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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

E1.2 Typen des Übergangs

Die Untersuchung von Erwerbseinstiegsprozessen im internationalen Vergleich zeigt im Längsschnitt eine noch größere Varianz zwischen den Ländern.337 Schaut man auf die Arbeitsmarktzustände (Hochschule/ Weiterbildung, Berufsausbildung, Erwerbstätigkeit, Arbeitslosigkeit, Inaktivität) der ersten 5 Jahre (bzw. 60 Monate) nach dem Verlassen der Schule, lassen sich empirisch 8 Übergangstypen entwickeln Schaubild E1.2-1.

Zunächst gibt es eine Reihe von Schulabgängern, die nach sehr kurzer Zeit in Inaktivität wieder für eine längere Zeit in das Bildungssystem zurückkehren bzw. ihre Bildungsbiografie an weiterführenden Schulen oder Hochschulen fortsetzen („Rückkehr“). Übergänge dieser Form dürften in Ländern mit hohem Anteil an tertiären Bildungsabschlüssen und in Ländern mit ausgebautem Weiterbildungssystem häufig auftreten. Der zweite Übergangstyp („Scheitern“) umfasst diejenigen, die nach Verlassen der Schule für lange Zeit – d. h. für die Dauer von 5 Jahren – arbeitslos sind und deren Übergang damit als gescheitert zu betrachten ist. In den Ländern, in denen dieser Übergangstyp häufig vertreten ist, stehen Schulabgänger/-innen vor großen Problemen, da der Arbeitsmarkt und seine Institutionen nicht in der Lage sind, genügend Arbeitsplätze zur Verfügung zu stellen. Ähnliches gilt für Übergänge des dritten Typs („Drop-out“), die die ersten 5 Jahre nach der Schule inaktiv sind. Zwar sind nicht alle Inaktiven prinzipiell an einer Erwerbstätigkeit interessiert, aber es ist davon auszugehen, dass ein nicht unbeträchtlicher Teil der Inaktiven dem Arbeitsmarkt zur Verfügung steht (sog. stille Reserve). Schulabgänger/-innen, die Übergänge des „Link“- Typs vollziehen, der eine kurze Bildungsphase von 2 bis 3 Jahren beinhaltet, sind weitgehend ins Erwerbsleben integriert. Das Auftreten dieses Übergangstyps weist ebenso wie der „Rückkehr“-Typ auf vorhandene und wahrgenommene weiterführende Bildungsmöglichkeiten hin. Die Typen „Unterbrechung“ und „Umweg“ führen nach 2 bis 3 Jahren ebenfalls in die Erwerbstätigkeit. Allerdings ist dieser eine kurze Phase von Inaktivität bzw. Arbeitslosigkeit vorgelagert. Bei Übergängen dieser beiden Typen kann von Suchphasen ausgegangen werden, die mit 2 bis 3 Jahren zwar relativ lang sind, aber letztendlich in Erwerbstätigkeit münden. Der Typ „Brücke“ beinhaltet alle Schulabgänger/-innen, die eine Berufsausbildung machen. Die integrierende Wirkung zeigt sich hier in der anschließenden Erwerbstätigkeit. Länder mit stark ausgeprägtem Berufsausbildungssystem dürften über einen hohen Anteil an diesem Übergangstyp verfügen. Den direktesten Übergang in den Arbeitsmarkt vollziehen die Schulabgänger/-innen des Typs „Express“, der unmittelbar nach Ende der Schule in Erwerbstätigkeit mündet.

Diese 8 Typen treten in den 10 untersuchten Ländern höchst unterschiedlich auf und spiegeln in einem starken Umfang die jeweiligen institutionellen Rahmenbedingungen wider Schaubild E1.2-2. Im Vereinigten Königreich, in Irland, Frankreich und Belgien ist der „Expresstyp“ vorherrschend, während die anderen Übergangstypen – mit Ausnahme des „Unterbrechungstyps“ in Irland und Frankreich – lediglich eine marginale Rolle spielen. Diese Länder sind in der Regel durch interne Arbeitsmärkte gekennzeichnet, d. h., dass Schulabgänger/-innen in der Regel über keine beruflichen Qualifikationen verfügen und diese „On the Job“ erwerben. Obwohl der Einstieg hier relativ schnell gelingt, ist davon auszugehen, dass die Qualität der ersten Jobs relativ gering ist, sowohl bezüglich der Bezahlung als auch der Arbeitsbedingungen (Befristung etc.). In den südeuropäischen Ländern dominieren diejenigen Übergangstypen, die durch Arbeitslosigkeit und Inaktivität geprägt sind, also die Typen „Scheitern“ und „Drop-out“. In diesen Ländern gibt es einerseits keine Berufsausbildungssysteme, die die Jugendarbeitslosigkeit verringern, andererseits aber einen hohen Beschäftigungsschutz, der Arbeitsmarkteinstiege generell erschwert. Auch die Typen „Unterbrechung“ und „Umweg“ sind hier relativ häufig vertreten. Dänemark zeichnet sich durch einen hohen Anteil der Übergangstypen aus, die Bildung beinhalten, also den „Rückkehr-“ bzw. den „Brückentyp“. Dieser Sachverhalt geht sowohl auf das Berufsausbildungssystem als auch auf die günstigen Bedingungen für weiterführende Bildungswege in Dänemark zurück. In Deutschland dominiert mit dem dualen System der Berufsausbildung der „Brückentyp“.

Schaubild E1.2-1: Übergangstypen
Schaubild E1.2-1 (barrierefrei)


Schaubild E1.2-1: Übergangstypen

Schaubild E1.2-2: Übergangstypen nach Ländern
Schaubild E1.2-2 (barrierefrei)


Schaubild E1.2-2: Übergangstypen nach Ländern

Fußnoten

337r die vorliegende Analyse wurden die Daten des Europäischen Haushaltspanels für 10 EU-Länder ausgewertet. Dieser Datensatz enthält monatliche Informationen über den individuellen Arbeitsmarktstatus. Die individuellen Arbeitsmarktstatussequenzen wurden unter Zuhilfenahme des Optimal-Matching-Algorithmus miteinander verglichen und mit Clusteranalyse in Gruppen eingeteilt, sodass die Ähnlichkeit innerhalb einer Gruppe maximiert und die zwischen Gruppen minimiert worden ist (vgl. Brzinsky-Fay 2007).

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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