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DATENREPORT ZUM BERUFSBILDUNGSBERICHT 2009

A5.10 Übergang von Ausbildung in Beschäftigung

Berufliche Ausbildung leistet einen wesentlichen Beitrag zur Integration ins Erwerbsleben und zur Sicherung der Zukunftschancen junger Menschen. Ein erfolgreicher Einstieg in die Arbeitswelt ist eine grundlegende Voraussetzung zur Realisierung individueller Berufs- und Arbeitschancen. Diese „zweite Schwelle“ markiert die Schnittstelle zwischen Berufsausbildung und Arbeitsmarkt, an der entscheidende Weichen für den späteren Berufsverlauf gestellt werden. Die Phase des Übergangs vom Ausbildungs- in das Beschäftigungssystem verläuft jedoch nicht für alle Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen reibungslos. Vielmehr kann sie von Brüchen und Unwägbarkeiten begleitet sein. Der folgende Abschnitt analysiert aus einer anderen Perspektive die berufliche Einmündung junger Menschen mit dualer Ausbildung als das IAB-Betriebspanel vgl. Kapitel A5.9.2. Nicht die Sicht der Betriebe, sondern der Berufseinstieg der Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen steht im Mittelpunkt. Die Daten der IAB-Beschäftigtenstichprobe 2004 umfassen Angaben zur Beschäftigung über Meldungen der Sozialversicherung sowie zur Arbeitslosigkeit über die amtliche Statistik der Bundesagentur für Arbeit. Hiermit kann die Berufseinstiegsphase von Ausbildungsabsolventinnen und Ausbildungsabsolventen nachvollzogen werden.

E IAB-Beschäftigtenstichprobe

Die Ergebnisse basieren auf der IAB-Beschäftigtenstichprobe 2004. Diese enthält Meldungen der Bundesagentur für Arbeit und der Sozialversicherung aus den Jahren 1975 bis 2004 und beinhaltet u. a. Informationen über Qualifikation, Erwerbsstatus, Einkommen sowie Sektoren- und Regionenzugehörigkeit. Dieser Datensatz wurde 2008 veröffentlicht, da Aufbereitung, Stichprobenziehung und vor allem Anonymisierung sehr aufwendig sind.

Im Datensatz können 4.447 erfolgreiche Absolventen einer dualen Ausbildung 2003 identifiziert werden. Es ist sowohl der Status „Auszubildende“ erfasst als auch der Ausbildungsabschluss. Die Arbeitslosenquote des Ausbildungsjahrgangs 2003 kann bis 12 Monate nach Ausbildungsabschluss untersucht werden.

Die folgenden Berechnungen beziehen sich lediglich auf den Teil der Absolventinnen und Absolventen, der zum untersuchten Zeitpunkt einer sozialversicherungspflichtigen Beschäftigung nachgeht oder Leistungen der Bundesagentur für Arbeit empfängt. Dies trifft vor allem auf Wehr-/Zivildienstleistende nicht zu, aber z. B. auch nicht auf Beamte, Selbstständige, Studierende oder Personen in Familienarbeit.

Bis zum Berufsbildungsbericht 2007, der das Berichtsjahr 2005 beinhaltet, wurde jährlich über die Arbeitslosenzugänge nach einer betrieblichen Ausbildung Bericht erstattet. Danach standen die Daten aus der amtlichen Statistik der Bundesagentur für Arbeit nicht mehr zur Verfügung. Im Berufsbildungsbericht 2005 wurde über die Arbeitslosenzugänge der Absolventinnen und Absolventen des Jahres 2003 berichtet, die sich unmittelbar nach Beendigung der Berufsausbildung arbeitslos meldeten (vgl. hierzu Bundesministerium für Bildung und Forschung 2005, S. 232 ff.).

Um eine vertiefende Einsicht in den Berufseinstieg der dualen Absolventen des Jahres 2003 zu gewinnen, wird einerseits der Anteil der Arbeitslosigkeit des Ausbildungsjahrgangs 2003 bis ein Jahr nach Ausbildungsabschluss analysiert. Andererseits wird der Anteil sozialversicherungspflichtiger Beschäftigung differenziert analysiert: als integrierte sowie als prekäre Beschäftigung (vgl. Castel 2000 und Kraemer/Speidel 2004). Kriterien für prekäre Beschäftigung sind das Auftreten von Niedrigeinkommen und Leiharbeit.

