Sie befinden sich hier:

 

DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

B4.4.2 Strukturen der geregelten Fortbildung

Der folgende statistische Überblick(vgl. Erläuterung in Kapitel A9.1.2) soll dabei behilflich sein, die gegenwärtige Bedeutung postsekundarer beruflicher Bildung in Deutschland im Umfeld des Arbeitsmarktes beurteilen zu können und diese Einschätzung mit empirischen Belegen zu untermauern. Diesem Anspruch folgend wird zunächst die Bedeutung beruflicher Aufstiegsfortbildung für unterschiedliche Altersgruppen vergleichend zu alternativen beruflichen Bildungswegen quantifiziert. Anschließend werden einige Kennzahlen der Arbeitsmarktintegration diskutiert. Abschließend wird mittels Pfaddiagrammen die Bedeutung verschiedener Bildungswege veranschaulicht.

Die Bedeutung postsekundarer Bildungskombinationen im Vergleich

Die berufliche Ausbildung kombiniert mit einer anerkannten Aufstiegsfortbildung ist nur eine Möglichkeit für eine berufliche Karriere unter vielen. Darunter ist die Ausbildung auch ohne den späteren Erwerb eines Fortbildungsabschlusses mit über 50 % in der Bevölkerung sehr häufig vertreten Tabelle B4.4.2-1. Dies trifft auf Männer und auf Frauen gleichermaßen zu, wobei der Anteil bei den Frauen kontinuierlich leicht über dem der Männer liegt. Ob es sich bei den etwas geringeren Quoten der unter 35-Jährigen um einen reinen Alterseffekt oder wenigstens partiell um veränderte Präferenzen der jüngeren Geburtenjahrgänge handelt, ist aus dieser Darstellung nicht ersichtlich. Vor dem Hintergrund vergleichsweise hoher Anteile mit Hochschulstudium in diesen Jahrgängen ist zu vermuten, dass sich die Bildungsentscheidungen in den jüngeren Kohorten leicht zugunsten der Hochschulabschlüsse verschoben haben. Trotz alledem bleibt die berufliche Ausbildung die beliebteste berufliche Qualifikation, und die Zahlen deuten nicht darauf hin, dass sich an dieser Tatsache sehr bald etwas ändern könnte.

Der Bereich der anerkannten Aufstiegsfortbildungen als weiterführender Bildungsweg beansprucht in den Altersgruppen der über 40-Jährigen einen relativ konstanten Anteil. Über 10 % der Männer dieser Jahrgänge wählen demnach diesen Bildungsweg. Frauen sind mit höchstens 5 % nur etwa halb so oft in dieser Gruppe vertreten. Da ein großer Teil der anerkannten Aufstiegsfortbildungen auf männliche Domänen in den Fertigungsberufen und im Handwerk entfällt, ist der sehr viel geringere Anteil von Frauen mit anerkannten Aufstiegsfortbildungen wenig verwunderlich. Dieses Verhältnis zwischen den Anteilen der Männer und der Frauen ist in den jüngeren Kohorten ebenfalls zu beobachten – wenn auch auf einem niedrigeren Niveau.

Tabelle B4.4.2-1: Verteilung verschiedener beruflich qualifizierender Abschlüsse in der Bevölkerung – Betrachtung der Gesamtbevölkerung nach Altersgruppen
Tabelle B4.4.2-1 (barrierefrei)


Tabelle B4.4.2-1: Verteilung verschiedener beruflich qualifizierender Abschlüsse in der Bevölkerung – Betrachtung der Gesamtbevölkerung nach Altersgruppen

Arbeitsmarktbezogene Ergebnisse postsekundarer Berufsbildungsprogramme

Eine wichtige Frage – sowohl für die Entwicklung des Systems als auch für individuelle Bildungsentscheidungen – ist die nach dem Nutzen bestimmter beruflicher Bildungswege im Vergleich zu alternativen Bildungsoptionen. Unter der Annahme, dass eine höhere berufliche Qualifizierung die individuellen Arbeitsmarktchancen steigert, sollte sich eine höhere Qualifikation in einigen Kennzahlen für die Qualität von Arbeitsverhältnissen widerspiegeln und auf diese Weise Anreize für eine hochwertige berufliche Bildung schaffen.

