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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2012

A7.4 Die Entwicklung dualer Studiengänge zwischen 2004 und 2011

Duale Studiengänge erfreuen sich seit ihrer Einführung in den Siebzigerjahren stetig steigender Beliebtheit. Gerade in den letzten Jahren nahm die Steigerungsrate des in der Datenbank Ausbildung- Plus erfassten Angebots dualer Studiengänge rasant zu. Sie betrug von April 2009 bis April 2010 12,5 % und stieg bis April 2011 auf 20 % (AusbildungPlus 2010, AusbildungPlus 2011).

E Duale Studiengänge

Als dualer Studiengang wird ein Studium an einer Hochschule oder Berufsakademie mit integrierter Berufsausbildung bzw. Praxisphasen in einem Unternehmen bezeichnet. Neben dem Begriff des dualen Studiums werden für diese Studienform auch Bezeichnungen wie „Verbundstudium“, „kooperatives Studium“, „Studium mit vertiefter Praxis“ u. v. m. verwendet. Von klassischen Studiengängen unterscheidet sich ein dualer Studiengang durch einen höheren Praxisbezug, der abhängig von Studiengang und Hochschule variiert. Kennzeichnend für duale Studiengänge sind außerdem immer die beiden Lernorte Hochschule bzw. Akademie und Betrieb, an denen sie stattfinden. Berufspraxis und Studium sind organisatorisch und curricular miteinander verzahnt. In der Literatur werden 4 Typen von dualen Studiengängen unterschieden:

  • Ausbildungsintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit einer Ausbildung in einem anerkannten Ausbildungsberuf. Dabei werden die Studienphasen und die Berufsausbildung sowohl zeitlich als auch inhaltlich miteinander verzahnt. Es wird neben dem Studienabschluss, mittlerweile ist das im Regelfall der Bachelor, noch ein zweiter anerkannter Abschluss in einem Ausbildungsberuf erworben.
  • Praxisintegrierende duale Studiengänge verbinden das Studium mit längeren Praxisphasen im Unternehmen. Zwischen den Lehrveranstaltungen an der Hochschule und der praktischen Ausbildung besteht ein inhaltlicher Bezug. Voraussetzung für eine Immatrikulation in einen praxisintegrierenden Studiengang ist eine vertragliche Bindung an ein Unternehmen, häufig in Form eines Arbeitsvertrags oder auch Praktikanten- oder Volontariatsvertrags.
  • Berufsintegrierende duale Studiengänge sind Studiengänge für die berufliche Weiterbildung. Das Studium wird mit einer beruflichen Teilzeittätigkeit kombiniert. Ein wechselseitiger inhaltlicher Bezug zwischen der beruflichen Tätigkeit und dem Studium ist auch bei diesem Modell vorgesehen.
  • Berufsbegleitende duale Studiengänge ähneln Fernstudiengängen. Das Studium wird neben einer Vollzeitberufstätigkeit hauptsächlich im Selbststudium mit Begleitseminaren absolviert. Im Unterschied zu normalen Fernstudiengängen leistet bei diesem Modell der Betrieb einen spezifischen, dem Studium förderlichen Beitrag. Das kann beispielsweise die Freistellung von der Arbeit für die Präsenzphasen oder das Bereitstellen von betrieblichen Arbeitsmitteln sein.

Ausbildungs- und praxisintegrierende duale Studiengänge sind Angebote für die berufliche Erstausbildung und richten sich an Abiturienten bzw. Interessenten mit Fachhochschulreife. Berufsintegrierende und berufsbegleitende duale Studiengänge sind auf die berufliche Weiterbildung ausgerichtet und sprechen Studieninteressierte an, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit ein Studium absolvieren möchten.

In der AusbildungPlus-Datenbank wurden zum 30. April 2011 929 verschiedene duale Studiengänge erfasst. Dies bedeutete eine Zunahme um 153 Studiengänge im Vergleich zum Vorjahr. In ähnlicher Weise stieg die Zahl der angebotenen Studienplätze um 21 % auf mehr als 61.000 an. Deutlich überproportional war die Zunahme bei den Angeboten der Unternehmen. Sie betrug 47 % und illustriert eindrucksvoll das gestiegene Interesse der Wirtschaft an dieser Ausbildungsform, die hier zum einen die Möglichkeit sieht, Fachkräftenachwuchs bedarfsgerecht und praxisnah auszubilden. Zum anderen wird der Wettbewerb um Absolventen/Absolventinnen vor den Hochschuleintritt verschoben und so ein Wettbewerbsvorteil ermöglicht. In Tabelle A7.4-1 wird die Entwicklung des Angebots von dualen Studiengängen von 2004 bis 2011 auf Basis der Ausbildung- Plus-Datenbank dargestellt.

Die in der AusbildungPlus-Datenbank enthaltenen dualen Studiengänge sind dabei bis auf wenige Ausnahmen den Studiengängen für die Erstausbildung zuzuordnen und schließen mit dem akademischen Abschluss Bachelor of Arts, Bachelor of Engineering oder Bachelor of Science ab. Duale Studiengänge für die Weiterbildung schließen in der Regel mit einem Master ab.