E Prekäre Beschäftigung

Wichtigstes Kriterium für prekäre Beschäftigung192 ist das Niedrigeinkommen. Als solches wird ein Bruttoeinkommen unterhalb einer Grenze von zwei Dritteln des Medians der Absolventen dualer Ausbildung definiert.193 Ein weiterer Indikator ist die Leiharbeit. Andere Indikatoren prekärer Beschäftigung wie befristete Beschäftigung sind nicht im Datensatz enthalten.

Eine differenzierte Betrachtung von Beschäftigung und Arbeitslosigkeit zu verschiedenen Zeitpunkten an der zweiten Schwelle ergibt Folgendes: In Deutschland meldeten sich im Jahr 2003 einen Monat nach Beendigung der Ausbildung 22,9 % der Absolventen/-innen bei der Bundesagentur für Arbeit arbeitslos Übersicht A5.10-1. Dieser Anteil reduzierte sich nach 12 Monaten auf 11,1 %.

Die Arbeitslosenquote im Anschluss an die Ausbildung variiert zwischen alten und neuen Ländern beträchtlich, die Situation in den neuen Ländern erweist sich noch immer als besonders problematisch. Der Anteil der Arbeitslosen einen Monat nach erfolgreich abgeschlossener Ausbildung betrug 2003 in den neuen Ländern 37,7 % und 19,4 % in den alten.

In den neuen Ländern sank die Arbeitslosigkeit dieser Personengruppe innerhalb der nächsten zwei Monate auf 25,5 %. Ein Jahr nach Beendigung der Ausbildung ging der Anteil der Arbeitslosen auf 17,8 % zurück, in den alten Ländern betrug er 9,6 %. Es zeigt sich also ein deutlicher Rückgang der Arbeitslosenquote 12 Monate nach der Ausbildung. Die Arbeitslosenquote der Absolventen und Absolventinnen nähert sich damit der Arbeitslosenquote aller abhängigen zivilen Erwerbspersonen im Jahr 2004 an (West: 9,4 %; Ost: 20,1 %) (Bundesagentur für Arbeit 2009).

Auch der Anteil der Personen, die einen Monat nach dem Absolvieren der Berufsausbildung in einer prekären Beschäftigung waren, erwies sich in den neuen Ländern als deutlich höher. So betrug der Anteil dieser Personengruppe in den alten 12,2 % und in den neuen Ländern 27,0 %. Dieser Prozentsatz stieg 12 Monate nach Abschluss in den alten Ländern auf 16,0 % und in den neuen Ländern auf 38,4 % an. Für Gesamtdeutschland erhöhte sich der Anteil in diesem Zeitraum von 15,0 % auf 20,0 %. Im Gegensatz zur Arbeitslosigkeit zeichnet sich bei prekärer Beschäftigung ein Anstieg im Untersuchungszeitraum ab. Möglicherweise münden Absolventen/-innen nach einer gewissen Phase der Arbeitslosigkeit in eine prekäre Beschäftigung ein.

Der Anteil integrierter Beschäftigung betrug einen Monat nach Abschuss der Ausbildung für Gesamtdeutschland 62,0 %. Dieser Anteil stieg nach 12 Monaten auf 68,9 % an. In den alten Ländern waren 68,3 % einen Monat nach der Ausbildung in einer integrierten Beschäftigung, während dies in den neuen Ländern auf lediglich 35,3 % zutraf. Nach 12 Monaten lag dort der Anteil der Personen in integrierter Beschäftigung mit 43,8 % noch deutlich unter dem Anteil der alten Länder (74,4 %).

In den neuen Ländern sind zu allen Zeitpunkten die Arbeitslosenquote und der Anteil prekärer Beschäftigung sehr hoch. In den alten Ländern ist die Lage um einiges besser, aber auch hier ist rund ein Viertel arbeitslos oder unterhalb des Niedrigeinkommens oder in Leiharbeit beschäftigt.