Ein wichtiger Indikator für den beruflichen Erfolg ist die Wahrscheinlichkeit unfreiwilliger Erwerbslosigkeit. Die Zahlen im ersten Teil von Tabelle B4.4.2-2 dokumentieren, in welchem Umfang die Erwerbslosenquoten zwischen den verschiedenen Gruppen variieren. Dabei ist gut zu erkennen, dass Personen ohne berufliche Ausbildung das höchste Risiko tragen, erwerbslos zu sein. Bei einer Erwerbslosigkeit von ca. 6 % tragen Personen mit einer beruflichen Ausbildung bereits ein deutlich geringeres Risiko, erwerbslos zu sein. Sowohl Fortbildungsabschlüsse als auch Hochschulabschlüsse führen zu einer weiteren Reduzierung auf bis unter 3 %. Die Unterschiede zwischen Männern und Frauen sind diesbezüglich vergleichsweise gering.

Im zweiten Teil von Tabelle B4.4.2-2 sind jeweils die ersten 3 Quartile der Einkommensverteilung untergliedert nach Bildungswegen und Geschlecht dargestellt.

Tabelle B4.4.2-2: Returns on Investment – Arbeitsmarktbezogene Ergebnisse beruflicher Bildung
Tabelle B4.4.2-2 (barrierefrei)


Tabelle B4.4.2-2: Returns on Investment – Arbeitsmarktbezogene Ergebnisse beruflicher Bildung

E Quartile

Quartile werden berechnet, indem die vorliegende Verteilung zunächst geordnet wird. In diesem Fall wird die Stichprobe nach dem Einkommen aufsteigend und für jede der im Tabellenkopf unterschiedenen Teilgruppen getrennt sortiert. Das 1. Quartil ist gleich dem Einkommen, das dem letzten Datum der ersten 25 % der (aufsteigend sortierten) Fälle entspricht. Das 2. Quartil – der Median – wird bei 50 % der Verteilung gemessen und das 3. Quartil analog dazu bei 75 %.

Die Einkommen der Erwerbstätigen mit verschiedenen Bildungswegen unterscheiden sich deutlich voneinander. Hohe berufliche Qualifikation führt in der Regel zu deutlich höheren Einkommen sowohl bei Männern als auch bei Frauen. Dabei ist sehr deutlich zu erkennen, dass eine fehlende berufliche Qualifikation (äußerste rechte Spalte) zu auffallend geringen Einkommen führt. Der Median beträgt im Vergleich zu Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung (äußerste linke Spalte) mit 1.850 E nur etwa zwei Drittel gegenüber 2.500 E bei den Männern und 900 E gegenüber 1.500 E bei den Frauen. Damit liegt das Einkommen von Personen mit abgeschlossener Berufsausbildung um etwa 50 % über den Einkommen nicht formal Qualifizierter.

Zwischen Personen mit abgeschlossener beruflicher Ausbildung und denen mit einem auf einer Ausbildung aufbauenden Fortbildungsabschluss sind ebenfalls starke – wenn auch weniger drastische – Differenzen zwischen den Einkommen zu erkennen. Demnach führt eine Aufstiegsfortbildung im Median zu 500 E (25 %) mehr Einkommen bei den Männern und 700 E (47 %) mehr Einkommen bei den Frauen. An dieser Stelle ist Vorsicht bei der Interpretation geboten, insbesondere der Zahlen für Frauen. Die dargestellten Ergebnisse kontrollieren nicht die Effekte durch Teilzeitbeschäftigung, deren Anteil bei Frauen in der Regel besonders hoch ist. Der starke Einkommensgewinn der Frauen mit einem Fortbildungsabschluss ist ggf. auf eine geringere Teilzeitquote dieser Frauen zurückzuführen. Dennoch kann festgehalten werden, dass ein Fortbildungsabschluss zu deutlich höheren Einkommen führt.

Die Einkommen der Erwerbstätigen mit Hochschulabschluss (Spalten 3 und 4) liegen nochmals stark über den Einkommen von Erwerbstätigen mit einem Fortbildungsabschluss. Die Steigerungsraten liegen wiederum im Bereich von 25 % bis 35 %. Demzufolge liegen Fortbildungsabschlüsse in Bezug auf das resultierende Einkommen zwischen reinen Ausbildungsabschlüssen und Hochschulabschlüssen.

Ähnlich wie beim Einkommen führt ein höherer Bildungsabschluss auch zu anderen Arten von Beschäftigung. Insbesondere die Bedeutung einfacher Tätigkeiten nimmt mit höheren Bildungsabschlüssen ab. Während von den Personen ohne beruflichen Abschluss annähernd 50 % der Frauen bzw. knapp 40 % der Männer mit einfachen Tätigkeiten beschäftigt werden, sind es bei den Personen mit abgeschlossener beruflicher Ausbildung lediglich knapp 20 % der Frauen bzw. knapp 10 % der Männer. Bei den Personen mit Fortbildungsabschluss und in gleichem Ausmaß bei Personen mit Hochschulabschluss ist der Anteil der Beschäftigung mit einfachen Tätigkeiten nahezu bedeutungslos niedrig. Zwischen den Letztgenannten sind diesbezüglich kaum Differenzen auszumachen.