E AusbildungPlus-Datenbank

Die Datenbank AusbildungPlus ist ein vom Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördertes Projekt des Bundesinstituts für Berufsbildung. Sie bietet einen Überblick über bundesweite Ausbildungsangebote mit Zusatzqualifikation und über duale Studiengänge (http://www.ausbildungplus.de). Diese werden seit 2001 in einer Datenbank erfasst und Interessierten Jugendlichen, Unternehmen, Bildungsanbietern und der Wissenschaft zugänglich gemacht. Die AusbildungPlus-Datenbank bietet mit ihrem umfassenden Datenbestand die Möglichkeit, Trends und Entwicklungen im Bereich hochwertiger Ausbildungsangebote aufzuzeigen, sie bildet das entsprechende Angebot jedoch nicht im Sinne einer statistischen Vollerhebung ab.

Tabelle A7.4-1: Duale Studiengänge von 2004 bis 2011
Tabelle A7.4-1 (barrierefrei)


Tabelle A7.4-1: Duale Studiengänge von 2004 bis 2011

Anbieter

Duale Studiengänge sind traditionell eine Domäne der Fachhochschulen. Sie boten 2011 die meisten dualen Studienangebote an (545) und verzeichneten mit einer Zunahme um 38 % auch die höchste Steigerungsrate. Die „sonstigen Hochschulen“ haben ihr Angebot um 7 % auf 203 Studienangebote gesteigert, darin enthalten sind 189 Angebote der dualen Hochschule Baden-Württemberg. In Tabelle A7.4-2 wurde 2010 mit der Zusammenfassung der Berufsakademien in Baden-Württemberg zur dualen Hochschule Baden-Württemberg die Kategorie „Sonstige Hochschule“ eingeführt. Dies erklärt auch den Rückgang des Angebots der Berufsakademien im gleichen Jahr. Die Berufsakademien standen mit 153 Studienangeboten an dritter Stelle. Das geringste Angebot machten die Universitäten zum Stichtag 30. April 2011 mit lediglich 28 Studiengängen. Die Wirtschafts- und Verwaltungsakademien (VWA) werden nicht mehr gesondert ausgewiesen. Sie sind privatrechtliche Bildungseinrichtungen, die eine duale Abiturientenausbildung anbieten. Die Absolvierenden dieser Ausbildung erwerben in der Regel erst durch Kooperationen mit staatlich anerkannten Hochschulen oder Akademien einen akademischen Abschluss und werden in der Auswertung der AusbildungPlus- Datenbank bei den prüfenden Ausbildungsinstitutionen gezählt.

Tabelle A7.4-2: Anbieter von dualen Studiengängen von 2004 bis 2011
Tabelle A7.4-2 (barrierefrei)


Tabelle A7.4-2: Anbieter von dualen Studiengängen von 2004 bis 2011

Fachrichtungen

Die meisten dualen Studiengänge in der AusbildungPlus- Datenbank sind den Wirtschafts- und Ingenieurwissenschaften sowie der Informatik zuzuordnen. Tabelle A7.4-3 zeigt sehr deutlich den Einfluss der Unternehmen auf das Fächerspektrum dualer Studiengänge: Duale Studienplätze werden in den Fächern angeboten, mit deren Absolventen/ Absolventinnen die Unternehmen ihren künftigen Fachkräftebedarf decken möchten. Über 40 % des Gesamtangebots der Jahre 2004 bis 2011 entfielen dabei auf die Wirtschaftswissenschaften. Das Schwerpunktfach ist hierbei die Betriebswirtschaftslehre. Überdurchschnittliche Steigerungsraten im Angebot verzeichneten auch das allgemeine Ingenieurund das Bauingenieurwesen. Damit setzte sich ein Trend aus dem Vorjahr fort: Auch in 2010 verzeichneten diese Fächer und zusätzlich die Elektrotechnik Steigerungsraten deutlich über dem Durchschnitt.

Tabelle A7.4-3: Fachrichtung von dualen Studiengängen von 2004 bis 2011
Tabelle A7.4-3 (barrierefrei)


Tabelle A7.4-3: Fachrichtung von dualen Studiengängen von 2004 bis 2011

Regionale Verteilung

Die beiden Bundesländer mit den meisten dualen Studienangeboten waren wie im Vorjahr Baden- Württemberg mit 236 Angeboten und Nordrhein- Westfalen mit 198 Angeboten. Eine außergewöhnliche Steigerung der angebotenen dualen Studiengänge verzeichnete Bayern mit 88 % auf nunmehr 126 Angebote, wie Tabelle A7.4-4 zeigt. Im Mittelfeld lagen Sachsen (77 Angebote), Hessen (70 Angebote) und Niedersachsen (65 Angebote). Hohe Steigerungsraten auf allerdings niedrigerem Gesamtniveau verzeichneten Rheinland-Pfalz (+92 % auf 23 Angebote), Mecklenburg-Vorpommern (+50 % auf 9 Angebote) und Sachsen-Anhalt (+27 % auf 14 Angebote). In 3 Bundesländern nahm das Angebot ab: Brandenburg, Saarland und Schleswig-Holstein.

(Jochen Goeser)

Tabelle A7.4-4: Regionale Verteilung dualer Studiengänge von 2004 bis 2011
Tabelle A7.4-4 (barrierefrei)


Tabelle A7.4-4: Regionale Verteilung dualer Studiengänge von 2004 bis 2011

Bibliografischer Hinweis

Internetversion des BIBB-Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2012 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2012).

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