Unterschieden nach Männern und Frauen lag der Anteil der männlichen Ausbildungsabsolventen, die einen Monat nach Beendigung der Ausbildung arbeitslos waren, mit 23,4 % knapp über dem Anteil der weiblichen Ausbildungsabsolventinnen von 22,3 % Übersicht A5.10-2. Obwohl 9 Monate nach Ausbildungsende die Differenz zwischen jungen Frauen und Männern wieder sehr gering war (10,6 % und 11,4 %), stieg der Anteil der männlichen arbeitslosen Ausbildungsabsolventen nach 12 Monaten auf 13,0 %, der Prozentsatz der arbeitslosen Ausbildungsabsolventinnen verringerte sich auf 9,0 %.

Der Anteil der männlichen Absolventen, die einen Monat nach der Beendigung der Ausbildung in einer prekären Beschäftigung waren, lag mit 10,6 % deutlich unter dem Anteil der Frauen (20,3 %). Betrachtet man die Entwicklung 12 Monate nach Beendigung der Ausbildung, so hat sich der Anteil prekärer Beschäftigung bei Männern auf 16,6 % und bei Frauen auf 23,7 % erhöht.

Der Anteil der Männer, die nach Beendigung der Ausbildung eine integrierte Beschäftigung einnahmen, stieg im Untersuchungszeitraum leicht von 66,0 % auf 70,4 %, bei den Frauen erhöhte sich dieser Wert von 57,3 % auf 67,3 %.

Insgesamt ist der größte Teil der Absolventen/-innen in einer integrierten Beschäftigung. Dennoch überraschen der hohe Anteil und vor allem der Anstieg prekärer Beschäftigung im ersten Jahr nach Ausbildungsabschluss. Im Gegensatz dazu zeichnet sich bei der Arbeitslosenquote ein Rückgang ab. Sowohl Arbeitslosigkeit als auch prekäre Beschäftigung sind in den neuen Ländern viel höher als in den alten Ländern. Absolventinnen und Absolventen sind von Arbeitslosigkeit ähnlich betroffen, prekäre Beschäftigung findet sich bei den jungen Frauen aber wesentlich häufiger.

(Ralf Dorau, Sabrina Weller)

Übersicht A5.10-1: Integrierte und prekäre Beschäftigung sowie Arbeitslosigkeit im ersten Jahr nach erfolgreich beendeter dualer Ausbildung 2003 im Bundesgebiet (in %)

Übersicht A5.10-1
Quelle: IAB-Beschäftigten stichprobe 2004; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Übersicht A5.10-2: Integrierte und prekäre Beschäftigung sowie Arbeitslosigkeit junger Frauen und Männer im ersten Jahr nach erfolgreich beendeter dualer Ausbildung 2003 (in %)

Übersicht A5.10-2
Quelle: IAB-Beschäftigtenstichprobe 2004; Berechnungen des Bundesinstituts für Berufsbildung

Fußnoten

192 Ein genauerer Begriff als „prekär“ ist „prekäres Potenzial“, denn die hier gewählte Definition ist unabhängig davon, ob die Betroffenen selbst ihre Beschäftigung als prekär einschätzen oder nicht. Ob das prekäre Potenzial einer Beschäftigung tatsächlich realisiert wird, ergibt sich daher erst aus der Gesamtheit der Lebensumstände und den Entwicklungsmöglichkeiten einer Person (vgl. Mayer-Ahuja 2003). Über familiäre Lebensumstände sind im verwendeten Datensatz allerdings keine Angaben enthalten.
193 Die international übliche Auswahl des Medians begünstigt eine eher konservative Schätzung der Einkommensgrenze. Teilzeitbeschäftigung wird hier nicht per se als Beschäftigung mit prekärem Potenzial gewertet, sondern ebenfalls nach dieser Einkommensgrenze bemessen.

Bibliographischer Hinweis

Internetversion des BIBB Datenreports zum Berufsbildungsbericht 2009 - Informationen und Analysen zur Entwicklung der beruflichen Bildung. Hrsg.: Bundesinstitut für Berufsbildung, Bonn (2009).

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