Übergänge in andere Bildungsangebote

Die folgenden Darstellungen sollen dazu dienen, die quantitative Bedeutung verschiedener Bildungswege und – darin eingebettet – den Stellenwert von Fortbildungsabschlüssen zu verdeutlichen. Wegen der Komplexität der Abbildungen wird auf eine erschöpfende Erklärung verzichtet. Stattdessen werden punktuell einige Befunde bezüglich Fortbildungsabschlüssen erläutert, die hier besonders nennenswert erscheinen.

Spezifik der Datengrundlage
Bei der Interpretation der Zahlen sollte beachtet werden, dass die Angaben ausschließlich Abschlüsse repräsentieren und keine abgebrochenen Versuche enthalten. Daher könnten beispielsweise Übergänge zur Hochschule in anderen Statistiken merklich höher ausfallen, wenn beispielsweise alle Studienanfänger berücksichtigt werden. Weiterhin werden bei der Erhebung ausschließlich Personen berücksichtigt, die in der Regel mindestens 10 Stunden pro Woche erwerbstätig sind. Es ist anzunehmen, dass das beobachtete Bildungsverhalten mit der Erwerbsneigung korreliert. Insofern kann es zu einer weiteren Ergebnisverzerrung kommen.307

Erläuterung der Darstellungsform
In den Flussdiagrammen der Schaubilder B4.4.2-1 bis B4.4.2-3 kann abgelesen werden, wie sich die Bildungsverläufe verschiedener Alterskohorten zusammensetzen. Im Sinne eines Stufenmodells des beruflichen Bildungssystems ist zu erkennen, welcher Anteil einer Alterskohorte ausgehend vom Erwerb der Ausbildungs- bzw. Hochschulreife die jeweils nachfolgende Stufe erreicht. Der vorgesehene Weg für Hochschulzugangsberechtigte kann bis an die Hochschule führen, während ohne HZB mit einer Aufstiegsfortbildung in der Regel die höchste Stufe erreicht ist. In der Darstellung wird allen Personen einer Stufe eine Position auf der darauffolgenden Stufe zugeordnet, sodass die Summe auf jeder Stufe dem Anteil der Personen auf der vorangehenden Stufe entspricht. Die Grundlage der Daten ist die BIBB / BAuA-Erhebung 2006 . Es ist deshalb bei der Interpretation zu berücksichtigen, dass sich in den Darstellungen ausschließlich bereits realisierte Abschlüsse, aber keine abgebrochenen Versuche wiederfinden lassen. Weiterhin sollte beachtet werden, dass die Reihenfolge der Abschlüsse im Einzelfall nicht zwingend der hier dargestellten entspricht. So kann ein beruflicher Ausbildungsabschluss auch nach einem Studium erfolgen.308

E BIBB / BAuA (ETB)

Die BIBB / BAuA-Erwerbstätigenbefragung 2005 / 2006 ist eine Repräsentativbefragung von 20.000 Erwerbstätigen in Deutschland, die gemeinsam vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) und der Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) durchgeführt und vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) gefördert wird. Ziel der Erhebung ist es, differenzierte repräsentative Informationen über Erwerbstätige und Arbeitsplätze in Deutschland für die quantitative Berufs- und Qualifikationsforschung und die Arbeitsschutzberichterstattung bereitzustellen.

Ergebnisse
Zunächst wird deutlich, dass die berufliche Ausbildung innerhalb aller dargestellten Alterskohorten eine überaus bedeutsame Position einnimmt. Unter Personen ohne Hochschulzugangsberechtigung (HZB) ist sie mit etwa 90 % die häufigste weiterführende Ausbildung nach der allgemeinbildenden Schule. Aber auch unter Hochschulzugangsberechtigten ist die berufliche Ausbildung für etwa 45 % bis 55 % eine Alternative zur Hochschule. Von ihnen erreichen später mehr als 50 % einen Hochschulabschluss (nicht bei nachgeholter HZB). So verbleiben letztlich etwa 25 % bis 30 % eines Altersjahrgangs mit HZB (bspw. in Schaubild B4.4.2-2: 7,7 + 24,1), die eine berufliche Ausbildung abschließen, ohne einen Hochschulabschluss zu erwerben. Insgesamt erwerben etwa 65 % bis 70 % einen Hochschulabschluss, von denen mehr als ein Drittel zusätzlich eine berufliche Ausbildung abgeschlossen hat (bspw. Schaubild B4.4.2-3: [20,7 + 3,7] / [51,7 + 20,7 + 3,7]).

