert.

Die berufliche Erstausbildung ist im „Further Education Sector“ (im Anschluss an die Sekundarstufe II) verortet und gliedert sich in drei Zweige:

  • Post Leaving Certificate (PLC) Programmes. Sie umfassen allgemeine und berufsbezogene Fächer sowie Arbeitserfahrung. Sie geben sowohl Zugang zum Arbeitsmarkt wie zu höherer Bildung. Sie haben einen Arbeitsmarktbezug und decken ein breites Berufsspektrum ab. In den letzten 5 Jahren sind die Anfängerzahlen von PLC-Programmen um fast 50 % angestiegen.
  • Die blockweise gegliederte Lehrlingsausbildung (apprenticeship: 80 % Arbeitsplatz, 20 % Ausbildungszentrum) dauert 4 Jahre. Die Zahl der neuen Verträge ist zwischen 2006 und 2010 von über 8.000 auf 1.200 zurückgegangen.
  • Der dritte Typ postsekundarer Ausbildung, die „Zweite Chance“, einen Abschluss zu erwerben, richtet sich in erster Linie an frühe Schulabgänger/-innen, nimmt aber auch spätere Schulabbrecher/-innen auf. Youthreach ist ein Programm für 15- bis 20-jährige frühe Schulabgänger/-innen, angeboten in Youthreach Centres, dauert 2 Jahre und umfasst eine Phase allgemeiner Grundbildung mit anschließender praktischer Ausbildung und Arbeitserfahrung. Gleiche Programme werden auch für Ältere in Community Training Centres angeboten. In 2010 haben ca. 4.000 Jugendliche eine Grundbildung begonnen.

Eine weitere – variable – Form des Übergangs von der Schule in den Beruf sind „Traineeships“. Sie stehen im Prinzip jedem/jeder nach der Pflichtschule offen, erfordern de facto jedoch meist den Abschluss der Sekundarstufe II. Dabei handelt es sich um strukturierte Programme, die Training am Arbeitsplatz und Abschnitte in Ausbildungszentren kombinieren; sie sind an beruflichen Standards ausgerichtet, die zwischen Sozialpartnern und Behörden abgestimmt sind. Sie dauern zwischen 15 und 59 Wochen und führen zu einem Zertifikat. Ursprünglich waren sie konzipiert für die Schulabgänger/-innen „auf dem beruflichen Bildungsweg“, die keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Mit dem krisenbedingten Rückgang der „Lehrlingsausbildung“ haben Traineeships an Bedeutung zugenommen; gleichzeitig werden sie zunehmend von Aspiranten höherer Bildung wahrgenommen.

Berufsorientierung/Berufsvorbereitung

Mit dem Education Act (Bildungsgesetz) von 1998 wurde ein allgemeiner Anspruch auf Bildungs- und Berufsberatung statuiert. Institutionell verankert ist diese insbesondere im Übergangsjahr zwischen Sekundarstufe I und II („transition year“) sowie in den Programmen, die zum LCA oder LCV führen.

In der Sekundarstufe I gibt es so gut wie keine arbeits-/berufsbezogene Bildung und Fächer mit praktischem Bezug nur in geringem Umfang. Das freiwillige „transition year“ gibt Jugendlichen die Möglichkeit, in Projekten, in Übungsfirmen oder in Praktika Erfahrungen zu sammeln, die ihnen bei der Entscheidung über ihren weiteren Werdegang helfen. Auf der Sekundarstufe II gibt es im Rahmen des LCV-Programms ein Modul „Vorbereitung auf die Arbeitswelt“, das vor allem Arbeitssuche und Bewerbungstraining umfasst; außerdem ein Modul „Unternehmenstraining“, zu dem Betriebsbesuche, Interviews mit Beschäftigten und Entwicklungsprojekte gehören. Das LCA-Programm bietet Schülern neben den allgemeinen Fächern ein breites Spektrum an berufsbezogenen Modulen.

Übergänge

Laut Eurostat gehören nur 10,5 % der jungen Generation zu den „Early School Leavers“. Meist bleiben die Schüler/-innen auch in der Sekundarstufe II an der gleichen Schule. Die meisten Jugendlichen (2010: 86 %) beenden die Schule mit einem Abschluss der Sekundarstufe II. Am Transition Year nehmen etwa 50 % teil. Die Verteilung auf die drei Oberstufenzweige Leaving Certificate/Leaving Certificate Vocational/ Leaving Certificate Applied ist in den zurückliegenden Jahren relativ stabil geblieben: 2010 erwarben 67 % der Schulabgänger/-innen ein LC, 27 % ein LCV und 6 % ein LCA. Über 60 % der Jugendlichen setzen ihre Ausbildung an einer Hochschule fort, ca. 25 % in einer „Fortbildungseinrichtung“ (Further Education and Training). Von diesen gehen 85 % in PLC-Programme; die restlichen 15 % verteilen sich – schwankend – auf „apprenticeship“ und „Zweite Chance“.

Mit gezielter Beratung und finanziellen Anreizen werden Jugendliche mit geringer Qualifikation in Bildung oder Ausbildung zurückgeholt. Die „Back to Education Initiative“ organisiert flexible Angebote, die auch Arbeitserfahrungen einschließen. Ein relativ junges Programm ist das National Internship Scheme – JobBridge (Mai 2011), das Arbeitserfahrung ermöglicht, allerdings kein formales Training enthält.

In den letzten 20 Jahren hat es immer wieder Versuche gegeben, Alternativen zum allgemeinen Zweig zu entwickeln – mit wenig Erfolg. „Berufsbildung“ bleibt eher marginal.

Verteilung der Übergangstypen in Irland barrierefreie Tabelle

Tabelle: Verteilung der Übergangstypen in Irland

Fußnoten

340 Soweit nicht anders vermerkt, basieren die folgenden Ausführungen auf ReferNet Ireland 2011.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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