Die Übergänge von einer beruflichen Ausbildung zu einem Fortbildungsabschluss sind ebenfalls ungleich verteilt. Einerseits zeigen sich deutliche Unterschiede zwischen Personen mit und ohne HZB, wobei Erstere eine um etwa ein Drittel höhere Neigung aufweisen, eine Fortbildung abzuschließen. Andererseits sind zwischen den Alterskohorten ebenfalls erhebliche Differenzen auszumachen. Die Ergebnisse lassen sich wie folgt zusammenfassen:

(1) Mit zunehmendem Alter steigt der Anteil der Fortbildungsabschlüsse. Dieser Prozess scheint in der Gruppe der 35- bis 44-Jährigen weitgehend abgeschlossen zu sein, da bei den 45- bis 54-Jährigen keine weitere Steigerung zu erkennen ist.

(2) Insgesamt erlangt etwa ein Achtel aller Personen mit beruflicher Ausbildung eine abgeschlossene Aufstiegsfortbildung (unabhängig von der HZB).

(3) Hochschulzugangsberechtigte schließen relativ häufiger eine anerkannte Aufstiegsfortbildung ab. Je nach Alterskohorte ist ihre Neigung zu einer Aufstiegsfortbildung bis zu 50 % höher (25- bis 34-Jährige) oder um etwa 25 % höher (45- bis 54-Jährige) als bei Personen ohne HZB.

(4) Unter den Hochschulzugangsberechtigen erfolgen Fortbildungsabschlüsse zu einem früheren Zeitpunkt.

(5) Von den Hochschulzugangsberechtigten mit abgeschlossener Berufsausbildung und Fortbildungsabschluss schließen etwa 50 % ein Hochschulstudium ab (ohne nachgeholte HZB). Damit verbleiben etwa 7 % bis 8 % eines Jahrgangs auf dem Niveau des Fortbildungsabschusses. Dies liegt unterhalb des Anteils bei Personen ohne HZB, der bei über 8 % bis 10 % liegt Schaubild B4.4.2-2 und Schaubild B4.4.2-3.

(6) Die Daten lassen den Schluss zu, dass die betriebliche Karriere mit einer anerkannten Aufstiegsfortbildung nach wie vor eine hohe Bedeutung innerhalb des Systems der beruflichen Bildung besitzt.

(Manuel Schandock)

Schaubild B4.4.2-1: Bildungswege der 25- bis 34-Jährigen
Schaubild B4.4.2-1 (barrierefrei)


Schaubild B4.4.2-1: Bildungswege der 25- bis 34-Jährigen

Schaubild B4.4.2-2: Bildungswege der 35- bis 44-Jährigen
Schaubild B4.4.2-2 (barrierefrei)


Schaubild B4.4.2-2: Bildungswege der 35- bis 44-Jährigen

Schaubild B4.4.2-3: Bildungswege der 45- bis 54-Jährigen
Schaubild B4.4.2-3 (barrierefrei)


Schaubild B4.4.2-3: Bildungswege der 45- bis 54-Jährigen

Fußnoten

307 In den Schaubildern B4.4.2-1 bis B4.4.2-3 erscheinen die Anteile der Hochschulzugangsberechtigen, die eine berufliche Ausbildung absolvieren, etwas überhöht (vgl. Spangenberg u. a. 2010, Krewerth 2004).

308 Besonders bei Personen mit nachgeholter Hochschulzugangsberechtigung kann es häufiger der Fall sein, dass diese erst zusammen mit einer bestimmten Ausbildung erworben wird. Dies würde den hohen Anteil derer erklären, die mit einer nachgeholten Hochschulzugangsberechtigung eine berufliche Ausbildung mit einem Studium kombinieren, da die berufliche Ausbildung in diesen Fällen Voraussetzung für das Studium war.

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

Diese Information weitergeben

Diese Informationen weitergeben bei: Facebook Diese Informationen weitergeben bei: Twitter Diese Informationen weitergeben bei: MeinVZ

Social Bookmarks

Lesezeichen setzen bei: Google Lesezeichen setzen bei: Yahoo Lesezeichen setzen bei: Mr. Wong Lesezeichen setzen bei: Del.icio.us Lesezeichen setzen bei: Linkarena Lesezeichen setzen bei: Folkd Lesezeichen setzen bei: Yigg

Tools: